Laut einer Analyse des Österreichischen Bundesverlags kam das Thema Bildung im letzten Wahlkampf kaum zur Sprache. Von 505 Minuten Sendezeit in Diskussionen auf Puls4 und im ORF wurden gerade einmal zehn Minuten der Bildung gewidmet, was weniger als zwei Prozent entspricht.

Die Herausforderung des Uhrenlesens
Ein Lehrer aus Niederösterreich berichtet von seiner Erfahrung mit 16-jährigen Schülern, die nicht in der Lage sind, die Uhr zu lesen. Eine Fähigkeit, die normalerweise in der Sekundarstufe I erlernt werden sollte. Die Schüler können die grundlegenden Konzepte von halben und viertel Stunden nicht erfassen und haben Schwierigkeiten, Stunden- und Minutenzeiger zu unterscheiden. Auch regionale Zeitbegriffe wie „viertel drei“ oder „dreiviertel drei“ überfordern sie.

In den Englischstunden wird nun auf Deutsch intensiv an diesen Grundlagen gearbeitet, doch die Jugendlichen verweigern sich teilweise der Mitarbeit. Sie argumentieren, dass ihnen diese Kenntnisse nie beigebracht wurden und sie diese bisher nie benötigt haben. Dies ist besonders problematisch, da viele dieser Schüler sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Der Lehrer fühlt sich allein gelassen. Vor allem deshalb, weil ihm die spezielle pädagogische Ausbildung fehlt, die für die individuelle Betreuung notwendig wäre.
Reformbedarf im Bildungswesen
Das österreichische Bildungsministerium hat auf Missstände wie die Ausgrenzung und Diskriminierung von Deutschförder-Kindern, die in einer Studie der Universität Wien aufgedeckt wurden, keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Stattdessen gibt es nur vage Ankündigungen, die Situation „auszuloten“, anstatt einen klaren Handlungsplan zu formulieren. Die Forderung nach einem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr bleibt unbeantwortet.
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