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KUNST&KULTUR

Bosnische Musiker halten die schwindende Sprache sephardischer Juden am Leben (VIDEO)

Ladino Sprache Sarajevo
(Foto: Facebook/Female vocal ensemble Corona)

Sephardische Juden haben in Bosnien ihre eigene Sprache, seit ihrer Vertreibung im 15. Jahrhundert aus Spanien, am Leben erhalten. In Sarajevo sprechen heute nur noch wenige Juden Ladino.

Nach ihrer Vertreibung aus Spanien haben Juden in Sarajevo ein neues Zuhause gefunden. Ladino oder Judeo-Spanisch war die Sprache der Juden, die sich in Bosnien-Herzegowina niedergelassen haben. Heute wird Ladino nur noch von wenigen Sarajevoer Juden beherrscht. Bosnische Musiker haben die Sprache für sich entdeckt und nutzen sie als Inspiration im Ethno-Bereich.

„Ladino stirbt selbst in vorwiegend jüdischen Gemeinden aus. Es ist jedoch unsere Pflicht, unser gemeinsames Erbe zu bewahren, es zumindest in unserer Musik zu tragen“, sagt Tijana Vignjevic, Musiklehrerin und Leiterin des „Corona Vocal Ensemble“. Das Ensemble zählt sieben Mitglieder aus verschiedenen ethnischen Gruppen Bosnien-Herzegowinas. Sie kombinieren A-Cappella-Gesang mit einem Hauch von Modernität.

Sephardische Gemeinde am Balkan
Durch das Ausweisungsedikt „Alhambra“ zwangen die katholische Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien im Jahr 1492 die Juden zur Konversion zum Christentum oder zur Emigration. Das Osmanische Reich nahm rund 130.000 Vertriebene auf. Seitdem gab es sephardische Gemeinden auch auf dem Balkan, etwa Sarajevo. Die jüdische Gemeinde spielt seit über 400 Jahren eine wichtige Rolle, sowohl im kulturellen als auch wirtschaftlichen Leben, in der bosnischen Hauptstadt. „Sarajevo war die letzte Bastion der Ladino und sephardischen Kultur“, so Eli Tauber,  jüdischer Historiker aus Sarajevo. In der Blütezeit hatte Sarajevo acht Synagogen und 12.000 jüdische Einwohner. Die meisten von ihnen wurden im Zweiten Weltkrieg ermordet, als die bosnische Hauptstadt von Nazideutschland besetzt wurde. Etwa 1250 Juden überlebten, schreibt „Voice of America“. In den Kriegsjahren 1992-1995 folgte ein weiterer blutiger Schlag auf die Stadt.

Wenige sprechen fließend Ladino
Laut Tauber würden heute aus der rund 500-köpfigen jüdischen Gemeinde in Sarajevo lediglich zwei Menschen fließend Ladino sprechen. Ein Dutzend versteht es oder kennt einige Ladino Sprichwörter. Die Musiker tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, die schwindende Sprache zu wahren. Die Musikakademie in Sarajevo würde, laut Tauber, in jeder Generation mehrere Schüler ausbilden, die sich der Erforschung der Ladino-Musik widmen würden.