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TURBINE

Nord Stream: Ukraine verklagt Kanada. Sollen wir im Winter frieren?

wikimedia/President of Ukraine, Presidential Office of Ukraine.
wikimedia/President of Ukraine, Presidential Office of Ukraine.

Der „Weltkongress der Ukrainer“ will gegen die Lieferung der gewarteten Nord Stream 1-Turbine vorgehen. Verlangt die Ukraine gerade, dass wir alle im Winter frieren sollen?

Die internationale Nichtregierungsorganisation „Weltkongress der Ukrainer“ setzt sich für die Interessen der Ukraine im Ausland ein. Präsident des Verbandes ist Eugene Czolij: „Während Völkermord in der Ukraine stattfindet, schaffen die kanadischen Behörden einen gefährlichen Präzedenzfall, bei dem westliche Länder der Erpressung durch die Russische Föderation nachgeben.

Denn trotz Sanktionen gegen Russland, wurde von Kanada eine Sondergenehmigung für die gewartete Siemens-Turbine erteilt. Diese soll per Flugzeug nach Deutschland transportiert werden. Der Bruch mit den Sanktionen passt der Ukraine scheinbar gar nicht. Ein Antrag auf Überprüfung beim kanadischen Bundesgerichtshof wurde vom „Weltkongress der Ukrainer“ eingereicht.

Als Alternative zum russischen Gas schlägt die Ukraine einen Kauf über die ukrainische Pipeline vor.

Erpressung gegen Erpressung

Während Czolij über „Erpressung durch die Russische Föderation“ spricht, bietet er Europa an, das fehlende Gas direkt von der Ukraine zu kaufen. Zeitgleich will der „Weltkongress der Ukrainer“ die Lieferung der Nord Stream-Turbine unterbinden. Wird die Turbine wirklich nicht geliefert, entsteht (ebenso) ein Zwang das Gas aus der Ukraine zu kaufen. Wie die Konditionen aussehen würden, ist nicht klar. Ob das Vorhaben durchführbar ist, ebenso wenig.

Klar ist, dass Europa auf jeden Fall noch den 21. Juli abwarten will. Der Stichtag für die Reparatur der Nord Stream 1.

Kältetod in Europa

Im Durchschnitt gibt es etwa jährlich fünf Millionen Kältetote weltweit. Diese Zahl könnte aufgrund der aktuellen Lage heuer dramatisch ansteigen.

Europa hat jährlich, auch ohne Krieg, schon mehrere Hundert Kältetote zu beklagen. Und es werden immer mehr. Faktoren die hinzukommen sind etwa Flüchtlinge in Auffanglagern, die keinen ausreichenden Kälteschutz zur Verfügung haben. In Griechenland werden jedes Jahr öffentliche Hallen und U-Bahn-Stationen beheizt, damit Obdachlose dort Zuflucht finden können. In Polen fallen die Temperatur teilweise unter 20 Grad. 2017 erfroren deshalb zehn Menschen innerhalb von zwei Tagen.

Undenkbares Szenario: kein Gas für Europa

Was viele Menschen nicht wahrhaben wollen, könnte bald schon bittere Realität werden. Die Bundesregierung arbeitet eifrig an Notfallplänen, Brennholz wird zum begehrten Ziel des Hamsterkaufes und alle suchen eifrig nach Alternativ. Das geht so weit, dass Deutschland momentan die Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke diskutiert.

Die Politik ist in Panik, könnte man meinen. Zumindest bis zum 21. Juli. Der Stichtag für die Reparatur der Nord Stream 1. An diesem Tag wird sich zeigen, ob Russland den Gashahn wieder aufdreht und Europa einen sicheren Winter bieten kann… oder will.