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Videoaufnahme

Polizeigewalt in Wien: Anklage gegen Beamten nach brutalem Vorfall

(FOTO: iStock/Spitzt-Foto)
(FOTO: iStock/Spitzt-Foto)

Die Wiener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Polizisten eingereicht, der im Mai 2023 einen 19-Jährigen brutal zu Boden brachte und dessen Kopf wiederholt auf den Asphalt schlug. Ein Kameramann des TV-Senders Puls24 filmte den Vorfall, und das Video verbreitete sich schnell im Internet.

Der 19-Jährige wollte an einem Bankomaten Geld abheben und betrat dazu einen abgesperrten Bereich auf der Simmeringer Hauptstraße. Dieser Bereich war wegen eines Tötungsdelikts abgesperrt, das kurz zuvor in einem gegenüberliegenden Geschäft stattgefunden hatte. Der junge Mann verstand nicht, warum er den Bereich nicht betreten durfte und geriet mit der Polizei in eine Auseinandersetzung.

Die Situation eskalierte, als der Polizist den 19-Jährigen zu Boden brachte und fixierte. Das Video eines Kameramannes zeigt, wie der Beamte den Kopf des jungen Mannes zweimal auf den Asphalt schlug. Blutflecken sind auf dem Boden zu sehen. Der junge Mann ist zu hören, wie er fragt: „Wieso machst du sowas?“.

Widerstand und Körperverletzung

Nach dem Vorfall wurde der 19-Jährige von der Rettung versorgt. Er lehnte jedoch eine Mitfahrt ins Krankenhaus ab. Er erlitt Kopfverletzungen und wurde wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie schwerer Körperverletzung angezeigt. Ein beteiligter Beamter erlitt Blessuren am Knie und am Ellbogen und musste sich ärztlich behandeln lassen. Die Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen den 19-Jährigen mittlerweile eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Polizisten nun Amtsmissbrauch vor. „Aus unserer Sicht ist eine Misshandlung gegeben“, sagte Judith Ziska, Behördensprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Bei einer Verurteilung droht dem Beamten eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

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Es bleibt offen, ob es ohne das Videomaterial zu einem Prozess gegen den Beamten gekommen wäre. Bei einer rechtskräftigen Verurteilung zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe würde der Polizist seinen Posten verlieren. Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor zwei Monaten, als ein 31-jähriger Polizist wegen Amtsmissbrauchs verurteilt wurde. Er hatte in einem Schnellimbiss-Lokal in der Wiener Innenstadt einem Mann ohne erkennbaren Grund einen heftigen Stoß versetzt und ihn mit Pfefferspray attackiert. Trotz der Verurteilung behielt der Polizist seinen Posten.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.