Start Politik
VÖLKERMORD

Kriegsopfer hoffen auf doppelte Verurteilung für „Schlächter von Srebrenica“ Ratko Mladić

(FOTO: Screenshot)

Überlebende des bosnischen Krieges hoffen, dass der ehemalige bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladić diese Woche zweifach wegen Völkermordes verurteilt wird. Experten halten dies jedoch für unwahrscheinlich.

Am morgigen Dienstag, 8. Juni soll das finale Urteil für den ehemaligen Kommandant der Armee der Republik Srpska Ratko Mladić fallen. Der „Schlächter von Srebrenica“ wurde bereits vor 3 Jahren wegen Völkermords in fünf bosnischen Gemeinden im Jahr 1992 sowie Völkermord in Srebrenica im Jahr 1995 für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Zahlreiche Berufungen zögerten das endgültige Urteil jedoch um Jahre hinaus. Morgen werden Überlebende des Bosnienkrieges in Den Haag sein, um das endgültige Urteil des UN-Gerichts zu sehen.

Die Opfer hoffen, dass der ehemalige Befehlshaber der bosnisch-serbischen Armee in beiden Anklagepunkten des Völkermords für schuldig befunden wird. Experten zweifeln jedoch an diesem Ausgang. Der Grund: Mladić wurde bei der erstinstanzlichen Urteilsverkündung in seinem Prozess 2017 zunächst von dem Genozid-Vorwurf im Jahr 1992 freigesprochen.

Die Aussichten für eine Verurteilung erscheinen aus mehreren Gründen wenig vielversprechend: Einige Experten haben wiesen darauf hin, dass der ehemalige politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, bereits 1992 vom Völkermord freigesprochen wurde. Andere Experten argumentieren den möglichen Freispruch damit, dass die Haager Staatsanwaltschaft nicht genügend Beweise für die Anklage des Völkermordes in fünf bosnischen Gemeinden gesammelt hat, weil sie ihre Bemühungen und Ressourcen auf Srebrenica konzentriert hat.

Vor zwei Wochen hatte Mladićs Verteidigung beantragt, den endgültigen Urteilsspruch vor dem Tribunal in Den Haag zu verschieben. Die Begründung: Sowohl die Verteidiger als auch ihr Mandant sollten persönlich im Gerichtssaal anwesend sein, forderten sie. Einer seiner Verteidiger, Dragan Ivetić, befände sich nämlich aktuell in stationärer Behandlung. Aufgrund seiner fortlaufenden Behandlung sei dieser nicht in der Lage, an der geplanten Urteilsverkündung teilzunehmen. Dennoch wird der Urteilsspruch nun am 8. Juni stattfinden.

Ratko Mladić wird vorgeworfen im Bosnienkrieg 1992 eine intensive ethnische Säuberungskampagne gegen Bosniaken und bosnische Kroaten als Kommandant der bosnisch-serbischen Truppen geführt zu haben. Diese zielte darauf ab die Kontrolle über große Gebiete zu übernehmen. Tausende wurden unter erbärmlichen Bedingungen in von Serben geführten Internierungslagern inhaftiert, und viele Insassen wurden misshandelt, gefoltert, sexuell missbraucht und getötet.

In der Anklageschrift heißt es, Mladić habe sich ab Mai 1992 an einem „gemeinsamen kriminellen Unternehmen“ beteiligt, um Bosniaken und bosnische Kroaten dauerhaft aus den von den bosnischen Serben begehrten Gebieten des Landes zu vertreiben. Weiters soll Mladić nicht nur gewusst haben, dass ein Völkermord von seinen Untergebenen bevorstand oder begangen wurde, er habe es weiterhin unterlassen, „notwendige und vernünftige“ Maßnahmen zu ergreifen, um ihn zu verhindern oder die Täter zu bestrafen.

Im November 2017 war Ratko Mladić vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag wegen Völkermordes, der Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Krieges in Bosnien in den 1990er Jahren schuldig gesprochen worden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie bereits erwähnt wurde gegen das Urteil jedoch Berufung eingelegt. Morgen wird sich nun endgültig entscheiden, ob der „Schlächter von Srebrenica“ nun tatsächlich lebenslang hinter Gitter muss.

Quellen und Links: