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Tragödie

Mobbing wegen ihres Gewichts: Neunjährige nimmt sich das Leben

Polizei_Schuelerin
Symbolbild FOTO: iStock

Eine neunjährige Schülerin nimmt sich das Leben, nachdem Mitschüler sie wegen ihres Gewichts mobbten. Der Fall aus Frankreich erschüttert eine ganze Nation.

Vor einer Schule in Sarreguemines, direkt an der deutsch-französischen Grenze, parkt ein Polizeifahrzeug. Ganz Frankreich steht unter dem Eindruck einer unfassbaren Tragödie: Die neunjährige Sara hat sich das Leben genommen. In einem Alter, in dem Kinder unbeschwert spielen sollten, empfand sie ihre Existenz als unerträglich. Mitschüler hatten das Mädchen wegen ihres Gewichts systematisch gehänselt, wie ihre Eltern gegenüber den Ermittlern aussagten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass Sara einen kurzen Abschiedsbrief sowie eine liebevolle Nachricht für ihre Angehörigen hinterlassen hatte. Ein junges Leben erlosch, bevor es richtig begonnen hatte.

BILD verzichtet grundsätzlich auf Berichte über Suizide, um Betroffene und Angehörige zu schützen. Doch Saras Geschichte wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das nicht im Verborgenen bleiben darf: Mobbing unter Kindern mit potenziell verheerenden Folgen. Sara besuchte die fünfte Klasse, die letzte Stufe der französischen Grundschule (CM2). Sie kannte die Welt der sozialen Medien mit ihren oft fragwürdigen Schönheitsidealen nicht – weder Smartphone noch Tablet gehörten zu ihrem Alltag. Dennoch muss sie in ihrem schulischen Umfeld massive psychische Verletzungen erlitten haben. Der zuständige Staatsanwalt Olivier Glady bestätigte, dass zwei bis drei Klassenkameraden das Mädchen regelmäßig verspottet hatten.

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Stimmen zum Vorfall

Martine Brousse, Präsidentin der Kinderschutzorganisation „La Voix de l’enfant” („Die Stimme des Kindes”), äußerte im Gespräch mit „Franceinfo” ihr Entsetzen: „Wie kann ein neunjähriges Kind die Kraft haben, seinem Leben ein Ende zu setzen?” Sie forderte eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wohlbefinden von Kindern: „Warum haben wir dieses kleine Mädchen, das offenbar an Fettleibigkeit litt, nicht leiden sehen?”

Der frühere französische Premierminister Gabriel Attal (36) bezeichnete Mobbing als „eine Plage, ein langsam brennendes Gift, das das Selbstvertrauen untergräbt und zum Schlimmsten führen kann.” In seiner Zeit als Bildungsminister hatte er sich für die Einführung von „Empathiekursen” nach dänischem Vorbild an französischen Schulen eingesetzt. Zudem plädierte er dafür, dass nach Mobbingvorfällen nicht die Opfer, sondern die Täter die Schule wechseln sollten.

Schulische Reaktion

Seit Montag werden die Schülerinnen und Schüler der Grundschule, die Sara besuchte, psychologisch betreut. Rektor Pierre-François Mourier sprach mit den Eltern des verstorbenen Mädchens und teilte anschließend mit: „Ich habe Eltern gefunden, die am Boden zerstört waren und gleichzeitig eine außergewöhnliche Würde besaßen.

Diese Würde verpflichtet uns alle.”