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INTERVIEW

„Serbischer Fußball ist wieder auf der Siegesstraße“

FOTO: zVg.

Zwei Tage vor dem Fußballspiel Österreich – Serbien sprach KOSMO mit Serbiens Teamchef Slavoljub Muslin. Dabei haben die beiden Teams eine komplett andere Ausgangslage: Österreich hat nach den enttäuschenden letzten Spielen keine Chance mehr auf ein WM-Ticket, während die serbischen Fans und Medien bereits ihrer Qualifizierung entgegenfiebern. Dass serbischer Fußball wieder hoch im Kurs ist, ist vor allem ein Verdienst vom Trainer Slavoljub Muslin.

KOSMO: Serbien ist ein Land kollektiver Sportarten, aber Fußball hat doch einen besonderen Status. Wie sehr beinflussen die letzten Spiele des Nationalteams den sportlichen Optimismus in der serbischen Öffentlichekit?
Slavoljub Muslin: Es ist klar, dass Fußball die Nummer 1 Sportart der Welt ist. Serbien ist erfolgreich in vielen Kollektiv-Sportarten, aber es ist klar, dass durch die Rückkehr unseres Teams auf die Siegesstraße eine besondere Stimmung herrscht. Die Fußballnation ist seitdem wieder optimistisch.

Sie wurden Teamchef, als das Nationalteam als „Loser-Truppe“ abgestempelt wurde. Die Mannschaft war seit 2010 nicht mehr bei einem Großereignis. Welche Schlüsseländerungen haben sie unternommen, um Serbien wieder auf die Karte zu setzen?
Als ich zum Teamchef gewählt wurde, habe ich ein offenes Gespräch mit jedem Nationalspieler gehabt. Ich erklärte Ihnen, wie die Trainings aussehen werden und welches Spielsystem wir spielen werden. Sie haben das gleich angenommen und wurden, wenn ich das so sagen darf, schnell von den Verlierern zu den Gewinnern. Das Fundament war die Änderung des Verhältnisses zum Spiel selbst. Wir schafften vom ersten Tag an Vertrauen und ich stellte nie ihr Können in Frage. Sie mussten nur die Energie, mit der sie normalen in ihren Klubs spielen, in die WM-Qualifikation mitnehmen.

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Die serbischen Teamspieler spielen in den verschiedensten Klubs und Ligen. Wie viel Zeit musste vergehen, um die verschiedenen Spielsstile unter ein gemeinsames Dach zu bringen?
Das erste Mal hatten wir 15 Tage und drei Freundschaftsspiele und es war eine gute Zeit, um unser Spiel einzustellen. Es wäre viel schwieriger gewesen, hätten wir weniger Zeit gehabt und nur in 4 Tagen Vorbereitung auf das Irland-Spiel wäre uns das nicht gelungen. Das war die wichtigste Zeit. Gleichzeitig bekam ich als Teamchef das richtige, komplette Bild über meine Mannschaft und hatte eine klare Idee, welcher Spieler welche Aufgabe übernehmen wird.

Die Mannschaft hat davor oft ein Weggang einiger Fußballspieler, Konflikte mit früheren Teamchefs und der Mangel an Motivation geplagt. Sie haben Spieler zurückgebracht ins Nationalteam, die für dieses nicht mehr spielen wollten. Wie kann man die Egos aller Teamspieler auf einen gemeinsamen Nenner bringen und eine gute Atmosphäre herstellen?
Das ist die Aufgabe jeden Teamchefs in den Qualifikationen. Vergessen Sie nicht, dass eine große Anzahl an Spielern in unserer und anderen Nationalteams eine wichtige Rolle in ihrem Klub hat. Einige davon sind sogar Superstars. Aber meine Fußballer haben das Wichtigste begriffen: Wir sind ein Team. Natürlich gibt es Führungspersönlichkeiten in unserem Team, aber das Ergebnis des Teams steht im Vordergrund. Und das ist gut so.

FOTO: zVg.

Welcher Matchgewinn hat im psychologischen und taktischen Sinn den Ausschlag gegeben?
Das ist eine interessante Frage. Wir haben einige Spiele verloren. So war es auch im ersten Match gegen Irland, als wir es verdient hätten zu gewinnen, aber doch verlieren mussten. Sehr wichtig war das Duell mit Wales. Die Spieler schafften es, dass Spiel zu drehen und bis zur letzten Minute zu kämpfen. Vielleicht war auch das Spiel gegen Georgien ausschlaggebend. Die Georgier hatten eine Super-Chance zum 2:0, aber meine Spieler kamen wieder ins Match zurück, haben ausgeglichen und danach gewonnen.

Serbien ist mit einem Bein schon bei der WM in Russland und führt die Tabellenspitze an. Wie wichtig ist ein Sieg gegen Österreich?
Das Spiel hat eine große Bedeutung, aber meine Aufgabe ist es, die serbische Öffentlichkeit und deren Erwartungen auf ein vetrtetbares und realistisches Niveau zu bringen. Auch nach dem Irland-Spiel sprach ich mit den Spielern, um ihnen deutlich zu machen, dass die Arbeit noch nicht komplett getan ist. Wir werden uns ohne große Euphorie auf das Österreich-Spiel einstellen. Es ist klar, dass die zwei bevorstehenden Spiele für uns Entscheidungscharakter haben. Hätten wir nicht so gedacht, wären wir heute nicht wo wir sind.

Was erwarten sie von den Österreichern?
Ich habe mitbekommen, dass der österreichische Teamchef einigen jungen Spielern die Chance gegeben hat. Ich glaube, dass Österreich unser stärkster Gegner in der Gruppe ist. Sie spielen guten Fußball und machten beim Spiel in Belgrad sehr viel Druck auf unsere Abwehr. Sie verstehen es, Chancen herauszuspielen und wir gewannen das erste Match nur knapp mit 3:2. Das Problem von Österreich ist, dass sie ihre Ziele in den Qualifikationen nicht verwirklichen konnten. In Wien erwarten uns zwei mögliche Szenarios: entweder die Österreicher sind demotiviert aufgrund der bisherigen Qualifikation oder sie werden für das heimische Publikum gut spielen. Aber, im Endeffekt wird, so denke ich, viel von unserem Spiel abhängen. Wenn wir gut spielen, haben wir große Chancen zu gewinnen.

Was halten sie vom österreichischen Fußball generell? Verfolgen Sie die österreichsiche Bundesliga?
So viel ich weiß, treten viele Österreich in ausländischen Ligen auf. Diese Spieler verfolge ich natürlich auch. Salzburg ist ein Beispiel für einen erfolgreichen Klub. Sie investieren viel Geld in den Fußball.

Wie erleben sie Wien?
Ich bin oft in Wien und mag die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Mir gefällt die Atmosphäöre der Stadt.

Was erwarten sie von den serbischen Fans in Österreich?
Ich habe gehört, dass großes Interesse für die Tickets besteht. Ich erwarte mir eine schöne Atmosphäre im Stadion.  Ich kann mich noch erinnern, als ich als Roter-Stern-Belgrad-Trainer beim Match in Wien gegen Leicester war. Das war eine tolle Kulisse.

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