Start Gesundheit
KRISENGIPFEL

ÖGK-Obmann warnt: Krankenkasse geht im schlimmsten Fall in Konkurs

FOTO: iStock/fizkes
FOTO: iStock/fizkes

Die Ärztekammer fordert angesichts der finanziellen Probleme der ÖGK und struktureller Defizite im Gesundheitssystem rasche Reformen. Besonders die Attraktivität der Kassenverträge und eine effizientere Steuerung der Patientenströme stehen im Fokus der Debatte.

Angesichts der finanziellen Herausforderungen der Gebietskrankenkasse (ÖGK) und strukturellen Probleme im Gesundheitssystem rufen Vertreter der Ärztekammer zu raschen Reformen auf. Man stehe vor einer „entscheidenden Weichenstellung“, erklärte Jörg Wutscher, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, während einer Pressekonferenz in Wien.

Finanzielle Probleme

Die finanzielle Lage der ÖGK gerät zunehmend in den Fokus der politischen Diskussionen. Andreas Huss, ÖGK-Obmann, warnte kürzlich, dass die Kasse im schlimmsten Fall Konkurs anmelden könnte. Zumindest wenn vonseiten der Bundesregierung keine Unterstützung erfolgen sollte. Wutscher kritisierte die bisherige Haushaltsführung als ineffizient und forderte, das Thema ganz oben auf die Agenda der laufenden Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP zu setzen.

Dietmar Bayer, Obmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte, betonte, dass die Gesundheitsversorgung in den politischen Gesprächen zu wenig Beachtung finde. Wenn die Bevölkerung in Österreich nicht gesund ist, werde auch die Wirtschaft nicht funktionieren, mahnte er, die Bedeutung des Gesundheitswesens nicht zu unterschätzen.

Notwendige Reformmaßnahmen

Um die Attraktivität der Kassenverträge zu steigern und die finanzielle Transparenz zu erhöhen, werden neue Strukturreformen gefordert. Wutscher schlug vor, Patienten durch ein Bonus-System zu lenken, um überlastete Ambulanzen zu entlasten. Dies könnte über die E-Card realisiert werden, indem Patienten belohnt werden, die zunächst Allgemeinmediziner aufsuchen, bevor sie in ein Krankenhaus gehen.

Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer, äußerte sich kritisch über die aktuelle Gesundheitsversorgung, die sie als „Drei-Minuten-Medizin“ bezeichnete. Besonders in Wien seien viele Kassenstellen nicht besetzt oder nicht voll funktionsfähig. Ein Problem, das durch langwierige Gründungsprozesse und fehlende geeignete Immobilien verschärft werde. Seit 2012 hat sich die Zahl der Kassenärzte in Wien um zwölf Prozent verringert, obwohl die Einwohnerzahl um 16 Prozent stieg.

Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung fordert Kamaleyan-Schmied einen „Krisengipfel Gesundheit“, um das System zu stabilisieren und den Patienten eine umfassendere Betreuung zu gewährleisten. Zudem müsse die Regierung dringend Maßnahmen ergreifen, um die Abwanderung von Ärzten aus dem solidarischen System zu stoppen.

Quelle: OTS