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Durchbruch

Schluss mit Spritzen: Ozempic gibt es bald als Pille

Ozempic Pille
FOTO: iStock/Carolina Rudah

Eine neue Tablette könnte künftig die Behandlung von Typ-2-Diabetes revolutionieren. Das Medikament Orforglipron des Pharmaunternehmens Lilly zeigt in ersten Untersuchungen vielversprechende Resultate bei der Blutzuckerregulierung und unterstützt gleichzeitig die Gewichtsabnahme. Für Diabetiker wäre dies ein bedeutender Fortschritt, da sie statt einer Injektion wie bei Ozempic lediglich eine Tablette einnehmen müssten.

Das Präparat zählt zur Wirkstoffklasse der GLP-1-Rezeptoragonisten (Hormone, die Blutzucker senken und Sättigungsgefühl fördern), die sowohl den Blutzuckerspiegel normalisieren als auch beim Gewichtsverlust unterstützen. Der entscheidende Vorzug von Orforglipron liegt in seiner unkomplizierten Anwendung: Die Tablette kann täglich ohne Berücksichtigung von Nahrungsaufnahme oder Flüssigkeitszufuhr geschluckt werden. Dies stellt eine erhebliche Verbesserung gegenüber anderen Medikamenten wie Rybelsus dar, dessen Einnahme an strenge Vorgaben gebunden ist.

Überzeugende Studienergebnisse

Die klinische Studie „ACHIEVE-1“ mit mehr als 500 Typ-2-Diabetikern über einen Zeitraum von 40 Wochen lieferte überzeugende Ergebnisse: Der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) reduzierte sich dosisabhängig um 1,3 bis 1,6 Prozentpunkte, während die Placebogruppe nur eine minimale Verbesserung von 0,1 Prozentpunkten verzeichnete. Bei der höchsten Dosierung erreichten über 65 Prozent der Patienten den angestrebten HbA1c-Wert von maximal 6,5 Prozent.

Zusätzlich verloren die Studienteilnehmer zwischen 4,4 und 7,3 Kilogramm – ohne spezifische Ernährungsvorschriften. Der Hersteller Lilly vermutet sogar, dass das volle Potenzial für die Gewichtsreduktion noch nicht ausgeschöpft ist. Längere Studien zeigen sogar, dass Teilnehmer nach 40 Wochen durchschnittlich 7,9 Prozent ihres Körpergewichts verlieren konnten – ein Wert, der über den typischen 6 Prozent bei Ozempic-Behandlungen liegt.

Unerwünschte Wirkungen betrafen hauptsächlich den Verdauungstrakt und äußerten sich in Durchfall, Übelkeit und Erbrechen – Beschwerden, die auch bei anderen GLP-1-Präparaten auftreten. Etwa 8 Prozent der Probanden brachen die Therapie aufgrund dieser Nebenwirkungen ab. Positiv zu vermerken ist, dass keine Leberbeeinträchtigungen festgestellt wurden.

Zulassung geplant

Professor Naveed Sattar von der Universität Glasgow bewertet die Studienergebnisse als bedeutsam und sieht erhebliches Potenzial in oralen Medikamenten, die effektiv Blutzucker und Körpergewicht reduzieren können. Er weist jedoch darauf hin, dass Langzeitdaten, besonders hinsichtlich kardiovaskulärer Auswirkungen, noch ausstehen.

Die detaillierten Forschungsergebnisse werden im Juni 2025 auf einem großen Fachkongress in den USA präsentiert. Lilly beabsichtigt, noch im selben Jahr die Zulassung für die Gewichtsreduktion zu beantragen, gefolgt von der Zulassung für Typ-2-Diabetes im Jahr 2026.

Bis dahin ist Geduld erforderlich, doch die Aussicht, dass eine einfache Tablette bald die Spritze ersetzen könnte, verspricht eine grundlegende Veränderung für viele Betroffene. Besonders die einfachere Einnahmemöglichkeit ohne Nahrungsvorgaben könnte die Therapietreue deutlich erhöhen – ein entscheidender Vorteil für Patienten mit Spritzenphobie. Obwohl die finalen Preise noch nicht feststehen, erwarten Experten durch die orale Darreichungsform und bessere Skalierbarkeit ähnliche oder möglicherweise sogar niedrigere Kosten im Vergleich zu den bisherigen GLP-1-Injektionen.