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ERMITTLUNGEN

5 Tote & Hygieneskandal: BKS Käserei-Inhaber vor Gericht

(FOTO: iStockphoto/istetiana, Illustration)
(FOTO: iStockphoto/istetiana, Illustration)

Ein Schatten der Kontamination liegt über der ehemaligen Käserei Gloggnitz, deren ehemaliger Geschäftsführer sich heute vor Gericht in Wiener Neustadt verantworten muss. Fünf Tote nach Verzehr kontaminierter Betriebsprodukte mit Listerien. Weitere Opfer mit bleibenden Hirnschäden, Nierenschwäche und Lungenentzündungen. Frühgeburt, Baby mit Sepsis.

Die Anklage wirft dem ehemaligen Leiter der nun geschlossenen Käserei vor, grob fahrlässig gehandelt und damit die Todesfälle verursacht zu haben. Der Vorwurf stützt sich auf den Verdacht, dass er die notwendigen Hygienevorschriften missachtet habe, was zu einem Ausbruch von Listerien geführt haben soll. Die Anklage umfasst einen Zeitraum von März 2020 bis Oktober 2022.

Der Prozess, der heute Vormittag im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Wiener Neustadt begonnen hat, zieht sich bis in den späten Nachmittag. Elf Zeugen, darunter Angehörige der Verstorbenen und Personen, die teilweise schwer erkrankt sind, werden erwartet. Ein Experte prüft, ob die Vorfälle mit Unternehmensprodukten zusammenhängen. Aufgrund der vollen Agenda ist unklar, ob heute ein Urteil fällt.

Listerien, die Bakterienart im Zentrum des Geschehens, sind für gesunde Menschen in der Regel ungefährlich. Bei immungeschwächten Personen können sie jedoch schwere Erkrankungen bis hin zum Tod auslösen.

Vorwurf bestritten

Der Angeklagte bestreitet weiterhin den Vorwurf der groben Fahrlässigkeit, wie sein Verteidiger, Andreas Reichenbach, vor Prozessbeginn gegenüber noe.ORF.at erklärte. „Dass es Listerienfälle im Betrieb gegeben habe, sei klar, inwiefern aber ein Zusammenhang mit den verstorbenen Personen bestand, sei wohl eine Sachverständigenfrage“, so Reichenbach. Er verwies zudem auf den langen vermeintlichen Tatzeitraum, in dem regelmäßig Kontrollen stattgefunden hätten und es gegenüber seinem Mandanten keine Beanstandungen gegeben habe. Sollte der Angeklagte verurteilt werden, drohen ihm bis zu drei Jahre Haft.

Die Käserei hatte im September 2022 Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse zurückgerufen. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hatte zuvor durch Clusteranalysen festgestellt, dass acht seit 2020 in Wien aufgetretene Erkrankungen auf denselben Listerienstamm zurückzuführen sind. Der Betrieb galt als mögliche Quelle. Ende 2022 meldete das Unternehmen zum zweiten Mal Insolvenz an, was zu einem Konkursverfahren führte. Im April dieses Jahres wurde die Schließung des Betriebs angeordnet.