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Frauenverbot

Mihailo ist nie einer Frau begegnet

(FOTO: iStock/ vlasidis, Bogdan Kurylo)

Wie abgeschieden muss man leben, um niemals eine Person des anderen Geschlechts zu Gesicht zu bekommen? Diese Frage könnte man Mihailo Tolotos aus Chalkidiki (Griechenland) stellen. Leider wird uns nie bekannt werden, wie Tolotos sich das Aussehen einer „Frau“ vorgestellt hat, da er bereits verstorben ist. Der Mann lebte 82 Jahre lang ohne jemals eine Frau gesehen zu haben.

Tolotos wurde 1856 geboren, jedoch verstarb seine Mutter kurz nach seiner Geburt, wodurch er als Waise zurückblieb. Er wurde von orthodoxen Mönchen in einem Kloster auf dem Berg Athos in Griechenland adoptiert, wo er aufwuchs. Der Mann lebte nach den strengen Klosterregeln, die auch das Verbot von Frauen beinhalteten. Bis heute ist es Frauen untersagt, den Berg zu betreten. Sogar weibliche Tiere – mit Ausnahme von Katzen – haben keinen Zugang.

Der Berg Athos befindet sich auf der östlichsten Halbinsel Chalkidikis und erstreckt sich bis zum Ägäischen Meer. In dieser Region herrschen Regeln wie aus einer anderen Zeit. Die Gegend ist eine autonome Mönchsrepublik und umfasst 20 Klöster, in denen rund 2.000 orthodoxe Mönche aus der ganzen Welt leben. 17 der 20 Klöster sind griechisch, die übrigen sind serbisch, bulgarisch und russisch.

Die „Avaton“-Regel aus dem 10. Jahrhundert besagt, dass keine weiblichen Wesen – egal ob Tier oder Mensch – erlaubt sind. Diese Regel sollte gewährleisten, dass alle Mönche in den Klöstern von Athos ihr ganzes Leben zölibatär leben.

Heute ist der Berg Athos als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt und zieht jedes Jahr Tausende von männlichen Besuchern an. Tagesausflüge sind erlaubt, jedoch nur für Männer.

Tolotos soll im Laufe seines Lebens den Berg nie verlassen haben. Er erfuhr von Gleichaltrigen und durch Bücher von der Existenz von Frauen, jedoch hat er nie eine im realen Leben gesehen. Der Mann hat offenbar nie ein Auto oder Flugzeug gesehen.

Tolotos starb 1938 im Alter von 82 Jahren, nachdem er nie neugierig genug war, seine Heimat zu verlassen. Die Mönche auf dem Berg Athos gaben ihm ein besonderes Begräbnis, da sie glaubten, dass er der einzige Mann auf der Welt war, der starb, ohne jemals das Aussehen einer Frau gesehen zu haben.