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(K)Eine Frage der Ehre: Radikale Wertesysteme unter Migranten

(FOTOS: iStockphotos)

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Die Schießerei vergangenes Wochenende in Wien-Floridsdorf sowie Demos und Gegendemos im Zusammenhang mit dem Israel-Gaza-Konflikt zeigen erneut, wie stark Wertesysteme auseinanderklaffen können. Und erneut stehen Migranten im Zentrum.

Wörter wie „Haram“ (arabisch im religiösen Sinn „unrechtmäßig“ oder „verboten“) oder „Vallah“ (arabisch „Ich schwöre bei/mit Gott“) haben bereits vor einigen Jahren Eingang in die österreichische Jugendsprache gefunden. Dass neue Begriffe in die Sprache aufgenommen werden, ist nichts Neues und nichts Schlimmes. Allerdings sind damit auch Wertesysteme verbunden, die aus einem nicht-zentraleuropäischen Raum stammen. Eng mit diesen Ideologien ist selbstverständlich auch das Konzept der „Ehre“.

Gewalt für die „heilige Familie“

Genau diese „Ehre“ führte erst kürzlich zu einem Schussattentat in Wien-Floridsdorf, bei dem vier Schwerverletzte zu beklagen waren. Sowohl die Verdächtigen als auch die Opfer verfügen über einen Migrationshintergrund (Nordmazedonien, Bosnien und Iran). Berichten zufolge handelte es sich um einen Streit zwischen Familien oder um die Ehre der Familie.

Der Vorfall im 21. Wiener Gemeindebezirk ist jedoch nur einer von vielen. Erst im Juli dieses Jahres wurde ein 36-jähriger Mann aus Favoriten zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt, weil er den neuen Partner seiner Ehefrau mit sechs Schüssen aus einer Faustfeuerwaffe getötet hatte. Die vorsitzende Richterin stellte fest: „Sie haben den Mann geradezu in einem Overkill getötet.“

Eskalierter Familienstreit in Wien-Floridsdorf: Vier Verletzte und vier Festnahmen

Versteht mich nicht falsch, die Familie gilt in nahezu allen Kulturen als „heilig“. Die eigentliche Frage ist, wie man diese Familienehre verteidigt und wozu man bereit ist. In diesem Zusammenhang gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West, auch wenn ich diese Dichotomie nicht mag. Starre Geschlechterrollen und patriarchale Strukturen spielen dabei eine große Rolle. In den meisten Fällen von „Ehrengewalt“ gibt es eine strenge Geschlechtertrennung. Während Frauen aufgrund ihrer „tragenden“ und „passiven“ Rolle ihre Individualität abgesprochen wird, obliegt es den Männern aus solchen Wertesystemen, die Ehre der Frau oder der Familie um jeden Preis zu verteidigen.

„Für Volk und Vaterland!“

Wenn man das Konzept der „Familienehre“ weiterdenkt, liegt es nahe, dass Personen mit rigiden Wertesystemen diese Ideologie auch auf Landsleute bzw. Gleichgläubige ausweiten. Das Konzept der „Blutsverwandtschaft“ übersteigt somit seine eigentliche Bedeutung und wird auf alle Angehörigen derselben ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit ausgedehnt. Dies führt dazu, dass alles im Namen der Familie, des Volkes und des Vaterlandes getan wird. Beispiele hierfür gibt es viele, wie den Jugoslawienkrieg, den Kosovo-Konflikt oder den jüngsten Krieg zwischen Israel und der Hamas.

In all diesen Fällen ging es um die Ausdehnung oder Rückeroberung von Gebieten, die einem bestimmten Volk zugeschrieben wurden, um die Vereinigung der eigenen Landsleute innerhalb eines Staates und ähnliche Ziele. Menschlichkeit und Nächstenliebe, zwei essentielle Bestandteile aller Weltreligionen, werden im Namen des „großen heiligen Zwecks“ komplett ignoriert und mit Füßen getreten.

Leider sahen wir dies auch in den letzten Tagen in Wien. Während die Menschen am Ballhausplatz um die zivilen Opfer der terroristischen Angriffe der Hamas trauerten, zogen Palästina/Hamas-Befürworter nur wenige Straßen weiter im Rahmen einer Gegendemo auf die Straße. Ich möchte betonen, dass ich keine Partei ergreifen möchte. Es ist jedoch bedauerlich, dass das Trauern um zivile Opfer durch Parolen wie „Free Palestine From the River to the Sea“ gestört wurde, was zeigt, dass die „Ehre des Volkes“ über dem Individuum steht.

Diese Parole impliziert die Auslöschung des israelischen Staates zugunsten eines Groß-Palästinas. Nebenbei bemerkt war diese Protestaktion aufgrund der allgemeinen Sicherheitslage verboten. Das hinderte jedoch hunderte Pro-Palästina-Demonstranten nicht daran, für Unruhe am Stephansplatz zu sorgen. Die Wiener Polizei musste für Ordnung sorgen, da die Stimmung, gelinde gesagt, sehr aufgeheizt war. Insgesamt wurden 304 Personen angezeigt, eine nach dem Strafgesetzbuch, 292 nach dem Versammlungsgesetz und elf wegen anderer verwaltungsrechtlicher Vergehen.

Ein „muslimisches Problem“?

Viele würden nun vielleicht denken, dass es sich aufgrund der Täterprofile um ein „muslimisches Problem“ handelt, aber das ist weit gefehlt. Auch wenn unter Personen islamischen Glaubens möglicherweise mehr Fälle zu finden sind, so ist das keineswegs der Grund. Vielmehr sind es die bereits strengen patriarchalen und feudal-ländlichen Strukturen in den Herkunftsländern der Migranten, die den Nährboden für solche radikalen Ideologien bilden. Viele wissen vielleicht nicht, dass das Konzept der „Blutrache“ im mehrheitlich christlichen Montenegro bis heute ein Problem darstellt.

Gleichzeitig zeigt die umstrittene Verteidigungspolitik des israelischen Militärs im Gaza-Streifen, dass auch viele unschuldige Menschen getötet wurden, die mit der Hamas oder dem gesamten Israel-Gaza-Konflikt nichts zu tun hatten. Nun wird auch seit Tagen über eine Bodenoffensive gesprochen, wobei die UN befürchten, dass es sich um keinen Anti-Terrorkrieg gegen die Hamas, sondern vielmehr eine Auslöschung des Gaza-Streifens und all seiner Bewohner handelt. Und Israel ist mit Sicherheit kein mehrheitlich muslimischer Staat.

Es ist also leicht zu erkennen, dass es sich nicht um ein Problem einer bestimmten Religion handelt. Das Problem sind radikale und exklusive Wertesysteme, die sowohl innerhalb der Familie als auch über die Bildungssysteme der jeweiligen Länder weitergegeben werden. Das große Unverständnis für solche Taten und Handlungen in Europa rührt vielmehr daher, dass diese Ideologien auch in der Diaspora innerhalb von Migrantenfamilien weitergegeben werden.

Das Konzept der Ehre unter Migranten ist buchstäblich eine hochexplosive Mischung, unabhängig davon, ob es sich auf die Familie, das Volk oder das Vaterland bezieht, gekoppelt mit einer erhöhten Gewaltbereitschaft, die oft in der Herkunftsgeschichte begründet ist. Es ist keine Frage der Ehre, sondern eine Frage der Menschlichkeit. Um diesen Geschehnissen einen Riegel vorzuschieben, muss die österreichische Politik endlich reagieren, aber nicht mit Verboten, „Islam-Karten“ und anderen ausgrenzenden Maßnahmen, die eher dem Zeigefinger gleichen…

Anmerkung der Redaktion:
Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.
Nicht die Meinung der KOSMO Redaktion.