Trotz scharfer Migrationspolitik punktet die FPÖ bei Wählern mit Migrationshintergrund: Bei der Wien-Wahl 2025 erhielt sie überraschend starken Zuspruch aus türkischen und ex-jugoslawischen Communities.
Die FPÖ verzeichnete bei der Wien-Wahl 2025 einen beachtlichen Stimmenzuwachs von 13,24 Prozentpunkten und erreichte mit 20,35 Prozent den zweiten Platz hinter der SPÖ, die 39,38 Prozent der Stimmen für sich gewinnen konnte. Ungeachtet dieses Wahlerfolgs der Freiheitlichen hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eine Zusammenarbeit mit der Partei kategorisch ausgeschlossen.
Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp stellt sich daher auf die Rolle in der Opposition ein und kündigt an, die „Skandale der SPÖ aufzudecken“ sowie verstärkt Kontrollfunktionen wahrzunehmen – Aufgaben, für die das starke Wahlergebnis seiner Partei neue Möglichkeiten eröffne.
Überraschende Wählergruppen
Besonders aufschlussreich sind die von der APA (Austria Presse Agentur) veröffentlichten Wählergruppenanalysen, die ein überraschendes Bild zeichnen. Die Freiheitlichen konnten in zwei spezifischen Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich punkten: Bei in Österreich lebenden Personen mit Geburtsort im ehemaligen Jugoslawien stimmten 25 Prozent für die FPÖ, während unter Wählern mit türkischen Wurzeln 21 Prozent ihr Kreuz bei den Blauen machten. In beiden Gruppen landete die FPÖ damit auf dem zweiten Platz – obwohl die Partei regelmäßig mit restriktiven Positionen in der Migrationspolitik und Forderungen nach Abschiebungen in Erscheinung tritt.
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Dieser Trend ist nicht völlig neu. Bereits bei der Nationalratswahl 2019 konnte die FPÖ unter Norbert Hofer 12 Prozent der Stimmen von Wählern mit türkischem Migrationshintergrund für sich gewinnen.
Politikwissenschaftler sehen einen Hauptgrund in den konservativen Wertvorstellungen dieser Communities, vor allem in Bezug auf Familienpolitik und traditionelle Geschlechterrollen.
SPÖ dominiert weiterhin
Die stärkste Kraft in diesen Wählergruppen bleibt jedoch die SPÖ, die sogar überdurchschnittlich gut abschnitt: Bei Wählern mit ex-jugoslawischem Hintergrund erreichten die Sozialdemokraten 44 Prozent, bei jenen mit türkischem Migrationshintergrund sogar 46 Prozent. Deutlich schwächer präsentierten sich hingegen Grüne, NEOS, ÖVP und KPÖ – keine dieser Parteien kam in den genannten Wählergruppen über die Sieben-Prozent-Marke hinaus.
Die Zugewinne der FPÖ basieren offenbar auch auf einer gewissen Enttäuschung über die bisherige Integrationspolitik. Eine Nachwahlbefragung des SORA-Instituts zeigt, dass 31 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund angaben, sich von den Sozialdemokraten „im Stich gelassen“ zu fühlen – ein Stimmungsbild, das die Freiheitlichen für sich zu nutzen wussten.
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