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ARBEITSMARKT

Sinnlose AMS-Schulungen? Teilnehmer zockt online beim Kurs (VIDEO)

AMS-Kurs-Sinnlos-Schulung
(FOTO: Screenshot, zVg.)

Die türkis-blaue Regierung plant im Rahmen ihrer Arbeitsmarktpolitik unter anderem auch eine Reform des Arbeitsmarktservices. Wenn man sich die Berichte von einigen Teilnehmern und Trainern ansieht, so ist das wenig verwunderlich und auch mehr als notwendig.

„Beim AMS muss sich dringend etwas ändern. Das AMS wird reformiert“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gegenüber dem Ö1 Anfang des Jahres. Unter anderem sei das Arbeitsmarktservice den Herausforderungen durch die Zuwanderung nicht gewachsen und die Betreuung von arbeitslosen Migranten weise gravierende Probleme auf.

Sinnhaftigkeit der Kurse?
Nicht nur der interne AMS-Revisionsbericht zeigt Mängel auf, sondern auch zahlreiche Erfahrungsberichte von Teilnehmern und Trainern sorgen immer wieder für große Aufregung und Diskussionen rund um die AMS-Kurse.

Nicht nur das einige Teilnehmer mehrmals „Wie bewerbe ich mich richtig?“-Schulungen absolvieren müssen, sondern überqualifiziertes IT-Personal werde auch regelmäßig in Schulungen für Grundkenntnis für den Umgang mit Computer geschickt. Dies sind nur zwei Beispiele, die die Sinnhaftigkeit der Kurse mehr als nur in Frage stellen.

„Geld für langweiliges Herumsitzen“
Ebenso erzählten uns ehemalige AMS-Kunden davon, dass sie stundenlang nur die Zeit totschlagen und nichts Produktives tun bzw. lernen. Viele Trainer würden stumm einfach nur die notwendigen Stunden absitzen, während sich die Teilnehmer anderweitig die Zeit vertreiben.

„Der Coach steht nur vorne und liest wie aus einem Märchenbuch vor. Es interessiert ihn nicht, ob jemand zuhört, oder ob man mitmacht. Ganz klar, dass das Ganze dann sinnlos ist, jeder das Handy zückt und damit spielt. Ich habe zum Beispiel wochenlange Serien auf meinem Handy geschaut“, erzählte uns eine der Kursteilnehmerinnen.

Neben Netflix und Co. stehen auch Facebook bzw. Glücksspiele im Internet (siehe Video) ganz hoch im Kurs, wenn es darum geht, als Kursteilnehmer irgendwie die Stunden abzusitzen. Ganz zu schweigen von Kursen für Persönlichkeits- und Sozialkompetenz in welchem Papierflieger und Papiertürme gemeinsam gebastelt werden, wie uns ein anderer AMS-Kunde erzählte.

Bildungsinstitute als Kursanbieter
Kein Wunder also, dass nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Politik regelmäßig heftige Kritik an den Schulungen übt, da diese durch den arbeitenden Steuerzahler und so aus dem Staatsbudget finanziert werden.

Um das AMS-Kurssystem etwas besser zu verstehen, muss man erklären, dass die Schulungen für das Arbeitsmarktservice österreichweit rund 150 Unternehmen anbieten. Dazu gehören Sprachinstitute, Vereine, EDV-Schulungszentren und noch viele Branchen mehr. Laut einigen Trainerberichten sollen diese Kursanbieter zwischen 500 und 600 Euro pro Teilnehmer bekommen.

Goldgrube AMS-Schulung
Es ist daher nicht wirklich verwunderlich, dass sich die AMS-Kurse zu einer wahren Goldgrube entwickelt haben und die beauftragten Unternehmer einfach nur so viele Teilnehmer wie möglich aufnehmen möchten, egal ob der Kurs passend ist oder nicht.

„Das AMS macht sehr viele Fehler, keine Frage, aber die Abhaltung der Kurse, die Kursdurchführung machen ja die Institute – und da liegt oft der Hund begraben“, erklärte ein Trainer gegenüber der „Kronen Zeitung“. Auch wenn die Umsetzung der Kursvorgaben Sache der Bildungsinstitution ist, so ist es sehr wohl die Aufgabe des AMS, diese darauf zu prüfen.

Laut dem AMS-Geschäftsbericht aus dem Jahr 2016 wurden 441 Millionen Euro an Bildungsinstitute ausbezahlt. Eine enorme Summe, von der sich jeder natürlich eine Scheibe abschneiden möchte. Auch wenn es sich bei 50 Prozent der beauftragten Unternehmen um politisch gut etablierte und große Bildungsinstitutionen handelt, so sind in den letzten Jahren auch immer mehr Kleinunternehmer auf den Zug AMS-Kurs aufgesprungen.

Das Video findet ihr auf der zweiten Seite!