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ÄRZTEPFUSCH

Betrugsfalle: Angesehener serbischer Doktor zieht Wienern Geld aus der Tasche (FOTOS)

Serbischer-Wunderdokter
(FOTO: iStockphoto, Facebook-Screenshot)

Soziale Netze sind ein mächtiges Medium, um an äußert interessante und nützlichen Informationen, aber auch illegale Vorgehensweisen, zu gelangen. Genau darüber erzählt unsere Geschichte.

Vor kurzer Zeit hat KOSMO zwei Texte über ästhetische Eingriffe in Wiener Frisörsalons und privaten Wohnungen durch Ärzte und teilgelernten Kosmetikerinnen aus Serbien, veröffentlicht. Die Reaktionen der Leser waren verwunderlich positiv und gewissenhaft, so dass uns einige von ihnen vor einem pensionierten General gewarnt haben. Der hochgeschätzte Chirurg aus der Militärklinik in Belgrad (VMA), solle in Wien Schwarzarbeit verrichten. Als wir erstere Informationen bekamen, dachten wir allerdings, dass der Herr General, welcher auch einen akademischen Titel als Professor besitzt, chirurgische Eingriffe in einer Klinik ausübt, wie es einem Mann seines Rufes und Wissens entsprechen würde. Unglücklicherweise liegen die Tatsachen anders, und zwar viel trauriger als erwartet, da der große Experte für Brustkorboperationen zu einem Supplement-Verkäufer des Multi-level Systems mutierte und seinen Dienstgrad in der VMA als Marketingmittel nutzte, um bei Leuten für Ehrfurcht zu sorgen.

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Auf der Jagd nach den Ärzten, die jedes Wochenende nach Wien kommen, um hier Wienerinnen ilegal zu verschönern, wurde eine Polizei-Razzia in zahlreichen Wiener Friseursalons durchgeführt.

Prof. Dr. V.S. ist schon längere Zeit über ein wichtiger Bestandteil von Facebook-Veröffentlichungen einer gewissen S.R., welche ihren Namen mit einem Titel als Diplomingenieurin im Netz preist. Die Dame lädt Facebook-Freunde in ihr privates Ferienhaus in Wien Döbling ein und verrät dabei die Adresse und Telefonnummer für Terminvereinbarung beim „Giganten aller Ärzte“. Die Frau veröffentlicht die Arbeiten des Doktors, seinen Dienstgrad als General und auch beunruhigende Kriegsverletzungen. Da kommt die Frage auf, ob der General an einem Frontgefecht teilgenommen hat, da Serbien offiziell nicht im Krieg gewesen ist. Um die Ironie noch einmal zum Ausdruck zu bringen, wird im sozialen Netz geschrieben, dass der Arzt „den Genotyp seiner Patienten durch Untersuchungen eines lebendigen Bluttropfens bestimmt“.

DS-Facebook-Screenshots
(FOTO: Facebook-Screenshots)

Da wir keine Ärzte sind, haben wir drei im Labor angestellte Ärzte gefragt, was dies zu bedeuten hat. Ihre Antworten waren identisch und haben uns sehr negativ überrascht: „Der Genotyp ist ein genetischer Code, durch welchen der Phänotyp oder das Erscheinungsbild eines Lebewesens entsteht. Dieser wird durch den Zellkern bestimmt. Rote Blutkörperchen besitzen allerdings keinen Zellkern, da sie diesen in ihrer Evolution aufgrund des Hämoglobins verloren haben, um ihre Funktion als Sauerstoff-Transporter erfüllen zu können. In einem Tropfen Blut gibt es nicht genug Material um genetische Eigenschaften zu bestimmen und definitiv nicht in einem gewöhnlichen Blutbild, welcher hierfür verwendet wird.“

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Aufgrund intensiverer Nachforschungen gelang in unsere Redaktion ein Befund, welcher vom General an einen Patienten in Wien ausgehändigt wurde. Da dieser in serbischer Sprache ausgestellt wurde, schickten wir ihn zur Interpretation an einen Arzt mit ex-jugoslawischen Wurzeln. Folgendes bekamen wir als Antwort: „Es handelt sich um eine simple Beschreibung eines Blutbildes. Der Text wurde nicht fachgemäß ausgedrückt und so einen Befund kann man nicht in einem offiziellen Labor bekommen. Aufgrund dessen ist es nicht möglich eine Diagnose zu erstellen, schon gar nicht die vom betreffenden Arzt angeführte. Die vorgeschlagene Therapie ist diskutabel, da es keine richtige Diagnose gibt und es sich dabei um Präparate handelt welche nicht registriert sind.“

Nach der Aussage des Patienten und der Tatsache, dass dieser 100 Euro für eine Untersuchung und weitere 175,80 Euro für Supplemente bezahlt hat, fügte sich das Puzzle zusammen. Der General betrügt seine Kunden, um neben seinem Honorar auch seine Provision an Ergänzungsmittel zu bekommen, ohne dabei Steuern zu bezahlen. Ob S.R. ein Teil des Multi Level Systems ist, oder nur finanzielle Entschädigung für Bereitstellung ihres Ferienhauses bekommt, konnten wir nicht feststellen. Jedenfalls ist sie Mittäterin illegaler Geschäfte des Doktors.

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Die unglaubliche Geschichte über Belgrader Ärtze, die illegale Schönheitseingriffe in Wien vornehmen (KOSMO berichtete) und an deren Aufklärung die Wiener Polizei zurzeit intensiv arbeitet, sorgte für große Aufmerksamkeit bei den KOSMO-Lesern. Eine von ihnen meldete sich bei unserer Redaktion und schilderte ich ganz persönlichen Erfahrungen mit diesen Schönheitsdocs.

Leider ist der General nicht der einzige in seiner Familie, der das Ansehen der berüchtigten, serbischen Institution zerstört. Sein Sohn N.S., Facharzt der plastischen Chirurgie, welcher eine Führungsposition an der VMA einnimmt, hat ebenfalls eine Vorliebe für das schnell verdiente Geld in Wien entwickelt. Seine zufriedenen Kundinnen rühmen sich öffentlich mit Gesichtsverschönerungen durch Eingriffe mit Hyaluron, Botox und anderen Materialien. Besonders viel erwarten die Damen von Spritzen für Fettverbrennung.

Nach diesem Artikel erwarten und erhoffen wir uns weitere Informationen und Erfahrungen unserer Leser. Durch Veröffentlichung solcher Texte nehmen wir an der medizinischen Aufklärung unserer Mitbürger und am Kampf gegen illegale Vorgehensweisen, teil.