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GESCHICHTE

Balkan Stories: Wanders 90 Tage in Sarajevo

(Foto: zVg.)

In Sarajevo spricht man aktuell von einem ungewöhnlichen Beispiel von Arbeitsmigration: Im bekanntesten Jazzklub der Stadt arbeitet ein Brasilianer. Der ist zufällig hier hängengeblieben. Und hat neben viel Positivem auch Unbequemes zu sagen.

Heute steht Walder auf der anderen Seite der Schank im Jazzbina im Stadtzentrum von Sarajevo.

Der junge Brasilianer ist an seinem freien Tag für unser Interview hereingekommen.

Außerdem ist er gern hier.

Es ist voll und laut, vor allem für einen Dienstagabend.

Eine lokale Band spielt, eine Mischung aus Blues, Jazz und YU-Rock.

„Ich bin seit ungefähr zwei Monaten in Sarajevo“, sagt Wander. „So lang war ich noch in keiner europäischen Stadt.“

Seit ungefähr sechs Wochen arbeitet er als Schankkellner in diesem Kellerlokal.

Aus ausländischer Kellner ist er hier eine Attraktion

Bei den Gästen ist er beliebt.

Valdemar nennen sie ihn, oder kurz Valdi.

Warum ausgerechnet Valdemar, weiß eigentlich keiner so genau.

„Ich weiß, für Nicht-Brasilianer ist mein Name ein bisschen schwierig“, lacht Wander, als ihn ein Stammgast begeistert mit „Ciao Valdi, šta ima“ begrüßt.

Seitdem er hier arbeitet, ist der junge Brasilianer auch zu ein bisschen einer Attraktion im Jazzbina geworden.

Bosnier, die in anderen Ländern als Kellner oder sonstwie in Bars und Restaurants arbeiten, kennt man zur Genüge.

Eine regelmäßige Begleiterscheinung der Massenemigration aus Bosnien.

Ausländer, die in einem Club in Bosnien Getränke ausschenken, das hat Seltenheitswert.

(Foto: zVg.)

Seit eineinhalb Jahren auf Reise

Für Wander ist es der erste regelmäßige Job seit geraumer Zeit.

„Vor eineinhalb Jahren bin ich aus Rio de Janeiro aufgebrochen und mache eine Weltreise. Oder jedenfalls eine Reise, so weit ich eben komme.“

Durch ganz Südamerika hat ihn die Reise geführt, und mittlerweile durch einen guten Teil des Balkan.

Finanziert hat er sein Leben als Straßenmusiker. „Ich spiele Gitarre, und ich spiele gut. Da stell ich mich in eine Fußgängerzone und hoffe, dass mir Leute Geld in den Gitarrenkoffer werfen.“

Dazwischen Gelegenheitsjobs, wenn das Geld nicht reicht.

Wander sippt an einem großen Tuborg.

„Eigenartig ist hier nur, dass fast nirgends das örtliche Bier ausgeschenkt wird. Auch hier steht es auf der Getränkekarte, aber es gibt keines. Ist es so schlecht?“

Nein, erklärt ihm ein anderer Gast. Nur hatte die Sarajevsko-Brauerei vor einigen Jahren größere Lieferprobleme. (Siehe HIER.)

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