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WIR SIND STOLZ AUF

Wir sind stolz auf: Mileva (Marić) Einstein, die „Mitentwicklerin der Relativitätstheorie“

(FOTOS: Wikimedia Commons/Autor unbekannt)

Um Mileva Marić ranken sich viele Mythen. Sie war die erste Serbin und eine der ersten Frauen, die ein Mathematik- und Physikstudium an einer deutschsprachigen Hochschule aufnahmen. Die Frage, welchen Beitrag Mileva zu mehreren Arbeiten von Einstein, unter anderem der weltberühmten Relativitätstheorie geleistet hat, wird kontrovers diskutiert.

Allen Esterson und David Cassidy recherchierten gründlich für ihr Buch „Einstein’s Wife – The real story of Mileva Einstein-Marić“. In der Biografie beschreiben sie Mileva als eine Frau, die lange und tapfer gegen enorme Widerstände kämpfte, in einer Zeit, in der Frauen in der Wissenschaft nur ungern gesehen und Großteils nicht zugelassen waren. Wer war nun die Frau, die ihren Platz in den Geschichtsbüchern meist nur als „erste Frau Albert Einsteins“ eingenommen hatte?

Mileva Marić wurde 1875 in der Kleinstadt Titel in der Vojvodina, die damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte, geboren. Sie entstammte einer wohlhabenden serbischen Familie, welche früh ihre außergewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften, erkannte. Besonders ihr Vater förderte Mileva, was dazu führte, dass sie zunächst die Serbische Höhere Mädchenschule in Novi Sad und anschließend die Realschule und das königlich-serbische Gymnasium in Šabac besuchte.

Dies alles war schon ungewöhnlich, da Mädchen meist nur die Volksschule absolvieren durften. Später wechselte sie an das Königliche Gymnasium für Jungen in Zagreb, wo sie per Sondergenehmigung als einziges Mädchen am Physikunterricht teilnehmen durfte. Um ein Studium machen zu dürfen, musste sie ihre Heimat verlassen und in die Schweiz ziehen, wo sie mit 21 Jahren anfing, Medizin zu studieren, bevor sie an das Eidgenössische Polytechnikum, die heutige Eidgenössische Technische Hochschule, wechselte. Dort immatrikulierte sie sich für die Fächer Physik und Mathematik, um die Lehrbefugnis für die Oberschule zu erlangen. Marić war die einzige Frau ihres Jahrgangs und die erst fünfte Frau, der es jemals gelungen war, eine Zulassung für das Studium am Polytechnikum zu erhalten. Hier lernte sie auch ihren zukünftigen Ehemann Albert Einstein kennen. Nach vielen gemeinsamen Lern-Nächten, verliebten sie sich schließlich ineinander.

In einem der vielen erhaltenen Briefe schreibt Einstein „Wie glücklich bin ich, dass ich in Dir eine ebenbürtige Kreatur gefunden habe, die gleich kräftig und selbständig ist wie ich selbst!“ Immer wieder musste sie sich als Frau Sondererlaubnisse holen, um am wissenschaftlichen Geschehen teilnehmen zu dürfen. 1901 wurde sie schwanger und schaffte ihre Diplomprüfung nicht. Über das Schicksal des unehelichen Kindes ist wenig bekannt, es blieb auf jeden Fall nicht bei ihr. Bald heirateten sie und Albert, gegen den Willen seiner Mutter und bekamen noch zwei weitere Söhne. Einstein betrog sie ab 1912 mit seiner Cousine und pochte immer wieder auf eine Scheidung. Dafür bot er ihr auch das Preisgeld seines Nobelpreises an. Mileva lebte alleine mit ihren zwei Söhnen in ärmlichen Verhältnissen, nachdem Einstein sie verlassen hatte. Ihr Sohn Eduard war schwerkrank und auf ständige Unterstützung angewiesen. Um ihrer Familie das Überleben zu sichern, gab sie Klavier- und Mathematikstunden. Sie verstarb im Jahr 1948 in Zürich.

Beitrag zur Physik
Soweit bekannt ist, sind keine eigenen wissenschaftlichen Arbeiten von Mileva hinterlassen worden. Jedoch sind Briefe von Einstein aufgetaucht, welche Raum für Spekulation darüber lassen, wie groß Milevas Beitrag zu manchen von Einsteins Arbeiten war. Einige Wissenschaftler kritisieren, dass ihre Leistungen viel zu wenig beachtet wurden und behaupten, dass sie substanziell an Einsteins Arbeiten mitgewirkt hat. Es gibt beispielsweise Belege darüber, dass Marić auch nach 1905 eng mit Einstein zusammenarbeitete. So sind sieben Seiten der handschriftlichen Vorlesungsunterlagen Einsteins zur analytischen Mechanik von 1910 in Marićs Handschrift verfasst. Ihre eigene Fachkompetenz bewies sie noch einmal, als sie im Jahr 1903 gemeinsam mit Paul Habicht einen Apparat zur Messung kleinster elektrischer Spannungen, die sogenannte Influenzmaschine, entwickelte. Ein weiterer großer Spekulationspunkt bleibt folgende Aussage von Einstein: „Wie glücklich und stolz werde ich sein, wenn wir beide zusammen unsere Arbeit über die Relativbewegung siegreich zu Ende geführt haben.“ Dass der Physiker hier „unsere Arbeit“ schreibt, gibt Vielen Grund zur Annahme, dass Marić viel mehr Lob und Beachtung verdient, als sie es bisher bekommen hat.