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REPORTAGE

Angeln — Hobby oder Lebensstil?

Links: Goran Jovanović Baja; Rechts: David Lehner, Inhaber von Fisherman's Partner Wien mit seiner Ehefrau (FOTO: Amel Topčagić)

Eine Sprichwort besagt, dass Angeln die beste Form der Entspannung ist. KOSMO hat nachgefragt, wie das Fischen heute aussieht, welche Veränderungen die Zeit bei der Ausrüstung und Einstellung des Anglers gebracht hat, ob beim Angeln nur der Fang wichtig ist und ob die alte Volksweisheit auch heute noch gültig ist.

Zurückgezogen in der Natur des Nationalparks Lobau oder an der ruhigen Neuen Donau (Donauinsel) finden die Wiener Angler perfekte Plätze, um ihre Zelte aufzuschlagen, ihre Angeln auszuwerfen und zu schauen, ob die Fische anbeißen. An einem solchen Ort hat der jahrzehntelange Angler Goran Jovanović Baja sein zweites Zuhause gefunden, in dem er auf seinen Fang wartet, schläft, isst, Tiere beobachtet und im Einklang mit der Natur lebt.

„Als wir 1975 aus Serbien nach Österreich kamen, habe ich mit dem Angeln begonnen. Ich habe meinen Vater begleitet, der oft an den Donaukanal ging. Da bin ich praktisch aufgewachsen und habe meinen eigenen Weg zum Angeln gefunden. Heute nehme ich manchmal meine Frau und unsere drei gemeinsamen Kinder mit, je nachdem, wo ich gerade bin, um mit ihnen gemeinsam die Natur zu genießen und zu angeln. Ich bin froh, wenn wir alle gemeinsam am Wasser sitzen und die Natur bzw. das Leben genießen”, erklärt Baja und betont, dass er schon seit Jahren nur noch aus sportlichen Gründen angelt, nach dem Prinzip „Catch and Release” (Fangen und Freilassen). Vorwiegend angelt er Karpfen, aber er erklärt, dass man in den Gewässern nie weiß, ob und welche Fische anbeißen werden.

„Ich habe mit dem Angeln begonnen, indem ich meinen Vater an den Donaukanal begleitete.”

Goran Jovanović Baja

In seiner Anglerkarriere hat er bereits zahlreiche Fänge verzeichnet, aber von zweien erzählt er am liebsten. „Ein 28,7 Kilo schwerer Karpfen, den ich an einem Teich außerhalb Wiens gefangen habe, war mein größter Fang bisher. Mein größter Fang in der Neuen Donau wog bis dato 26 Kilo. Da ich nur aus sportlichen Gründen angle, habe ich beide Fänge behutsam auf Verletzungen kontroliert, falls notwendig desinfiziert, mich natürlich mit ihnen fotografiert, sie geküsst und vorsichtig dorthin zurückgesetzt, wo sie hingehören”, erläutert Baja und erinnert daran, dass es beim Fischen nicht darauf ankommt, alles zu töten, was man aus dem Wasser zieht, sondern das Aufstellen der Ruten, das Warten, die gute Luft, das Zwitschern der Vögel und überhaupt die ganze Natur zu genießen.

REKORD: Baja zeigt Stolz seinen größten Fang, einen 26 kg Karpfen, den er in der Neuen Donau gef angen hat. Sein größter Fang wog jedoch stolze 28,7 kg. (FOTO: zVg.)

Als Angler hat man sich an gesetzlichen Bestimmungen, wie Schonzeiten und Brittelmaße zu halten. Außerdem gilt es auch die Vorschriften des jeweiligen Angelvereins zu befolgen. Nur so könne man den Angelsport auch nachhaltig betreiben, sodass auch in Zukunft genügend Fische aller Art in unseren Gewässern schwimmen. Baja verbringt einen großen Teil seiner Zeit am Wasser, wo er oft auch übernachtet und im Morgengrauen seinen Angeltag beginnt.

„Das erste, womit ich meinen Tag beginne, ist, mir einen leichten Kaffee zu kochen und das Wasser zu beobachten, während ich den bevorstehenden Tag plane. Aber aus den Plänen wird meistens nichts”, erzählt uns der Fischer lachend und erklärt, dass er die Ruten und das Fischfutter abhängig von der Jahreszeit und den Witterungsverhältnissen wählt.

„Noch bevor es dunkel wird, macht man sich fertig und stellt die Ruten auf. Dann wartet man. Man kann nicht allgemein sagen, dass die Fische eher in der Nacht anbeißen. Es gibt mehrere Faktoren, die man berücksichten muss. Alles hängt von der Außenund Wassertemperatur, dem Wasserstand, dem Wind und dem Luftdruck ab. Es kommt vor, dass tage- und nächtelang gar nichts passiert. Dann gibt es Tage, wo plötzlich alles anders ist und es beißen die Fische.”

„Wann die Fische anbeißen, hängt von der Außen- und Wassertemperatur, dem Wasserstand, dem Wind und dem Luftdruck ab.”

Goran Jovanović Baja

Seine Angelzeit verbringt er lieber an ruhigen Gewässern wie an der Neuen Donau, da er sagt, dass man dort entspannter angeln kann. „In schnellfließenden Gewässern, wie zum Beispiel der offenen Donau, ändern sich der Wasserstand und die Klarheit des Wassers viel schneller. Darauf reagieren die Fische sehr empfindlich. Auch das Anfüttern kann problematisch sein, denn in solche Gewässer muss man viel mehr Futter einstreuen, das vom Wasser dann schnell abgetrieben wird. Aber wenn ich alle Formen des Karpfenangelns auf der Donauinsel ausprobiert habe, ist meine nächste Herausforderung das Fischen direkt an der offenen Donau. Das ist für einen Karpfenfischer das Höchste.”

Da er bereits seit Jahren an den Ufern österreichischer Gewässer seine Ruhe findet und sehr erfolgreich angelt, betont Baja, dass junge Fischer sich mit Ausdauer und Geduld wappnen sollten.
„Anfängern empfehle ich zu Beginn, je nachdem, welchen Fisch sie angeln wollen, an private Gewässer, z.B. Tageskarten-Teiche, zu gehen. Später kann man sich dann anspruchsvollere Orte suchen, die auch mehr Herausforderung bieten. Daher empfehle ich jedem, der diese Anfangsphase hinter sich hat, statt an Privatgewässer zu gehen, die mitunter sehr kostspielig werden können, die Anglerprüfungen abzulegen und eine Lizenz (NÖ-Karte oder Wiener Karte) für ruhigere Flussläufe wie die Donauinsel zu erwerben.”

Das Wichtigste an diesem Sport sind seiner Meinung nach das Genießen der Natur und die Geduld. „Meine Philosophie beim Angeln, aber auch im Leben heißt Ruhe und Geduld. Darin liegt die Kraft. In Ruhe zu angeln, ist ein Genuss. Die Wetterverhältnisse spielen keine Rolle, wenn man gut ausgerüstet und geduldig ist. Einzig und allein der Fisch entscheidet, wann und ob er anbeißt. Wichtig ist es, am Wasser zu sein und die Natur zu genießen, die einen umgibt. Darum liebe ich das Angeln dort, wo ich die Vögel zwitschern hören, Bäume und den Himmel betrachten und das Wasser beobachten kann. Sehr oft kommen auch Tiere. Am Morgen sehe ich Hasen herumhoppeln. Aber auch Füchse sind häufig unsere Gäste, und wenn wir unsere Lebensmittel und Futter für die Fische nicht ordentlich verwahren, bestehlen sie uns sogar. Enten, Biber und Schwäne zählen ebenfalls zu unseren regelmäßigen Besuchern”, erklärt Baja und betont, dass es, wenn man in und mit der Natur lebt, keinen Grund zur Furcht gibt, sondern dass man alles genießen sollte, was sie mit sich bringt.

„Meine Philosophie beim Angeln, aber auch im Leben heißt Ruhe und Geduld. In Ruhe zu angeln ist ein Genuss. Die Wetterverhältnisse spielen keine Rolle, wenn man gut ausgerüstet und geduldig ist, ist es egal, wann der Fisch anbeißt. Wichtig ist es, am Wasser zu sein und die Natur zu genießen. (FOTO: Amel Topčagić)”

Am Ende des Gesprächs mit Baja interessiert uns, wo Anfänger, aber auch erfahrene Fischer eine gute Angelausrüstung kaufen können. Die Antwort war klar: bei Fisherman’s Partner in Wien-Simmering. Daher haben wir uns entschieden, einen Blick in dieses Geschäft zu werfen und zu erkunden, warum es so beliebt ist.

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