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ANGRIFF AUF ZWEI MOSCHEEN

Die fanatische Liebe des Christchurch-Attentäters zum Balkan

(FOTOS: Screenshot, zVg.)

Der 29-jährige Attentäter von Christchurch muss lebenslang ohne Bewährung hinter Gitter. Bilder und Videos bezeugen eine fanatische Begeisterung für Kriegsgeschehnisse am Balkan, die Brenton T. hegte.

Im März 2019 griff Brenton T. zwei Moscheen in Neuseeland an und tötete dabei 51 Menschen. 50 weitere Personen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. (KOSMO berichtete) Das Massaker selbst übertrug der Attentäter live im Internet.

Obwohl der Täter kurz nach der Tat zuerst auf nicht schuldig plädierte, bekannte er sich später in allen Anklagepunkten schuldig. Ihm wurden 51 Morde, 40 versuchte Morde und Terrorismus zur Last gelegt. Die Urteilsverkündung durch Richter Cameron Mander war von viel Würde und Respekt für die Verstorbenen, Überlebenden und Hinterbliebenen geprägt.

Nachdem der Richter alle Namen der Getöteten und Verletzten vorgelesen hatte, verkündete er das Strafmaß: „In jedem Anklagepunkt des Mordes, 1-51, verurteile ich Sie zu lebenslanger Haft. Diese Strafe ist ohne Bewährung.“

Fanatische Liebe zum Balkan

Bereits kurz nach der Tat wurden Bilder und Videos öffentlich, die eine eindeutige Verbindung des Terrorschützen zum Balkan zeigen. Während der 28-Jährige seinen Anschlag auf eine Moschee im neuseeländischen Christchurch streamte (KOSMO berichtete) „untermalte“ er diese grausame Tat mit einem nationalistischen Lied, welches in den 1990er Jahren im Jugoslawienkrieg große Beliebtheit unter serbischen Nationalisten genoss.

Das Lied „Karadžić, führe deine Serben“ verherrlicht den Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, der 2016 in Den Haag zu 40 Jahren verurteilt wurde – unter anderem für seine Beteiligung am Völkermord in Srebrenica.

Reisen durch Bulgarien, Serbien, Bosnien und Kroatien
Wie später bekannt wurde, soll T. vor dem Attentat mehrere Balkanländer besucht haben. 2018 war er als Tourist an zahlreichen historischen Orten in Bulgarien. Danach ging seine Reise weiter nach Rumänien und Ungarn. Zwei Jahre davor soll er eine Rundreise durch Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien gemacht haben. Laut der „Deutschen Welle“ soll er dort auf der Suche nach einer typischen Neonazi-Szene gewesen sein.

Befreiungskampf gegen Osmanen als Inspiration?
Die Tatsache, dass er auf seinen Waffen in kyrillischer Schrift die serbischen Helden Car Lazar und Miloš Obilić verewigte, und dass das Datum der Zweiten Türkenbelagerung von Wien ebenso auf einem Magazin zu lesen war, lässt darauf schließen, dass er sich vom „Kampf gegen die Türken“ inspirieren hat lassen.

Lazar und Obilić, die zwei wohl größten serbischen Heldenfiguren aus der Schlacht am Amselfeld, sowie das ultranationalistische Lied über Karadžić deuten darauf hin, dass T.in der „Verteidigung christlicher Gebiete“ in Südosteuropa eine gewisse ideologische Grundlage gefunden hat.

Dass diese Geschehnisse und Heldenfiguren, sowie alle anderen Dinge, die er auf seinen Waffen verewigte, jedoch historisch nur schwer unter einen Hut zu bringen sind, stört den Attentäter wohl kaum. Die „Deutsche Welle“ bezeichnete diese Weltvorstellung als „Patchworkideologie, die sich nach Art eines Selbstbedienungsladens das jeweils Passende nimmt.“