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CORONAVIRUS

Kommt in Österreich eine kürzere Quarantänezeit?

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

In mehreren europäischen Ländern gibt es derzeit Pläne oder zumindest intensive Debatten, die Coronavirus-Quarantäne zu verkürzen. Manche Länder, wie Frankreich haben diese auch bereits umgesetzt. Und wie sieht es in Österreich aus?

In Frankreich muss man sich künftig nur noch sieben Tage in die eigenen vier Wände zurückziehen. Das kündigte die französische Regierung am Dienstag an. Man begründete den Entschluss damit, dass man vor allem in den ersten fünf Tagen ansteckend sei und nachdem entweder Symptome aufgetreten seien oder der Test positiv ist. Nach einer Woche sei das Ansteckungsrisiko nur noch „sehr schwach“. Mit der Verkürzung will die Regierung eine bessere Akzeptanz der Selbstisolation erreichen, da ein großer Anteil der Franzosen sich nicht an die Quarantäne hält.

Verkürzung in anderen europäischen Ländern diskutiert
Und auch in anderen europäischen Ländern wird bereits eine Verkürzung der Quarantänezeit diskutiert. Italien etwa debattiert bereits über eine Halbierung. In Deutschland plädiert der Virologe Christian Drosten gar für eine Verkürzung auf fünf Tage für Kontaktpersonen – also nicht Infizierte, sondern Verdachtsfälle. Damit solle die Akzeptanz der Pandemiemaßnahmen in der Gesellschaft erhöht werden. In Deutschland gab es zuletzt wachsenden Widerstand von Covid-19-Skeptikern, die mehrmals zu Tausenden auf der Straße gegen die Pandemiemaßnahmen demonstrierten.

Mit diesem Vorschlag gehe er „bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie“, räumte er indirekt ein dadurch möglicherweise erhöhtes Risiko, Infizierte nicht zu identifizieren, ein.

Situation in Österreich
In Österreich hatte es bereits eine Verkürzung der Quarantänezeit für Rückkehrer aus Risikogebieten von 14 auf zehn Tage gegeben. Und auch die Gesundheitsministerinnen und -minister der EU-Staaten wollen nachziehen. Sie hatten sich vergangene Woche bereits darauf verständigt, die Quarantänezeit zu verkürzen – wie das in Österreich seit dem Sommer gilt. Aber könnte die Isolationszeit in Österreich noch weiter gesenkt werden, von 10 auf 7 oder gar 5 Tage?

Keine weitere Verkürzung geplant
Derzeit gäbe es keine entsprechenden Pläne, wie das Gesundheitsministerium auf Nachfrage gegenüber dem ORF bestätigt habe. Die Situation werde aber permanent beobachtet. Sollte sich die Pandemielage in Österreich verändern oder es etwa neue wissenschaftliche Erkenntnisse geben, sei eine Änderung der Quarantäneregeln möglich, wurde betont.

Bernhard Benka vom Gesundheitsministerium betonte, jene Debatte, die in Frankreich, Italien und Deutschland derzeit aktuell sei, habe man hierzulande bereits vor zwei Monaten geführt. Damals habe man – als eines der ersten europäischen Länder neben der Schweiz und Norwegen – die Dauer der Quarantäne von 14 auf zehn Tage verkürzt.

Zweierlei Quarantäne
Benka verwies darauf, dass es eigentlich zwei Arten von Quarantäne gibt, die in der Öffentlichkeit meist nicht unterschieden werden. Einerseits gibt es Quarantäneregeln für jene, die tatsächlich infiziert sind. Und zweitens Bestimmungen für Kontaktpersonen – also all jene, die Kontakt zu einer Person hatten, die positiv getestet wurde. Derzeit ist die Dauer für beide Formen von Quarantäne gleich lang, diese könnte aber auch unterschiedlich sein.

Wissensbasis „ständig im Wandel“
Bei Infizierten wisse man schon relativ lange, dass die Ansteckungswahrscheinlichkeit nach acht bis zehn Tagen in der Regel vorbei sei. Zu Kontaktpersonen gebe es diesbezüglich aber viel weniger gesichertes Wissen als zu Infizierten. Bei ersteren sei weltweit das Auftreten von Symptomen innerhalb von 14 Tagen nach dem Kontakt mit einer infizierten Person beobachtet worden. Der Großteil davon entwickle aber innerhalb von fünf bis zehn Tagen Symptome. Senke man die Quarantäne weiter, würde man riskieren, dass einige Infizierte unentdeckt bleiben, so Benka. Die Gesundheitsbehörde versuche jedenfalls, das Risiko möglichst gering zu halten. Letztlich sei die Festlegung der Quarantäne eine Risiko-Nutzen-Abwägung.

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