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MUTTERSPRACHE-LERNEN

Muttersprache lernen in Wien: Drei BKS Sprachschulen

(FOTO: iStock/Zerbor, Martin Holverda, Fabianodp, Natalie_)

Die Beherrschung der Muttersprache erleichtert Kindern und Jugendlichen auch das Erlernen jeder weiterer Fremdsprache. Sie unterstützt eine rasche Integration auf allen Ebenen. In ­Österreich ist der Unterricht in der Muttersprache bereits seit 1992 fester Bestandteil des Bildungssystems.

Statistischen Daten zufolge leben in Österreich etwa 2,24 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Zahl ist in den vergangenen sieben Jahren um 24 Prozent oder 430 000 ausländische Staatsbürger gestiegen. Es besteht also hoher Bedarf an Deutschunterricht. Aber auch die Pflege der Muttersprache, die bei der Entwicklung der individuellen Identität eine wesentliche Rolle spielt, ist besonders für die junge Bevölkerung wichtig. Um diesem Bedarf nach Bewahrung der Kultur, Sprache und Identität gerecht zu werden, wurden in Wien Schulen gegründet, in denen Kinder und Jugendliche die serbische, kroatische und bosnische Sprache lernen können.

Kroatisches Zentrum

Das Projekt „Kroatische Schule in Wien” ist aus dem Wunsch und dem Bedürfnis heraus entstanden, in Wien Unterricht in den Sprachen der autochthonen Minderheiten vom Kindergarten bis zur Matura anzubieten.

„Bei diesem Projekt handelt es sich um die Unterrichts- und Bildungssprache, d.h. die Unterrichtssprachen sind in allen Schulfächern sowohl Kroatisch als auch Deutsch. Die Idee hinter dieser Schule lehnt sich an das zweisprachige Schulsystem an, das von Gesetz wegen in bestimmten zweisprachigen Gemeinden im Burgenland besteht bzw. bestehen müsste. Es gibt jedoch keine gesetzlichen Bestimmungen für den Teil der burgenländisch-kroatischen Gemeinschaft, der außerhalb ihres autochthonen Gebiets lebt, z.B. in Wien“, sagt Nika Racic, die im Sekretariat des Kroatischen Zentrums für das Veranstaltungs- und Bildungsprogramm zuständig ist.

(Foto: zVg.)

,,Unsere Schule wurde als Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht und einem eigenen Gebäude konzipiert, in der der Schwerpunkt auf der Minderheitensprache und –kultur liegt und die den Nachbarn und den Nachbarländern ein Bewusstsein für die Minderheit vermitteln will. Hier werden auch humanistische Fächer sowie Musikunterricht angeboten. Eine solche Schule sollte für Wien interessant sein, vor allem von einem europäischen Standpunkt aus gesehen, der eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Stärkung und das Erlernen der Nachsprachen und vor allem der ‘kleinen’ europäischen Sprachen fördert. All diese Postulate würde diese Schule in Wien erfüllen”, betont Nika.

Obwohl dieses Projekt aufgrund gewisser bürokratischer und politischer Fragen noch nicht verwirklicht werden konnte, werden im Kroatischen Zentrum zahlreiche Kurse für alle Alters- und Kenntnisstufen angeboten und die Türen stehen allen Interessierten offen.

Teilnehmende vieler Altersstufen


Das „Kroatische Zentrum” wird derzeit von Kindern verschiedener Altersgruppen besucht und für alle finden sich passende Kurse. „Die meisten unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 3 und 11 Jahren alt. Abhängig von der Nachfrage bieten wir auch Kurse für ältere Jugendliche bis 18 Jahre. Die wöchentliche Schulgruppe am Montag besuchen in diesem Semester acht Kinder, während etwa zehn Kinder am Folklorekurs teilnehmen. In unserem Spielraum am Samstag verzeichnen wir mit 15 bis 20 Kindern die größte Besucherzahl. Der Verein für kreative Entwicklung ‘Obzor’ bietet innerhalb unseres Zentrums freitags ebenfalls kreative Sprachworkshops an, die mit ca. 20 Teilnehmenden auch sehr gut besucht sind”, erklärt Nika.

Fokus: das Erreichen von Zweisprachigkeit


„Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt auf der Förderung der Zweisprachigkeit und der Bewahrung der kroatischen Sprache und Kultur innerhalb der deutschsprachigen Mehrheitsgesellschaft. Unser Fokus liegt dabei nicht auf der Burgenlandkroatischen oder kroatischen Standardsprache, sondern auf der Vermittlung der Vielfalt der Sprachen und Dialekte. Wichtig ist uns, den Kindern bewusst zu machen, dass Sprache etwas Buntes und Veränderliches ist und dass vor allem die Kenntnis mehrerer Sprachen ein großer Schatz ist, den man bewahren und fördern muss”, fügt sie hinzu. Mehr Informationen über das „Kroatische Zentrum” finden Sie auf der Webseite: www.hrvatskicentar.at.

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