Der EU- Anti-Terrorbeauftragte warnt vor der Nutzung von Videospielen zur Vorbereitung von Anschlägen. Sie würden von Tätern „als Kommunikationsmittel“ genutzt werden. Der Experte fordert daher eine stärkere Regulierung von Online-Spielen.
Der belgische Terror-Experte Gilles de Kerchove sieht eine potenzielle Gefahr in Online-Spielen. Sie könnten von Attentätern „als Kommunikationsmittel“ und zum Austausch verschlüsselter Nachrichten genutzt werden, sagt der Experte. Zudem seien Shooter möglicherweise „ein Mittel sein, um Angriffsszenarios zu testen“. Extremisten setzten Videospiele weiters zur Radikalisierung ein. Grund für all das sei, dass Videospiele ein „zu wenig regulierter Bereich“ sind. De Kerchove fordert daher eine stärkere Regulierung.
Videospiele als Instrument zur Radikalisierung
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP erklärte de Kerchove, Spiele würden als „alternatives Mittel genutzt, um insbesondere rechtsextreme Ideologie zu verbreiten“: „In Deutschland gibt es rechtsextreme Gruppen, die Spiele entwickelt haben, in denen man auf Araber schießen kann, auf den (US-Milliardär George) Soros oder wegen ihrer Migrationspolitik auf (Bundeskanzlerin Angela) Merkel“.
Ein bisher ebenfalls zu wenig beleuchteter Aspekt sei auch die Geldwäsche über Videospiele, sagte de Kerchove: „Es gibt Geld, das durch Spiele erzeugt wird, und das dann in Bargeld umgetauscht werden kann.“
„Zu wenig regulierter Bereich“
De Kerchove, der seit 2007 EU-Anti-Terrorbeauftragter ist, betonte jedoch auch, dass er den Gaming-Sektor nicht per se schlecht finde: „Ich sagte nicht, dass der gesamte Spielebereich problematisch ist. Es gibt zwei Milliarden Menschen, die online spielen und das ist sehr gut.“ Aus Sicht der Terrorbekämpfung seien Videospiele aber allgemein ein „zu wenig regulierter Bereich“.
Der Terror Experte forderte daher eine Verschärfung in dem Bereich. So sollten etwa laut de Kerchove die Sicherheitsbehörden in der EU die Möglichkeit haben, Zugang zu verschlüsselten Nachrichten für die Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung zu bekommen. Die EU-Kommission werde am 9. Dezember einen Vorschlag für ein „Gesetz für digitale Dienste“ vorlegen. Es soll Internet-Plattformen verpflichten, entschiedener gegen Hass in den Online-Netzwerken vorzugehen. De Kerchove forderte in diesem Zusammenhang die Kommission auf, eine Bestimmung zu verschlüsselter Kommunikation aufzunehmen.
Entschlüsselung auf richterliche Anweisung
Konkret sieht de Kerchove in seiner Bestimmung zu verschlüsselter Kommunikation vor, dass die Anbieter der Online-Netzwerke darin verpflichtet werden, auch verschlüsselte Nachrichten den Sicherheitsbehörden „in lesbarer Form“ zur Verfügung zu stellen, wenn dies auf gesetzlicher Grundlage oder richterliche Anweisung verlangt werde. Denn: „Ist es normal, dass man nicht identifizieren kann, wer beim Hochladen pädopornografischer Fotos hinter einer IP-Adresse steht?“, gab de Kerchove zu bedenken. Und weiter: „Wie erklärt man, dass die Polizei eine SMS abfangen kann, aber nicht denselben Inhalt bei einer Whatsapp-Nachricht? Wo ist da die Logik?“
Wichtig sei laut dem EU-Anti-Terrorexperten jedoch, dass die Entschlüsselung bei den Anbietern selbst erfolge. „Denn wenn die Entschlüsselungsschlüssel in Umlauf kommen, schwächt man die Verschlüsselung.“
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