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Albaner führt erstmals Nordmazedoniens Übergangsregierung an

(FOTO: EPA-EFE/GEORGI LICOVSKI)
(FOTO: EPA-EFE/GEORGI LICOVSKI)

Die Übergangsregierung wählte Taljat Dzaferi, Mitglied der größten albanischen Partei in Nordmazedonien, der Demokratischen Union für Integration (DUI), zum Vorsitzenden. Seine politische Karriere begann nach seiner Rolle im bewaffneten Konflikt von 2001.

Taljat Dzaferi, Politiker der Demokratischen Union für Integration (DUI), wurde zum Vorsitzenden der Übergangsregierung von Nordmazedonien gewählt. Er ist der erste Albaner, der diese Position innehat.

Konflikt von 2001

Dzaferi spielte eine bedeutende Rolle im bewaffneten Konflikt von 2001, als er als Kommandant der Nationalen Befreiungsarmee (ONA) agierte. Der Konflikt, der fast das ganze Jahr dauerte, führte zum Tod mehrerer Dutzend mazedonischer Soldaten und Polizisten. Er endete mit der Unterzeichnung des Ohrid-Abkommens. Dieses garantierte den Albanern mehr Rechte, und der Übergabe der Waffen der ONA an die NATO.

Verteidigungsminister

Nach dem Konflikt begann Dzaferi seine politische Karriere. 2002 ließ er sich als Abgeordneter der DUI aufstellen und wurde zum Volksabgeordneten und Koordinator der parlamentarischen Gruppe dieser Partei gewählt. Im Dezember 2004 ernannte man ihn zum stellvertretenden Verteidigungsminister, ein Amt, das er bis 2006 innehatte.

Die Ernennung von Dzaferi zum Verteidigungsminister im Jahr 2013 löste eine heftige Reaktion bei den mazedonischen Veteranen des Konflikts von 2001 aus. Er erklärte damals, sein Ziel sei es, die Streitkräfte zu einem „Symbol des Zusammenlebens, der Toleranz und des Respekts vor Unterschieden“ zu machen.

Präsidenten der Sobranje

Bei den Wahlen 2016 wählte man ihn zum fünften Mal zum Volksabgeordneten. Im Jahr 2017 wurde er Präsidenten der Sobranje von Nordmazedonien (Parlament der Republik Nordmazedonien). Die Wahl löste Unruhen im mazedonischen Parlament aus und führte zu mehr als 100 Verletzten.

Im Jahr 2020 wählte man Dzaferi erneut zum Präsidenten des mazedonischen Parlaments, und er wird nun die Übergangsregierung führen, die sich darauf konzentriert, alles für die Wahlen am 8. Mai vorzubereiten.

Dzaferi wurde am 15. April 1962 in dem Dorf Forino bei Gostivar in Nordmazedonien geboren. Er besuchte das Militärgymnasium in Belgrad und danach die Militärakademie, wo er in Belgrad und Sarajevo studierte. Nach seinem Abschluss erhielt er den Rang eines Leutnants. Seine militärische Karriere begann 1985, zunächst in der Jugoslawischen Volksarmee (JNA), und nach der Unabhängigkeit Mazedoniens, d.h. ab 1992, war er aktiver Offizier in der Armee der Republik Mazedonien, bis er sich 2001 der ONA anschloss.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.