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Neulich am Frauen-WC eines Wiener Balkan-Clubs: „Wollt ihr eine Line ziehen?“

Symbolbild. (FOTO: iStockphoto)

Unsere Bloggerin Jelena wurde am Wochenende Zeugin einer für sie noch nie dagewesenen Situation, die aber in den meisten Wiener (Balkan) Clubs mittlerweile an der Tagesordnung zu stehen scheint.

Am Wochenende war ich aufgrund einer Geburtstagsparty auf einem wahren Balkanclub-Streifzug. Obwohl ich „fortgeh-technisch“ mittlerweile ein wenig eingerostet bin, ließ ich mich von meinen Freunden gegen vier Uhr morgens noch in einen beliebten Wiener Balkanclub im 20. Wiener Gemeindebezirk schleppen, in dem wir früher des Öfteren die Nächte durchzechten. Gleich zu Beginn suchte ich die Toilette dieses Etablissements auf, und war wenig erfreut.

Mir ist sehr wohl klar, dass sich die Zeiten geändert haben, und dass die Jugendlichen heutzutage anders ticken, als wir damals. Mir ist ebenso bewusst, dass die Hemmschwelle Ebendieser deutlich niedriger angesetzt ist, und dass ein gewisser „Straßenslang“ in ihrer Ausdruckweise Einzug hielt. Aber mit diesen Szenen hatte ich nicht gerechnet. „Waren wir auch so?!“, war das Erste, das ich meine Freundin fragte, als wir die Toilette betraten, und uns kreischende, aggressive und fast schon komatös betrunkene junge Frauen entgegen torkelten. Zunächst schmunzelten wir noch, doch bald nicht mehr.

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Während wir beide auf der Suche nach einem WC waren, das weder angekotzt oder anderweitig verdreckt war, wurden wir beim letzten endlich fündig. Das Schloss war aber defekt, somit musste die jeweils andere Schmiere stehen, damit uns keine der beunruhigend hysterischen und betrunkenen Mädchen, die davor ihr Unwesen trieben, am „stillen“ Örtchen stören konnte.

Als ich mit dem Aufpassen an der Reihe war, stand ich plötzlich alleine im Waschbecken-Bereich, und war froh, dass es auf einmal so ruhig war. Kurz darauf betrat ein junges, bildhübsches Mädchen die Toilette. Sie trug Chucks, ein cooles Kleid und nur wenig Schminke, war aber aufgrund ihrer Größe sehr auffällig. Ich weiß noch, dass ich mich über ihre Natürlichkeit wunderte, weil dies heutzutage vor allem in unserer Community so untypisch ist. Hektisch und fast schon aggressiv öffnete sie die Türen sämtlicher WCs und wollte zuletzt auch die öffnen, vor der ich stand. „Besetzt“, sagte ich. Sie öffnete die Tür daneben, sah, dass sich Exkremente darin befanden, die vermutlich die Besucherin vor ihr nicht hinuntergespült hatte, und schloss sich nach einem kurzen „Wäh“ aber dennoch darin ein.

„Hey, wollt ihr eine Line ziehen?“

Kurz darauf betraten zwei Mädchen die Frauen-Toilette. Sie unterhielten sich lauthals, schienen sich bei irgendetwas nicht einig zu werden. „Bruder, du nimmst das Geld, und zahlst einfach nächstes Mal“. „Bruder“ – und das von Frau zu Frau – ich lächelte mir ins Fäustchen. Kurz darauf verging mir das Lachen. Nämlich als das hübsche Mädchen mit den Chucks herauskam, und die beiden Mädchen bei ihrer Diskussion unterbrach. Während sie sich die Hände wusch, fragte sie ungeniert: „Hey, wollt ihr eine Line ziehen?“

Ich dachte zuerst, dass ich mich verhört hatte. Sie kannten einander nicht, und waren sofern ich das einschätzen konnte, noch Teenager. Ich rechnete jetzt damit, dass die beiden angesprochenen Mädchen das Angebot schockiert ablehnen würden. Dem war allerdings nicht so! Eine von ihnen reagierte, wie aus der Pistole geschossen: „Bruder, hast du?!“ – „Ja, vielleicht!“ meinte das Mädchen mit den Chucks während sie sich seelenruhig im Spiegel betrachtete.

„Joj bitte Mann, mein Cousin braucht dringend was, aber ich würd auch ziehen“, hörte ich aus ihrem Mund. Zur gleichen Zeit betraten andere Frauen das WC. Sie hörten die Unterhaltung, schienen davon aber nicht weiter beeindruckt zu sein. Ich fragte mich, ob ich denn im falschen Film sei, und ob derartige Unterhaltungen heutzutage dazu gehören.

Kurz darauf kam meine Freundin aus dem WC. Sie sah sofort, wie schockiert ich war. Nachdem ich mich kurz weggedreht hatte, um sie aufzuklären, blickte ich erneut zu den drei Protagonistinnen dieses schlechten Films. Das Mädchen mit den Chucks hatte ihnen scheinbar gerade in ihrer Tasche gezeigt, was sie im Angebot hatte. „Tut mir leid, ich kann euch doch nichts geben. Es gehört nicht mir“, sagte sie plötzlich. Sichtlich enttäuscht war ihre motivierte Fast-Abnehmerin. „Oh schade wirklich, aber dir gaaaanz viel Spaß beim Ziehen, Mann! Genieß es“, wünschte sie dem Mädchen mit den Chucks. So als hätte sie ihr statt einem Päckchen Koks gerade ihren neuen Mac-Lippenstift gezeigt.

Seelenruhig verließ zuerst das „Bruder“-Doppelpack die Räumlichkeit, und kurz darauf, das hübsche Mädchen, das mir anfangs noch aufgrund seiner Natürlichkeit aufgefallen war. Ob sie in ihrer kleinen Tasche tatsächlich Kokain mit sich führte, weiß ich nicht. Bevor ich aber realisieren konnte, was da gerade passierte, waren weder das Mädchen mit den Chucks noch die anderen beiden Beteiligten im Club ausfindig zu machen.