Start News Chronik
Schwere Vorwürfe

Vier Opfer: Arzt unter Missbrauchsverdacht

(FOTO: iStock/Mariakray)
(FOTO: iStock/Mariakray)

Im burgenländischen Gerichtssaal herrscht angespannte Stille, als das Schöffengericht in Eisenstadt den Fall eines Mediziners verhandelt, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Ein außergewöhnlicher Entscheid der Richterschaft verbietet jegliche Bildaufnahmen des Angeklagten, ein Zugeständnis an die Privatsphäre, das im Rahmen der Gesetze bleibt. Der Arzt, dessen Gesichtszüge bei der Aussage eines mutmaßlichen Opfers rosa anlaufen, verweigert die Aussage und beruft sich auf seine Unschuld.

Schlafmittel

Es ist ein heikler Prozess, der in der Neuaustragung vor dem Gericht diskutiert wird. Ein Mediziner aus dem Südburgenland soll laut Anklage vier Patientinnen missbraucht haben. So sei es im Dezember 2022 zu einer Verurteilung von drei Jahren Haft gekommen, zwei davon bedingt. Allerdings kam es aufgrund einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zur Neuverhandlung, da ein verwendetes Sedativum womöglich Halluzinationen oder sexuelle Phantasien auslöst. „Keine Pharmafirma will das auf einem Beipacktext vermerken“, so der Verteidiger des Angeklagten, während er auch herausstellt: „Frau D. will es am wenigsten wahrhaben, dass es passiert ist.“

Vorwürfe der Opfer

Die Aussagen der belasteten Frauen zeigen ein differenziertes Bild. Während einige ihre Anschuldigungen abschwächen und Zweifel äußern, bleibt Frau D. konsequent bei ihrer Schilderung: „Hier geht es nicht um mich! Es geht um alle Frauen. Ich will nicht, dass so etwas je wieder geschieht.“ Es geht um das Streicheln und Saugen der Brust und laut Staatsanwalt auch digitale Penetration. „Er hat mir irgendwas in die Scheide eingeführt. Ob das ein Finger war oder ein Frankfurter Würschtl, kann ich nicht sagen. Es war schrecklich.“ Mehrmals wurde die Frau von Weinkrämpfen gebeutelt. „Er hat das in einer Art gemacht, dass es nicht das erste Mal gewesen sein kann. Da bin ich mir sicher.“

Urteil erwartet

Der Prozess bewegt sich zwischen den Abgründen der medizinischen Ethik und der persönlichen Integrität. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen unter dem Einfluss sedierender Medikamente steht auf dem Prüfstand. Der Richterspruch, der heute erwartet wird, könnte weitreichende Folgen für das Verständnis von Patientensicherheit und den Umgang mit ärztlicher Autorität haben. Die Gesellschaft richtet ihre Augen auf Eisenstadt, in Erwartung einer Entscheidung, die mehr als nur einen individuellen Fall betrifft.