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REPORTAGE

Serben in Österreich – ein Generationswechsel

Dipl. ing. Branko Jovović (35)

Dipl. ing. Branko Jovović (FOTO: zVg.)

„In meinen Ambitionen bin ich nicht bescheiden“

Ich bin in Belgrad geboren, wo ich auch das Grundstudium der Architektur abgeschlossen habe. Zum Masterstudium bin ich 2009 nach Mailand gegangen, an das Politecnico de Milano, und aufgrund meines Erfolgs im Grundstudium habe ich bereits im ersten Jahr ein Stipendium von der Region Lombardei erhalten. Aufgrund des Erfolgs, den ich auch im Masterstudium gezeigt habe, hatte ich dieses Stipendium bis zum Ende meiner Ausbildung. Meine Versuche, nach der Rückkehr aus Italien in Serbien Arbeit zu finden, waren erfolglos. So bin ich als Tourist nach Wien gekommen und habe mich nebenbei hier nach Beschäftigungsmöglichkeiten erkundigt. Auf Empfehlung bin ich mit der Firma Designed2Work in Kontakt gekommen, bei der ich jetzt arbeite. Sie haben mich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und einen Monat später habe ich zu arbeiten begonnen. Das war 2013. Da die Firma auch auf Zypern tätig ist, bin ich ein Jahr lang zwischen Larnaca und Wien hin- und hergereist, denn es war geplant, dass ich dort bleiben und die dortige Firma leiten sollte. Aber dann kam alles anders und Wien wurde doch mein Zuhause. Es ist eine internationale Firma, die bereits seit 60 Jahren in Österreich besteht und Möbel produziert. Vor 20 Jahren wurde auch ein Design-Studio gegründet, in dem ich angestellt bin. Mir ist es sehr wichtig, in meinem Fach zu arbeiten, aber daneben arbeite ich auch als Manager bzw. führe ich Verhandlungen und schließe Verträge ab. Ich arbeite auf Englisch, aber ich habe auch Italienisch und Deutsch gelernt. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit, vor allem, wenn ich die Bedingungen, die ich habe, mit denen meiner Kollegen nicht nur in Serbien, sondern auch in Europa und der ganzen Welt vergleiche. Das Studium in Mailand hat auch dazu beitragen, dass ich in allen Lebensbereichen selbständig geworden bin. Unter anderem habe ich gelernt, dass es nicht reicht, zu arbeiten und sich auf einer Erfolgsstufe auszuruhen. Man kann immer noch weiterkommen, aber das hängt von einem selber ab. Man muss Mut haben, seine Meinung zu sagen, und ich würde sagen, dass die Österreicher das schätzen.

Dipl. ing. Nikola Osmokrović (33)

Dipl. ing. Nikola Osmokorović (FOTO: zVg.)

„Mich interessiert die Selbständigkeit“

Das Grundstudium habe ich in Belgrad abgeschlossen, wo ich auch geboren bin, und das Masterstudium in Kosovska Mitrovica, denn ich stamme aus Kosovo und Metohija. Meine Eltern – mein Vater ist Bauingenieur und die Mutter Architektin – haben in Belgrad ein Familienunternehmen, eine Baufirma, und so war es logisch, dass ich mich für meinen heutigen Beruf entschieden habe. Nach dem Diplom habe ich mich in Wien für einen einjährigen Deutschkurs eingeschrieben, ohne dass ich die Absicht hatte, hier zu bleiben. Allerdings habe ich in dieser Zeit Nikolina kennengelernt, meine heutige Ehefrau, wir sind eine Beziehung eingegangen und so habe ich eines Tages ganz spontan mein Diplom zur Nostrifikation eingereicht und nach nur einer Woche die Antwort erhalten, dass mein Diplom ohne weitere Prüfungen anerkannt wird. Der nächste Schritt war der Kontakt mit einer Firma, die einen Bauingenieur suchte, und dann habe ich meine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erhalten. Zu meiner großen Überraschung ging das alles ganz schnell und einfach, ohne Wartezeiten und Komplikationen. Jetzt bin ich bei der Baufirma Kir-Bau beschäftigt, wo ich als Projektmanager arbeite, d.h. ich leite meine Projekte von Anfang bis zum Ende. Das bedeutet, dass ich alles mache, vom Vertragsabschluss bis zur Übergabe des fertigen Projekts. Das bedeutet natürlich auch, dass ich häufig auf den Baustellen bin, und das ist eine interessante, niemals langweilige, sondern immer inspirierende Arbeit. Ich habe das Glück, dass ich von meinem Vater gelernt habe, wie man mit Investoren und Arbeitern umgeht, und dass ich bereits in seiner Firma gearbeitet habe. Ich habe mit körperlicher Arbeit begonnen und bin dann, gleichzeitig mit meiner Ausbildung, die Leiter hinaufgestiegen, sodass ich alle Phasen durchlaufen und viel gelernt habe. Dieser praktische Teil, den ich durchlaufen habe, hat mir viel mehr geholfen als das Studium, wenn es um den Kontakt mit den Menschen im Bausektor geht. Es ist eine enorme Verantwortung, hinter einem ganzen Projekt zu stehen, Menschen zu führen, ihnen meine Kenntnisse zu vermitteln und dabei immer korrekt zu sein. Natürlich lerne ich noch immer täglich dazu, denn jeder Tag bringt neue Herausforderungen.

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Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.