Ein Netflix-Dokumentarfilm, der das Leben des inhaftierten ETA-Anführers Josu Urrutikoetxea beleuchtet, steht im Zentrum heftiger Kontroversen. Der Film „Im Angesicht der ETA: Interview mit einem Terroristen“ soll nächste Woche beim Filmfestival in der nordspanischen Küstenstadt San Sebastian seine Weltpremiere feiern.
Josu Urrutikoetxea, besser bekannt unter seinem Alias Ternera („Das Kalb“), war lange Zeit das politische Gesicht der ETA. Die separatistische Gruppe kämpfte für ein unabhängiges Baskenland und ist für den Tod von über 800 Menschen verantwortlich. Urrutikoetxea wurde 2019 in Frankreich gefasst und soll bis Jänner an Spanien ausgeliefert werden. Dabei soll er für den Mord an elf Personen verurteilt werden.
Protestbrief
Die Unterzeichner des Protestbriefes, darunter bekannte Journalisten, Kulturschaffende und ETA-Opfer, argumentieren: „Dieser Dokumentarfilm ist Teil des Beschönigungsprozesses der ETA“. Sie kritisieren, dass der Film eine „rechtfertigende und verharmlosende Geschichte, die Mörder und Komplizen, Opfer und Widerstandskämpfer auf die gleiche Ebene stellt“, erzählt.
Reaktion des Festivaldirektors
Festivaldirektor José Luis Rebordinos reagierte auf den Protestbrief und verteidigte seine Entscheidung, den Film zu zeigen. „Die ETA ist für mich eine faschistische und mörderische Bande. Wenn ich denken würde, dass der Film die ETA beschönigt, würde ich ihn natürlich nicht zeigen“, betonte Rebordinos. Er kritisierte die Unterzeichner des Briefes und sagte: „Ich könnte jedoch auch nicht verstehen, wie die Unterzeichner sagen können, der Film glorifiziere die ETA, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben.“
Vorjahreskontroverse als Präzedenzfall
Die Kontroverse erinnert an das Vorjahr, als der Regisseur Ulrich Seidl mit seinem Film „Sparta“ über Pädophilie für Aufsehen sorgte. Trotz anfänglicher Proteste und Unklarheiten über den Inhalt und die Drehumstände des Films, wurde „Sparta“ letztlich doch ausgestrahlt.
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