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INTERVIEW

Dejan Ljubičić: “Ich habe eine Chance verdient!”

FOTO: DIva Shukoor

EXKLUSIV. Der Rapid-Spieler Dejan Ljubičić spricht mit KOSMO über die Ereignisse in Kiseljak, seine Entschuldigung vor der ganzen Mannschaft, aber auch die Herausforderungen, die Rapid im zweiten Teil der Saison erwarten.

Nachdem Dejan Ljubičić und Daniel Sudar (Wiener Neustadt II) Flaschen auf eine Moschee in Kiseljak geworfen haben, entschuldigten sich beide Fußballer am darauffolgenden Tag bei dem dortigen Imam und der muslimischen Gemeinschaft der Stadt. Außerdem bat Ljubičić auch seine Teamkollegen beim Wiener Rapid um Verzeihung. Im Gespräch mit ihm und beim letzten Pressetermin über diesen Zwischenfall überhaupt, treffen wir einen freundlichen, sympathischen, offenen, aber auch sichtlich gestressten jungen Mann.

„Rapid hat mir die Chance gegeben, weiterzumachen, denn sie wissen, dass das nicht ich bin, sie wissen, dass ich nicht so bin, und wenn ich ihnen etwas garantieren kann, dann ist es, dass so etwas niemals wieder passieren wird. Das ist nicht meine Natur und das entspricht nicht meinen Einstellungen. Ich habe eine große Dummheit begangen und kann mich an gar nichts erinnern. Es tut mir leid“, ist Ljubičić voller Bedauern, aber auch voller Entschlossenheit. Denn er sagt selbst, dass er auch viele Freunde islamischen Glaubens hat. Im Bewusstsein der Situation, aber auch entschlossen, zu diesem Thema nicht mehr viel zu sagen, da er „für die Gegenwart und die Zukunft leben will“, erwartet uns Ljubičić gemeinsam mit seinem Bruder, der ebenfalls Fußballspieler ist, und seinem Vater Zoran im Einfamilienhaus unweit der westlichen Stadtgrenze Wiens.

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KOSMO: Was ist in Kiseljak geschehen? Du hast gesagt, du erinnerst dich an gar nichts?
Dejan Ljubičić: Ich erinnere mich nicht, ich hatte einen kompletten Blackout und hatte mich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Das war nicht ich und so etwas wird mir niemals wieder passieren. Ich habe mich beim Imam in der Moschee, bei meinen Teamkollegen und bei der ganzen Rapid-Familie entschuldigt. Es tut mir leid, das ist mir eine große Lehre für die Zukunft.

Ljubičić sprach mit unserem KOSMO-Reporter exklusiv über die Vorfälle in Kiseljak. (FOTO: Diva Shukoor)

Der Club hat deine Entschuldigung akzeptiert, aber viele Teamkollegen und Menschen, die dich kennen, waren erstaunt, denn sie konnten diesen Zwischenfall überhaupt nicht mit der Person zusammenbringen, die sie kennen. Alle im Club haben geschlossen hinter dir gestanden.
Ja, das war meine Idee, dass ich mich bei allen entschuldige und das habe ich sofort nach der Rückkehr nach Wien von der Verwaltung erbeten. Auch, wenn ich mich an den Vorfall nicht erinnere, bin ich mir der Schwere dieser Tat bewusst. Glauben Sie mir, das war nicht ich, weder als Fußballspieler noch als Mensch. Und das wissen alle bei Rapid und darum haben sie mir eine zweite Chance gegeben.

„Ich habe sehr viele muslimische Freunde, und ich spiele mit vielen von ihnen.
Ich hätte soetwas niemals gemacht, wenn ich bei Sinnen gewesen wäre!“
– Ljubičić

Was möchtest du den Menschen ausrichten, die dich wegen dieses Vorfalls verurteilt haben?
Ich habe viele muslimische Freunde, vor allem Bosniaken, ich spiele seit Jahren mit vielen Fußball und so etwas hätte ich nie bewusst getan. So bin ich weder auf dem Fußballplatz noch außerhalb der Kabine. Ich möchte die Menschen bitten, meine Entschuldigung anzunehmen, mir eine zweite Chance zu geben und mich wegen dieses Vorfalls nicht zu verurteilen. Ich verspreche: So etwas wird sich niemals wiederholen! Das war mir eine Lehre fürs Leben. Mir ist bewusst, dass ich vielleicht für einige ein Vorbild bin und darum bereue ich es noch mehr. Ich möchte mich meiner Zukunft zuwenden, in der ich mich bemühen werde, allen zu zeigen, wer ich auf dem Spielfeld und außerhalb bin. Das ist meine Pflicht, auch als Vorbild für junge Fußballer.

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