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INTERVIEW

Porn Film Festival: „Pornographie ist nach wie vor ein Tabuthema!“

FOTO: iStockphoto

Wien bekommt sein erstes Porn Film Festival. Von 1. bis 4. März fragt sich die ganze Hauptstadt „What is porn?“. Diese und viele andere Fragen stellten wir auch dem Veranstalter, Yavuz Kurtulmus und den Creative Directors Jasmin Hagendorfer, Gregor Schmidinger und Saif Rangwala im exklusiven KOSMO-Interview…

KOSMO: „What is porn“ – ist die Leitfrage eures Festivals. Dann verratet uns doch einmal, wie ihr diese Frage beantworten würdet? Wo beginnt denn Pornografie eurer Meinung nach?
Yavuz:
Unsere persönliche Meinung und Definition soll gar keine große Rolle spielen. Genau aus diesem Grund haben wir diese Frage auch gestellt, wir wollen niemandem vorschreiben was Porno ist, sondern eine offene Diskussion darüber starten. Aus diesem Grund ist das Festivalprogramm auch sehr unterschiedlich gestaltet und es gibt nicht immer nur expliziten Porno zu sehen, sondern auch Dokumentationen, Spielfilme und zusätzliche Events.

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“What is porn?” ist die Leitfrage, um die sich das bevorstehende Film Festival in Wien drehen wird. Von 1. bis 4. März 2018 erwartet Interessierte nämlich ein Spektakel der ganz besonderen Art.

 

Yavuz, wie wird man Veranstalter eines Porn Film Festivals? Wie bist du auf die Idee gekommen, dieses auszurichten?
Yavuz:
Mit TRANSITION habe ich in den vergangenen Jahren bereits mit dem Porn Film Festival Berlin kooperiert und immer einen Porn Abend veranstaltet, der immer ausverkauft war. Die Idee war also schon länger da, das Team dann auch relativ schnell – und nach einem Besuch beim Porn Film Festival Berlin gab es dann auch keine Zweifel mehr.

Mit welchen Vorurteilen habt ihr im Zuge dieser Veranstaltung zu kämpfen?
Gregor:
Sobald das Wort “Porno” fällt, sind viele erstmal neugierig oder zumindest irritiert, weil es einfach kein Thema ist über das man spricht – und sich einen Porno mit hunderten anderen Menschen in einem Kinosaal anzusehen, ist auch nicht alltäglich. Wir hatten bei unserer Arbeit aber kaum mit offenen Vorurteilen zu kämpfen, SponsorInnen waren allerdings mehr als zurückhaltend und wollten sich erstmal ein Bild von diesem Spektakel machen. Da waren die Vorurteile dann doch noch zu groß, es ist eben nach wie vor ein Tabuthema.

Kann Pornografie überhaupt einen künstlerischen Anspruch verfolgen?
Jasmin:
Auf jeden Fall. Wir wollen mit dem Festival die Monotonie und Heteronormativität der Mainstream-Pornoindustrie, bei der jeglicher künstlerische Anspruch verloren gegangen ist, aufbrechen. Aus diesem Grund zeigen wir viele feministische, queere und LGBTIQ* Produktionen, die sich in ihren Werken mit dem Thema auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzen und aufzeigen, dass die Grenzen sich da durchaus vermischen.

Was sagt ihr zum Vorurteil, dass Pornos nur etwas für Männer sind?
Saif:
Im Mainstream kann man nicht von einem Vorurteil sprechen. Klickt man sich online durch die bekannten Tube-Seiten findet man eigentlich ausschließlich Pornos die von Männern für Männer produziert wurden und in denen Frauen oft objektiviert oder erniedrigt werden. Dass das nicht unbedingt so sein muss, zeigen viele queere und vor allem feministische Pornoproduktionen – die sich dem Thema künstlerisch oder zumindest realistischer annähern mit einer sexpositiven Darstellung der Lust der Frau* im Zentrum.

Was sind die Highlights des Festivals?
Jasmin:
Wir haben mit 91 filmischen Beiträgen aus Ländern wie Japan, USA, Spanien, China, Schweden, Australien, Norwegen, Mexiko oder Griechenland wirklich tolle Filme im Programm. Unser Themenschwerpunkt liegt dieses Jahr außerdem auf Österreich, weshalb wir auch Filme von jungen österreichischen Filmschaffenden bei den Austrian Porn Shorts zeigen. Die Rahmenveranstaltungen wie unsere Ausstellung “Landscapes of Desire”, die Vorträge oder unsere Virtual Reality Porno-Lounge werden auch echte Highlights. Es ist für alle was dabei.

Worauf seid ihr besonders stolz?
Jasmin:
Es ist wirklich schwer da eine einzelne Veranstaltung oder einen einzelnen Film zu nennen, da wir nach monatelanger Arbeit einfach so stolz sind, dass alles steht und das Festival nun zum ersten Mal stattfindet. Wir haben aber in jedem Fall viel daran gearbeitet um unser Programm so divers wie möglich zu gestalten und sind überzeugt, dass für jede Person etwas im Festival zu finden ist.

Das Veranstalter-Team Yavuz Kurtulmus, Jasmin Hagendorfer, Gregor Schmidinger und Saif Rangwala (v.l.n.r.) (FOTO: zVg.)

Aus welchem Grund seid ihr überzeugt davon, dass Wien bereit ist für ein Filmfestival dieser Art?
Yavuz:
Da es in den letzten Jahren immer mal wieder Pornoveranstaltungen bei Festivals gab, die immer ausverkauft waren, sind wir davon überzeugt, dass Wien mehr als bereit ist. Unsere ausverkaufte Teaser Night zum Festival hat uns auch gezeigt, dass das Interesse da ist. Die offene Diskussion über das Thema ist auch mehr als überfällig.

Gibt es einen gewissen „Trend“ in der Pornoindustrie, den ihr im Laufe eurer Arbeit erkennen konntet?
Gregor:
In unserer Arbeit haben wir uns sehr viel mit Produktionen abseits der großen Mainstream-Pornoindustrie beschäftigt. Dass es einen bestimmten Trend gibt, kann ich also gar nicht sagen. Ich hatte allerdings den Eindruck dass es ein Interesse nach realistischeren Produktionen gibt und dass feministische Produktionen immer größer werden.

 

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  Wer es glaubt oder nicht – Frauen machen 30 Prozent der Pornokonsumenten aus. Umso unverständlicher ist es, dass nach wie vor 99 Prozent der Inhalte auf Männer zugeschnitten sind. Eine bestimmte Seite macht dem nun ein Ende.

 

 

 
 

Wo liegt eurer Meinung nach die Zukunft der Pornoindustrie?
Gregor:
Die Industrie entwickelt sich momentan schnell weiter und Virtual Reality wird mit Sicherheit noch ziemlich groß.

Nähere Infos gibt es auf der offiziellen Facebookseite und auf der Homepage.