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"kein Taxidienst"

Polizisten verweigerten Hilfe: Frau wird vor Polizeistation erstochen

(FOTO: iStock/ivotheeditors/GankaTt)
(FOTO: iStock/ivotheeditors/GankaTt)

Eine junge Frau bat die Behörden um Schutz vor ihrem gewalttätigen Ex-Partner, doch ihre Hilferufe blieben ungehört. Nur Minuten nachdem sie an einer Polizeiwache abgewiesen wurde, verlor sie ihr Leben. Dieser Vorfall löst landesweit Bestürzung und Proteste aus und rückt das Thema Femizid erneut in den Fokus.

Hilfe verweigert

Am Rande der griechischen Hauptstadt, in Agioi Anargyro, endete das Leben einer 28-jährigen Frau auf tragische Weise, unmittelbar nachdem sie bei der Polizei um Hilfe nachgesucht hatte. Die Frau, hatte sich in unmittelbarer Gefahr gefühlt und die nahegelegene Polizeistation aufgesucht. Dort wurde ihr Hilfe verweigert mit der Begründung, man sei „kein Taxidienst“. Diese verhängnisvollen Worte klingen nach dem Geschehenen bitter: Noch während sie über den Notruf Hilfe zu bekommen versuchte, wurde sie von ihrem Ex-Partner angegriffen und tödlich verwundet.

Während Anruf ermordet

Der Corriere della Sera zufolge dauerte der letzte Austausch zwischen der Frau und der Notrufzentrale grade einmal acht Minuten – acht Minuten zwischen Leben und Tod. Ihre verzweifelten Worte „Helfen Sie mir“ fanden kein Gehör bei den Behörden. Stattdessen erwiderte der Beamte am anderen Ende der Leitung mit dem gleichen Satz, der ihr bereits in der Polizeistation entgegengeschlagen war: „Ein Polizeiauto ist kein Taxidienst“. Der Angreifer war währenddessen ungestört auf das Opfer zugekommen und stach auf die Frau ein, während sie noch um Hilfe rief.

Öffentlicher Aufschrei

Die Nachricht über diesen Femizid und das Versagen der Polizei hat in Griechenland Entsetzen ausgelöst. Die Empörung der Bevölkerung über das offenkundige Versäumnis der Polizei, einer Bürgerin Schutz zu gewähren, führt zu vehementen Protesten. Wie AFP berichtet, sind allein an einem Tag hunderte Menschen in Athen auf die Straße gegangen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Die griechische Präsidentin Ekaterini Sakellaropoulou drückte ihre Bestürzung aus und bezeichnete den Mord als einen „weiteren Femizid, der uns erschüttert und empört“. Als Konsequenz des Falls wurden mehrere Polizisten, darunter der Leiter der betreffenden Polizeistation sowie der Beamte des Notrufs, vom Dienst suspendiert.

Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Im August 2021 veröffentlichte Griechenland Richtlinien für den Umgang mit häuslicher Gewalt, aus denen klar hervorgeht: „Alle zuständigen Polizeidienststellen“ seien „verpflichtet zu handeln“. Doch die Realität, die durch diesen Vorfall ans Licht kam, steht in krassem Gegensatz zu diesen Vorgaben. Femizide sind in Griechenland ein drängendes Problem: Die Statistiken des Ministeriums für Bürgerschutz zeigen, dass sich seit dem Jahr 2020 die Fälle häuslicher Gewalt verdoppelt haben und im Jahr 2021 insgesamt 23 Frauen aufgrund ihres Geschlechts ermordet wurden.