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SEVDAH

Amira und Wien – Die ewige Liebe auf den zweiten Gig

FOTO: Albin Melez

Wir schreiben das Jahr 2006, zwei Jahre nach ihrer allerersten Veröffentlichung als Gast auf dem Album „A SECRET GATE“ von Mostar Sevdah Reunion und ein Jahr nach dem Debütalbum „ROSA“ gastiert Amira Medunjanin zum ersten Mal in Wien und tritt dabei mit ihrer Live-Band im Rahmen eines Festivals vor das Publikum der Österreichischen Hauptstadt.

Die Besucher sind begeistert, und während dieses Auftrittes bekommt Amira von einem der Anwesenden zurecht den Beinamen „Sultanija“, welchen ihre Fans seither verwenden um ihrer Bewunderung für die Ausnahme-Künstlerin Ausdruck zu verwenden. Komplett unbekannt ist aber eine andere Geschichte dieses Konzertes und die daraus resultierenden Folgen. Unbekannt, vor allem deswegen, weil sich Amira und die Musikerinnen von den äußerst widrigen technischen Umständen während des Konzertes nichts anmerken lassen. Doch genau diese Erfahrung ist für die junge Medunjanin ausschlaggebend, dass sie die nächsten Jahre alle Einladungen aus Wien dankend ausschlägt.

Fünf Jahre später entsteht in Wien ein Verein zur Unterstützung bedürftiger Kinder in Bosnien und Herzegowina und bald ist für die Begründer von FUTUREBAG klar, dass gerade Sevdah-Konzerte sich hervorragend dazu eignen, den Menschen in Wien die Kultur Bosnien und Herzegowinas näher zu bringen und gleichzeitig Mittel für die Beschaffung von Schultaschen zu generieren. Amira Medunjanin, mittlerweile bereits mit zwei weiteren herausgegebenen Alben soll den Startschuss für “Wiener Sevdah“, so der Projektname für diese Konzertreihe, geben. Die zu diesem Zeitpunkt bereits international gefeierte Künstlerin ist von der Idee des Vereins so angetan, dass sie, trotz der eingangs erwähnten Vorbehalte Wien gegenüber, einem neuen Konzert in Wien zustimmt.

Die handelnden Personen bei “Wiener Sevdah“ sind zu diesem Zeitpunkt absolute Neulingen in Sachen Konzertorganisation, doch die nicht vorhandene Erfahrung wird durch Enthusiasmus, Engagement und vor allem die unendliche Liebe zu Sevdah wettgemacht. Amiras erstes Gastspiel bei “Wiener Sevdah“ findet im Mai 2012, gleich mit zwei aufeinanderfolgenden Abenden, in der Wiener Urania statt und dieses Mal ist nicht nur das Publikum, sondern auch die Künstlerin selbst, und zwar restlos begeistert. Amira wird von der Energie bei den beiden Auftritten fasziniert und schier überwältigt.

Amira’s erstes Konzert im Rahmen von “Wiener Sevdah“ – 2012. (FOTO: Drago Palarva)

Im Laufe der nächsten Jahre ist sie nach jedem weiteren herausgebrachten Album zu bei “Wiener Sevdah“. Die Symbiose zwischen dem Publikum der Donaumetropole und Amira ist auch für die Künstlerin in diesem Ausmaß einmalig und für beide Seiten ein Erlebnis von dem sie noch Wochen und Monate im Nachhinein positive Energie beziehen.

Vergangenen Samstag gastierte Amira zum insgesamt fünften Mal bei “Wiener Sevdah“. Mittlerweile ist die Konzertreihe Teil der neugeschaffenen Bosnisch-herzegowinischen Kulturplattform. Viele der Konzertbesucher sind Dauergäste der Reihe, vor allem aber von Amira’s Konzerten. Dennoch ist es unbeschreiblich, wie sich auch bei diesem Auftritt die Situation in der ausverkauften SimmCity entwickelt. Amira betritt die von Dino Mirvić fabelhaft gestaltete Bühne gleichzeitig voller Vorfreude und Nervosität. Beide Gefühle sind gen Publikum und Atmosphäre gerichtet. Es beschleicht sie nämlich, bei allen vergangenen Stunden der Freude auf den Bühnen Wiens, heimlich die Angst, dass es dieses Mal nicht mehr so sein könnte. Doch diese Angst verfliegt bereits nach wenigen Augenblicken, zu stark ist die im Raum von der ersten Sekunde vorherrschende und kaum erklärbare Energie.

Amira eröffnet in Begleitung von den grandiosen Ante Gelo an der Gitarre und Zvonimir Šestak am Kontrabass das Konzert mit der Sevdalinka „Imam jednu želju“ und erntet bereits währenddessen tobenden Applaus vom Publikum. Die nächsten gut zwei Stunden vergehen für alle Beteiligten wie im Flug. Die Künstlerin ist immer wieder sichtlich und ehrlich gerührt von der Liebe die sie für ihre Darbietungen von den Anwesenden empfängt. So schaukelt sich die Atmosphäre in einen Rausch aus Emotionen die von der göttlichen Stimme Medunjanin‘s zelebriert und gepflegt werden.

Amira Medunjanin Trio – 2017. (FOTO: Albin Melez)

Egal ob in Begleitung der beiden Virtuosen oder bei der unglaublichen Accapella-Version von „Idem kući a već zora“ beweist sie eindrucksvoll, dass sie nicht nur im Sevdah zu den größten Stimmwundern unserer Zeit zählt, sondern zurecht von Kritikern weltweit zu den allerbesten Sängerinnen überhaupt erkoren wird.

Das Konzert verfliegt wie ein Augenblick, das Gefühl bleibt und wärmt alle Anwesenden garantiert noch immer und dieser Zustand wird erfahrungsgemäß noch einige Zeit anhalten. Bei Amira und ihren Kollegen, beim Publikum, aber vor allem auch bei Bernhard Schurian, einem der wirklich begnadetsten Tontechniker Wiens, welcher sich, seitdem er das erste Mal Amira’s Konzert erlebt hat, immer darum „reißt“ dabei arbeiten zu dürfen. Seine Begründung hierfür steht stellvertretend für alle Liebhaber von Amira’s Auftritten: „Sobald diese Frau den ersten Ton von sich gibt, geht für mich bereits die Sonne auf!“