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DAN REPUBLIKE

Balkan Stories: Koliko je na Kozari grana

FOTO: Balkan Stories

Am Freitag ist Dan Republike, der höchste Feiertag des untergegangenen Jugoslawien. Dass der Staat 1943 überhaupt neu gegründet werden konnte, entschied sich unter anderem im Kozara-Gebirge. Die Gedenkstätte für die Schlacht ist heute weitgehend unbeachtet.

33 Meter ragt das Monument von Dušan Džamonja und Marijana Hanzenković auf der Bergkuppel im  Kozara-Gebirge bei Markovica in die Höhe. Am weitläufigen Platz vor dem Spomenik Revolucije, dem Denkmal der Revolution, wie es offiziell heißt, ist lediglich ein Mitarbeiter des Kozara-Nationalparks auf seinem Rasenmäher zu sehen und zu hören. In den eineinhalb Stunden, die ich im Frühsommer hier oben verbringe, kommt gerade eine Handvoll Menschen hier herauf.

Als Jugoslawien noch existierte, kamen hier nach Angaben von Bildhauer Džamonja bis zu eine Million Menschen pro Jahr, um einer der entscheidenden Schlachten des Zweiten Weltkriegs in Jugoslawien zu gedenken – und der abertausenden Opfer faschistischer Verbrechen unmittelbar im Anschluss an die Kozara-Schlacht.

Im Frühsommer 1942 hatte hier eine relativ kleine Partisanengruppe ein großes Gebiet befreit und bedrohte aus Sicht der deutschen Besatzer und der Ustaša die Mine Ljubija und das nahe gelegene Banja Luka. Das Gebiet gehörte wie das gesamte Bosnien zum Ustaša-Staat NDH. Zudem vermuteten die Besatzer Tito unter den 3.000 Partisanen im Kozara-Gebirge. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte.

40.000 deutsche und kroatische Soldaten kesseln die Partisanen ein

Wehrmacht und Ustaša mobilisierten an die 40.000 Soldaten, unterstützt von zwei Četnik-Einheiten und Kampfschiffen der ungarischen Flussmarine. Die Offensive Westbosnien genannte Operation sollte die Partisanen aus dem Gebiet vertreiben und im Idealfall – aus Sicht der Besatzer – der jugoslawischen Widerstandsbewegung das Rückgrat brechen. Vielleicht würde ihnen sogar Tito in die Hände fallen. Am 10. Juni 1942 begannen sie den Angriff.

Vielleicht hätte das funktioniert. Hätte es da nicht den Völkermord gegeben, den die Ustaša seit Frühsommer 1941 an den ethnischen Serben in ihrem Herrschaftsgebiet begingen. Der löste einen großflächigen Aufstand nicht nur aber vor allem ethnischer Serben in Kroatien und Bosnien aus, den Ustaša und Wehrmacht nicht nur nicht in den Griff bekamen.

Vielmehr war dieser Aufstand die Keimzelle des jugoslawischen Befreiungskampfes vom Faschismus, wie etwa der kroatische Historiker Hrvoje Klasić herausstreicht. Die Kommunistische Partei Jugoslawiens habe eigentlich antifaschistischen Widerstand in den Städten aufbauen wollen. „Als im Frühsommer 1941 der Aufstand ausbrach, änderten sie schnell ihre Strategie und trugen den Widerstand aufs Land.“ Anders ausgedrückt: Titos Partisanen organisierten den Widerstand, der  gegen den Völkermord der Ustaša ausgebrochen war.