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Narco-Terror

Blutige Drogen-Razzia: 64 Tote und 81 Festnahmen!

Razzia
Symbolbild FOTO: iStock

Stundenlange Feuergefechte, 64 Tote und eine Stadt im Ausnahmezustand: In Rio de Janeiro lieferten sich Sicherheitskräfte und Drogenbanden eine der blutigsten Konfrontationen der Stadtgeschichte.

Bei einem der blutigsten Polizeieinsätze in der Geschichte Rio de Janeiros sind mindestens 64 Menschen ums Leben gekommen. Die brasilianischen Sicherheitskräfte rückten am Dienstag mit rund 2500 Beamten und Soldaten in die Armenviertel Complexo do Alemão und Penha ein, um gegen die berüchtigte Drogenbande Comando Vermelho (Rotes Kommando) vorzugehen. Nach Angaben der Behörden wurden 60 mutmaßliche Drogenhändler getötet. Auch vier Polizisten verloren bei den stundenlangen Feuergefechten ihr Leben.

Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Claudio Castro, bezeichnete die Operation als entschlossenes Vorgehen gegen den “Narko-Terrorismus”. In einer Videobotschaft auf der Plattform X erklärte er, dass 64 Verdächtige “neutralisiert” und weitere 81 festgenommen worden seien. Zudem hätten die Einsatzkräfte 75 Gewehre und erhebliche Mengen an Drogen sichergestellt. Castro stufte den Einsatz als die umfangreichste Polizeiaktion in der Geschichte der Metropole ein.

Die Sicherheitskräfte setzten bei der Razzia mehrere Hubschrauber und 32 gepanzerte Fahrzeuge ein. Im Getulio-Vargas-Krankenhaus in Penha wurden sowohl getötete mutmaßliche Bandenmitglieder als auch verstorbene Beamte eingeliefert. Eine nicht näher bezifferte Anzahl von Personen erlitt Verletzungen.

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Massive Auswirkungen

In sozialen Netzwerken verbreiteten sich Aufnahmen von Rauch und Feuer aus den betroffenen Favelas (Armenviertel), begleitet vom Geräusch anhaltender Schusswechsel. Als Folge der Gewalt mussten 46 Schulen in den beiden Stadtvierteln geschlossen werden. Die Bundesuniversität von Rio de Janeiro sagte Abendveranstaltungen ab und forderte Personen auf dem Campus auf, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Als Reaktion auf die Polizeioperation blockierten mutmaßliche Mitglieder krimineller Banden mehrere Straßen im Norden und Südosten Rio de Janeiros. Laut Angaben des Verkehrsverbands Rio Ônibus wurden mindestens 70 Busse beschlagnahmt und für die Errichtung von Straßensperren zweckentfremdet, was zu “erheblichen Schäden” führte. Das Comando Vermelho, das ursprünglich in den Gefängnissen der Stadt entstand, hat seinen Einflussbereich in den Armenvierteln Rio de Janeiros in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet.

Die Millionenmetropole ist seit Jahrzehnten Schauplatz tödlicher Polizeiaktionen – so wurden im März 2005 in der Region Baixada Fluminense etwa 29 Menschen getötet, im Mai 2021 starben 28 Personen bei einem Einsatz in der Favela Jacarezinho.

Kritik am Vorgehen

Trotz gewisser Ähnlichkeiten mit früheren Operationen sei das Ausmaß der jüngsten Aktion beispiellos, betonte Luis Flavio Sapori, Soziologe und Experte für öffentliche Sicherheit an der Päpstlichen Katholischen Universität von Minas Gerais. “Was diesen Einsatz unterscheidet, ist die Zahl der Opfer. Das sind Kriegszahlen”, erklärte er. Sapori kritisierte die Wirksamkeit solcher Aktionen, da sie selten die eigentlichen Drahtzieher träfen, sondern vorwiegend ersetzbare Untergebene.

“Es reicht nicht, auszurücken, Schüsse auszutauschen und wieder abzuziehen. Es fehlt an Strategie in der öffentlichen Sicherheitspolitik von Rio de Janeiro”, so der Experte. Cesar Munoz, Direktor von Human Rights Watch Brasilien, bezeichnete die Ereignisse als “riesige Tragödie” und “Desaster”.

Er forderte: “Die Staatsanwaltschaft muss eigene Ermittlungen aufnehmen und die Umstände jedes Todesfalls aufklären.” Die Menschenrechtsorganisation sprach von der größten und gewalttätigsten Razzia gegen die organisierte Drogenkriminalität in Rio de Janeiro, die zahlreiche Tote und Verletzte auf beiden Seiten zur Folge hatte.