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GESUNDHEIT

PCO-Syndrom: eine weitverbreitete Hormonstörung, die den Kinderwunsch unerfüllt lässt

PCO-Syndrom
(FOTOS: iStockphoto)

Das PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom, PCOS) ist eine häufige endokrine Störung bei Frauen im reproduktiven Alter. Leider betrifft es auch ganz junge Mädchen.

Mit dem Einsetzen der Pubertät kommt es im Körper des Mädchens zu hormonellen Wallungen, die aufregend, aber auch beängstigend sind. Wenn sich das alles in den Grenzen des medizinisch Normalen bewegt und wenn man von einer emotionalen Verletzbarkeit absieht, die fast immer auftritt, stehen die jungen Damen diese empfindliche Periode ihres Lebens unbeschadet durch. Aber in einigen Fällen treten Symptome auf, die auf ein hormonelles Ungleichgewicht hindeuten, das eine ärztliche Beratung erfordert. Natürlich ist die erste Adresse die Praxis eines Allgemeinmediziners bzw. Hausarztes, darum hat KOSMO Dr. Vesna Budić Spasić gebeten, einige ihrer Erfahrungen mit unseren Leserinnen zu teilen.

KOSMO: Welche gesundheitlichen Probleme, die mit dem Hormonstatus zu tun haben, führen junge Mädchen zum Arzt?
Dr. Vesna Budić Spasić: Das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) führt junge Mädchen am häufigsten zum Arzt. Die Gründe dafür sind vielfältig und zunächst kommen sie gar nicht auf die Idee, dass sie einen Gynäkologen aufsuchen sollten. Die Beschwerden setzen meistens während der Pubertät oder sofort nach dieser wichtigen Lebensphase ein. Das Mädchen bemerkt mehrere unterschiedliche Probleme bzw. Symptome, die, wenn sie gleichzeitig auftreten und miteinander verbunden sind, eine gesundheitliche Störung darstellen, die man als Syndrom bezeichnet.

Was tut der Arzt in diesem Fall?
Aufgrund der Symptome überweist der Arzt die Patientin zu einer Laboranalyse. Leider ergibt der Befund sehr oft eine gestörte bzw. verminderte Schilddrüsenfunktion und eine erhöhte Insulinresistenz. Um das näher zu erklären: Das ist eine verminderte Reaktion der Zellen im peripheren Gewebe auf Insulin, wobei es zu einer ungenügenden Aufspaltung des Zuckers kommt. Die Patientinnen sind über ihren Zustand sehr beunruhigt, und wenn dann auch der Menstruationszyklus durcheinander gerät oder später der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, entstehen noch ernsthaftere Probleme. Meistens ist das das erste Problem, wegen dem ein Gynäkologe aufgesucht wird. Die gynäkologische Untersuchung führt gemeinsam mit den anderen Untersuchungen zu der Diagnose PCOS.

Dies sind die häufigsten Symptome:

• Die junge Frau bemerkt zuerst, dass sie noch immer unreine Gesichtshaut, d.h. Akne, hat, die bei ihren Altersgenossinnen bereits der Vergangenheit angehört.
• Trotz Diäten, Bewegung und Verzicht auf Süßigkeiten hat sie ständig ein Problem mit Übergewicht.
• Sehr häufig geht sie zu einer schmerzhaften Depilation, wird aber die unerwünschte Körperbehaarung dennoch nicht los.
• Im Gegensatz dazu wird das Kopfhaar dünn und fällt in großen Mengen aus.

Ist das eine seltene Erkrankung?
Nein, die Krankheit ist nicht selten, aber aufgrund der Symptome, die nicht gynäkologisch wirken, wird sie manchmal sehr spät erkannt. Denn die Patientinnen werden oft lange gegen die äußerlich sichtbaren Symptome behandelt: Sie gehen zur Kosmetikerin, unterziehen sich eisernen Diäten und nehmen Medikamente für die Schilddrüse ein. Natürlich kann all das zur Heilung beitragen, aber das Problem muss man im Detail betrachten und gezielt behandeln. Ich betone, dass der wahre Grund für das Auftreten der Krankheit noch unbekannt ist. In jedem Fall handelt es sich um eine Hormonstörung, die eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren sein kann. Wenn der Facharzt eine Ultraschalluntersuchung macht, findet er zahlreiche Zysten an den Eierstöcken, und der Blutbefund weist ein erhöhtes Niveau männlicher Hormone und eine Neigung zu Diabetes auf. Es ist schwer zu sagen, was Ursache und was Folge der Erkrankung ist. Noch ist ungeklärt, ob die veränderten Eierstöcke zu Funktionsstörungen der anderen inneren Drüsen führen oder ob die Zuckerkrankheit und die Schilddrüsenunterfunktion die Entstehung der Zysten an den Eierstöcken begünstigen.

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• Die junge Frau bemerkt zuerst, dass sie noch immer unreine Gesichtshaut, d.h. Akne, hat, die bei ihren Altersgenossinnen bereits der Vergangenheit angehört. (FOTO: iStockphoto)

Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus?
Für die Krankheit ist dieser Teufelskreis typisch, darum muss die Behandlung auf alle Glieder der Kette abzielen:
• Wir müssen mit richtiger Ernährung und milden Medikamenten gegen den Zucker ankämpfen.
• Wir müssen das Übergewicht mit Diät und Bewegung bekämpfen.
• Man muss die Hypophyse bändigen, damit sie die Arbeit der Schilddrüse nicht behindert, und das nicht nur durch eine Substitution des Schilddrüsenhormons, sondern am besten mit Präparaten, die die Drüse auf eine normale Hormonaktivität einstellen.

Akne und verstärkte Behaarung sind ebenfalls Probleme, die man nicht ignorieren sollte. Die richtige medizinische Behandlung der Haut ist ebenso unumgänglich wie auch eine Zusatzbehandlung mit Präparaten zur Regeneration der Haut in Form von Infusionen und Injektionen. Sehr wichtig ist es, die Darmflora und die Resorption im Darm wiederherzustellen, damit wir bei der Aknebehandlung Erfolg haben können. D.h. die Behandlung ist vielseitig und erfordert viel Zeit und Geduld sowie auch eine Lebensstiländerung der Patienten. Sehr wichtig ist, dass der Allgemeinmediziner und der Gynäkologe im Behandlungsprozess zusammenarbeiten und sich mit Kollegen verschiedener Spezialgebiete konsultieren: mit Endokrinologen, Dermatologen, Psychologen und Diätologen. Aufgrund der Erfahrungen und Beobachtungen dieser Krankheit betone ich, dass es sehr wichtig ist, die Verabreichung pharmakologischer Präparate nicht zu übertreiben, sondern zu versuchen, auf natürlichem Wege mit Beratung und komplementären Präparaten zum Erfolg zu kommen und die Symptome möglichst zu reduzieren. Leider ist eine vollständige Heilung kaum zu erzielen, aber die Krankheit kann mit gründlicher Arbeit unter Kontrolle gebracht werden.

Kontakt:
Dr. Vesna Budić Spasić
Jörgerstraße 41, 1170 Wien
Tel.: 01 890 61 69
Tel. für SMS-Nachrichten: 0676 46 33 608