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KOLUMNE

Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf MigrantInnen in Österreich

Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf MigrantInnen in Österreich (FOTO: iStock, zVg.)

Die Leiterin der Beratungsabteilung bei migrare Miladinka Dujaković über erschwerte Umstände, in welchen sich MigrantInnen aufgrund der Corona-Krise befinden.

„Wie wir alle wissen, kennt der Virus keine Ländergrenzen und macht keine Unterschiede in Bezug auf Hautfarbe, Herkunft oder Sprache. Aber die neue Situation, die durch die Corona Krise entstanden ist, hat einige zusätzliche Umstände für die hier lebenden MigrantInnen mit sich gebracht.

Besonders die älteren KlientInnen von migrare, waren es bis jetzt gewohnt, persönlich zu uns zu kommen, wenn sie ein Anliegen hatten. Als wir dann verkündet haben, dass wir unsere Beratungen nur noch telefonisch oder per E-Mail anbieten können, waren viele damit überfordert. All ihre Dokumente, Formulare und Briefe, konnten sie uns nicht übermitteln, da sie weder ein Smartphone, noch einen Drucker, Scanner oder Fax hatten. Die Sprachbarriere hat sie daran gehindert, sich selbstständig am Telefon bei den zuständigen Institutionen zu erkundigen.

Dujaković: „Die neue Situation, die durch die Corona Krise entstanden ist, hat einige zusätzliche Umstände für die hier lebenden MigrantInnen mit sich gebracht.“

Dann kam die große Kündigungswelle. Viele haben auch in Firmenunterkünften gewohnt und hatten Angst, auch diese Wohnung zu verlieren. Nicht wenige haben noch keine Voraussetzungen für die Anwartschaft des Arbeitslosengeldbezugs erfüllt.
Die KlientInnen, die sich noch keine vollen fünf Jahre in OÖ aufhalten und noch viele andere Voraussetzungen nicht erfüllen, haben keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe. Diejenigen, die hier waren, hatten Angst um ihre Familien, die im Ausland leben und die anderen, die übers Wochenende in ihr Heimatland gefahren sind, wollten wissen, wie sie jetzt zurück kommen können. Es gab dort auch Todesfälle und die Trauerarbeit musste hier in Isolation stattfinden. Die älteren Menschen haben angerufen, um zu fragen, ob sie einkaufen gehen dürfen, weil sie nicht alles verstanden haben, was sie in den Medien auf Deutsch gehört haben. Die jungen Familien mit Kindern, die oft in kleinen Wohnungen ohne Balkon und Garten wohnen, wussten nicht weiter. Es sind auch die ersten „Schulpakete“ fürs Lernen von zu Hause gekommen. Nicht alle hatten einen Computer oder die Fähigkeiten beim Lernstoff zu helfen.

All diese und viele andere Probleme, haben dazu geführt, dass die Gewalt in den Familien zugenommen hat. Die Krankenhäuser haben die Besuche verboten, Schwangeren hatten Angst ins Krankenhaus zu gehen. Vielen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen und den Krieg miterlebt haben, sind alte Erinnerungen gekommen, die wieder zu Traumatisierungen geführt haben. Viele rufen jeden Tag an, um zu fragen, ob wir wissen, wie lange das noch dauern wird.“

Infos über diverse Angebote von migrare: www.migrare.at