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KID CARE: Mit abstehenden Ohren muss man sich nicht abfinden!

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ÄSTHETIK. Abstehende Ohren liegen dann vor, wenn die Ohrmuschel zu sehr von der Seitenfläche des Kopfes absteht. Meistens ist das beidseitig und kann ganz leicht, aber auch sehr stark ausgeprägt sein.

Eine gestörte Ästhetik der Ohren wird erst zum Problem, wenn das Kind aufgrund des Spotts der Kameraden weinend nach Hause kommt. Kinder können unbarmherzig sein und hässliche Spitznamen und Beschimpfungen können Komplexe auslösen, was für eine zarte Kinderseele keinesfalls gut ist. Mädchen sind besonders empfindlich, und so kann es passieren, dass sie anfangen, sich wegen der auffälligen Lage und Form ihrer Ohren zurückzuziehen, dass sie ihre Haare nicht mehr zusammenbinden wollen und dass sich in ihnen die falsche Vorstellung bildet, sie seien hässlich. Das kann sich sehr negativ auf ihr Selbstbewusstsein und die Bildung ihrer Persönlichkeit auswirken. Daher darf man dieses „Problem“ nicht ignorieren, vor allem wenn das Kind häufiger betont, dass es sich dadurch belastet fühlt.

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Es kommt eine Zeit im Leben eines jeden Kindes, wenn es vom Bett der Eltern in seinem eigenen schlafen muss. Wir verraten verzweifelten und ratlosen Eltern, wie es ein für alle mal klappen kann.

 

Allerdings stellen Psychologen fest, dass es häufiger die Eltern sind, die abstehende Ohren als Problem empfinden, als die Kinder selbst, insbesondere, wenn sie dasselbe Problem hatten und befürchten, dass ihr Kind Spott und Hänseleien auf sich zieht. Darum bestehen sie sehr früh auf einer Operation, was nicht gut ist. Bevor sie sich für eine chirurgische Intervention entscheiden, sollten die Eltern mit dem Kind sprechen und zu erklären versuchen, dass der Eingriff nicht schrecklich ist und dass das alles leicht lösbar ist, aber sie sollten keineswegs darauf bestehen, dass das Kind ihre Empfehlung annimmt.

Der Eingriff zum Anlegen abstehender Ohren kann in jedem Lebensalter durchgeführt werden. Auch in späteren Jahren kann es zu einer Disproportion der Ohren und des Kopfes kommen, wenn die Knochen des Kopfes kleiner werden, aber die Ohren genauso groß und betonter werden als in der Jugend. Darum gibt es nicht selten Fälle, dass sich auch Personen von über 60 Jahren einem operativen Eingriff unterziehen. Wichtig ist zu betonen, dass die Operation keine sichtbaren Narben hinterlässt, denn diese liegen in der Falte hinter den Ohren.

Das sagt der Facharzt
Über die Ursachen und die Lösung des Problems von „Segelohren“ sprach KOSMO mit Dr. Lejla Kogler, Hals-, Nasen-, Ohrenfachärztin.

KOSMO: Wie und warum kommt es zu abstehenden Ohren?
Dr. Lejla Kogler: Die Entwicklung abstehender Ohren ist meistens genetisch bedingt, aber das heißt nicht, dass das Kind einer Person mit abstehenden Ohren auf jeden Fall dasselbe Problem haben muss. Ich betone, dass die Grundfunktion solcher Ohren nicht beeinträchtigt ist, sondern dass es sich ausschließlich um ein ästhetisches Problem handelt.

Wie effizient sind die Bemühungen von Eltern, ihren Kindern im allerfühesten Alter die Ohren mit Pflastern oder anderen Hilfsmittel aus der Apotheke anzulegen?
All diese Hilfsmittel und die Bemühungen der Eltern sind zweifelhaft und in den allermeisten Fällen erfolglos, denn der Knorpel im Ohr hat, wie man im Jargon sagt, ein „Gedächtnis“ und entwickelt sich so, wie das genetisch vorherbestimmt ist. D.h. alle Pflaster und anderen Hilfsmittel bereiten nur Unannehmlichkeiten und führen dazu, dass sich das Kind gegenüber den Altersgenossen andersartig fühlt, wenn man mit diesen Bemühungen auch in einem Alter fortfährt, in dem sich das Kind seines Aussehens bereits bewusst ist.

KINDER können durch Hänseleien und hässliche Spitznamen Komplexe entwickeln.

In welchem Alter kann sich ein Kind einem chirurgischen Eingriff unterziehen?
Eine Operation kann man nach dem sechsten Geburtstag des Kindes vornehmen, aber empfehlenswert ist es aufgrund des Kopfwachstums frühestens mit neun Jahren. Ich betone, dass bei all dem das Bewusstsein des Kindes die wichtigste Rolle spielt, denn es muss selber an der Entscheidung beteiligt sein. D.h. wenn ein Kind sich durch seine abstehenden Ohren nicht beeinträchtigt fühlt, sondern nur die Eltern sie als Problem empfinden, sollte man keine Operation durchführen.

Welche Voraussetzungen sind notwendig, um die Operation durchzuführen?
Die Operation muss in jedem Fall von einem Facharzt durchgeführt werden bzw. von einem HNO- oder plastischen Chirurgen. Natürlich müssen für den Eingriff sterile Bedingungen und adäquate Instrumente bereitstehen. Die Eltern sollten realistische Erwartungen haben und das Kind selbst muss die Operation wollen. Sehr wichtig ist, dass der Operationsverlauf dem Kind erklärt wird, damit es ihn versteht und akzeptiert: der Verband, das Tragen eines Bandes um den Kopf, aber auch mögliche postoperative Schmerzen. Vor dem Eingriff müssen die Eltern dem Arzt eine Fotodokumentation übergeben.

„Die Krankenversicherung trägt die Kosten der Operation bis zum vollendeten 14. Lebensjahr des Kindes“, erklärt uns Dr. Kogler. (FOTO: iStockphoto)

Zahlt die Gebietskrankenkasse, die GKK, die Operation?
Bei ordnungsgemäß vorgelegter Fotodokumentation trägt die GKK die Kosten des Eingriffs bis zum vollendeten 14. Lebensjahr des Kindes. Nach dem Ablauf dieser Altersfrist zahlen die Patienten die Operation selbst.

Kann die Operation negative Folgen haben?
Wie bei jeder Operation kann es auch beim Anlegen abstehender Ohren natürlich in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen, z.B. durch Entzündungen des Knorpels, ein Aufgehen der Fäden oder eventuelle Blutungen. Oder es kann passieren, dass der Patient mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist. Dann muss die Operation wiederholt werden.

Muss der Patient im Krankenhaus bleiben, und wenn ja, wie lange?
Wenn die Operation unter Vollnarkose durchgeführt wird, bleibt der Patient für einen Tag im Krankenhaus. In Fällen einer lokalen Betäubung wird das alles im Rahmen der Tagesklinik durchgeführt. Und diese Tatsachen zeigen klar, dass der Eingriff nicht kompliziert und der postoperative Verlauf nicht anspruchsvoll ist.

„Das Wichtigste ist das Bewusstsein des Kindes,
wenn die Entscheidung über eine Operation getroffen wird“,
betont Dr. Kogler.

Ist der operative Eingriff bei Erwachsenen komplizierter als bei Kindern?
Nein, nichts ist komplizierter. Auch ältere Patienten können sich diesen Eingriff bedenkenlos zumuten.

Wird das Problem durch die Operation dauerhaft gelöst?
In den meisten Fällen ist das eine dauerhafte Lösung und die Patienten sind sehr zufrieden.

Kontakt:
Dr. Lejla Kogler
OÄ HNO Barmherzige Brüder
HNO-Praxis: Jörgerstraße 41, 1170 Wien
E-Mail: lejla.orldhk@gmail.com