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REPORTAGE

Serben in Österreich – ein Generationswechsel

Erfolgreiche junge Serben in Österreich (FOTO: iStock, zVg.)

Sie fallen zwischen ihren exponierten und seit Jahrzehnten auf der öffentlichen Bühne gefeierten Landsleuten nicht auf. Aber in Business-, Wissenschafts- und Künstlerkreisen sind sie bekannt. Sie sind bescheiden, engagiert und erfolgreich. Sie sind das neue Gesicht der serbischen Diaspora.

Von jeher war Wien eine wichtige Adresse für serbische Intellektuelle, die in der Hauptstadt der Alpenrepublik kapitale wissenschaftliche und künstlerische Werke geschaffen und sich in goldenen Lettern in das Buch der serbischen Geschichte eingeschrieben haben. Später kamen jahrzehntelang Generationen von Arbeitern nach Österreich, arbeiteten hart und hinterließen mit von Schwielen gezeichneten Händen ihre Spuren in diesem schönen Land. In den vergangenen zehn Jahren ist jedoch eine neue Welle an Serben nach Österreich gekommen.

Diese jungen Menschen aus Serbien gehen in die Welt hinaus, um Ausbildungen zu machen, zu studieren und das Land, in das sie gekommen sind, mit ihren Kenntnissen und ihrer Bildung zu bereichern. Sie sind kompetent und offen, bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, und mutig genug, sich in ihrem neuen Lebensumfeld mit ihrer Besonderheit zu behaupten und das Bild der Serben in der westlichen Welt zu verändern. KOSMO stellt euch einige von ihnen vor.

Mag. Marijana Vojvoda (41)

Mag. Marijana Vojvoda (FOTO: zVg.)

„Ich fühle mich nicht als Ausländerin“

Ich habe die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachrichtung Binnen- und Außenhandel, in Belgrad abgeschlossen. Gleich nach dem Diplom 2003 bin ich nach Frankfurt gegangen, wo Robert lebte, mein damaliger Freund und heutiger Ehemann. Nach einem Jahr sind wir nach Wien übersiedelt, wo Robert schon vorher gearbeitet hatte. Zum Glück wurde mein Diplom anerkannt und ich musste keine Nostrifikation machen, was mir, als es so weit war, die Arbeitssuche erleichterte. Ich hatte Glück, denn ich stieß vor zehn Jahren zufällig auf die Annonce der japanischen Firma Nichicon, die ihren Sitz in Kyoto hat und im Bereich der Elektronik tätig ist. Da sie genau das persönliche Profil suchten, das auf mich zutraf, begann ich dort in der Verwaltung zu arbeiten. Ich war mir bewusst, dass ich von null anfangen musste. Meine Kinder waren noch klein, mein Mann war viel auf Reisen und so habe ich für eine gewisse Zeit sogar in Teilzeit gearbeitet. Allerdings entwickelte sich der Kontakt mit den Japanern, die relativ konservativ sind, ebenso gut wie mit unserem multikulturellen Team in Wien. Meine fünf Minuten kamen vor vier Jahren, als ich Teamleiterin wurde, und im vergangenen Jahr erhielt ich die Position der Managerin für die Koordination der Vertriebsprozesse. Das ist in der Hierarchie eine sehr hohe Position.
Diese Arbeit ist für mich eine große Herausforderung. Nach zehn Jahren im Betrieb ist das ein beachtlicher Erfolg, aber ich bin nicht sicher, ob mein Ehrgeiz mit dieser Position befriedigt ist. Ich lerne viel und sauge neue Kenntnisse förmlich auf, denn wer weiß, was in einigen Jahren sein wird. Ich glaube auch, dass die Einstellung unserer Landsleute zur Arbeit ähnlich ist wie die der Japaner, denn auch wir zählen nicht die Minuten, die wir nach Ende der Arbeitszeit noch im Büro verbringen müssen, wenn die Arbeit das erfordert. Diese Liebe zur Arbeit gefällt mir, sie ist inspirierend und treibt mich vorwärts. Ich muss betonen, dass meine Töchter Izabela (15) und Sofi (14) nicht zum Opfer von Mamas Karriere geworden sind, denn mein Mann und unsere Eltern unterstützen mich sehr. Außerdem geben mir die unterschiedlichen Zeitzonen, da ich ja mit Ostasien arbeite, die Möglichkeit, sehr früh am Morgen mit der Arbeit zu beginnen, wenn die Arbeitszeit bei ihnen fast schon zu Ende ist. Diese Arbeitszeiten lassen mir genug Raum, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen.

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Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.