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BRÄUCHE

Trauer in schwarzer Kleidung – Ist das immer noch so streng?

(FOTO: YouTube/Printscreen, Istockphoto/Vudhikul Ocharoen)
(FOTO: YouTube/Printscreen, Istockphoto/Vudhikul Ocharoen)

Das Tragen von Schwarz in der Trauerzeit nach dem Tod einer geliebten Person ist ein Brauch, der von vielen gläubigen Menschen praktiziert wird. Ein Bischof der serbisch-orthodoxen Kirche erklärt, warum dieser Brauch nicht so streng genommen wird.

Der Bischof Grigorije ist einer der wenigen Priester, der die Mitglieder seiner Kirchengemeinde über soziale Netzwerke anspricht und dabei den christlichen Glauben und die Bräuche aus der Sicht der heutigen Menschen erklärt. Der beliebte Geistliche beantwortet Fragen der Gläubigen und klärt Irrtümer rund um den Glauben auf. Ein bei den serbisch-orthodoxen Christen immer aktuelles Thema ist das Tragen von Schwarz als Zeichen der Trauer, und der Bischof spricht darüber in einem Beitrag auf Twitter.

Der Brauch des Schwarztragens wurde über viele Generationen weitergegeben, in der heutigen Zeit kommt er allerdingst immer mehr „aus der Mode“, was für hitzige Diskussionen sorgt. Allgemein wird angenommen, dass nach dem Tod eines nahestehenden Menschen mindestens 40 Tage lang bis ein Jahr Schwarz getragen werden soll, die Zahl jener, die sich an diesen Brauch halten, nimmt jedoch von Jahr zu Jahr deutlich ab.

Hier ist die Antwort des Bischofs:

„Sollen wir nach dem Tod eines geliebten Menschen Schwarz tragen?! Da möchte ich mit einer Gegenfrage antworten: bedeutet schwarze Kleidung, dass wir wirklich um jemanden trauern?! Trauer und Trauerbewältigung sind innere Prozesse, für die es keine äußerlichen Beweise bedarf“.

Schwarze Kleidung soll unseren Mitmenschen anzeigen, dass wir eine nahestehende Person verloren haben und nahelegen, dass mit unserem Schmerz pietätvoll umgegangen werden soll.

Im echten Leben passiert jedoch häufig das Gegenteil: in der besonders schweren und herausfordernden Zeit der Trauer zieht das Schwarz ungewollte Aufmerksamkeit von Fremden, obwohl deren Neugier und Mitleid das Letzte ist, das wir brauchen.

Wir sollten daher nicht Schwarz tragen, nur weil das von uns erwartet wird oder wir glauben, dass es von uns erwartet wird, denn das ist gar nicht im Sinne des Erfinders.

Wer jedoch aus Überzeugung Schwarz tragen möchte, dem steht das frei. Weder die eine noch die andere Entscheidung haben allerdings irgendwelche Aussagekraft in Bezug auf die Liebe und Trauer, die wir für die verstorbene Person empfinden.

„Wenn sie von Gewissensbissen geplagt werden, weil sie kein Schwarz tragen, könnte Ihnen der Gedanke helfen, dass es viel wichtiger ist, unseren Liebsten im täglichen Leben zu zeigen, wie viel sie uns bedeuten, als gegenüber Verstorbenen Trauer zu demonstrieren. Unsere Handlungen sind wichtig, alles andere ist zweitrangig und reine Formsache“, sagt dazu Bischof Grigorije.

Was denken Sie: sollte man nach dem Tod einer nahestehenden Person Schwarz tragen?

Ja, das gehört sich, es ist ein uralter Brauch, der unsere Gefühle zeigt.

Nein. Es ist unwichtig, was wir tragen, wichtig ist, was wir im Inneren fühlen.

Ich weiß nicht. Jeder Mensch sollte sich aussuchen, was für ihn sinnvoll ist.