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Sozialwirtschaft

Diese Personen bekommen eine fette Gehaltserhöhung!

GELDSCHEINE
(FOTO: iStock/gregorsesko)

Nach zähen Verhandlungen haben die Vertreter der „Sozialwirtschaft Österreich“ (SWÖ) sowie die Gewerkschaften „GPA“ und „vida“ endlich eine Vereinbarung getroffen, die 110.000 Beschäftigte in über 100 verschiedenen Berufsgruppen betrifft. Im Zentrum der Einigung steht eine Gehaltserhöhung von beachtlichen 9,2 Prozent, begleitet von einer Reihe weiterer Verbesserungen. Heute starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Fahrradboten.

Walter Marschitz, der Verhandlungsführer der SWÖ, äußerte sich erfreut über das erzielte Ergebnis: „Mit diesem Abschluss konnten wir ein starkes Zeichen für die 110.000 Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich setzen, die im letzten Jahr mit hohen Kosten aufgrund der Teuerung belastet wurden.“ Neben der Gehaltserhöhung wurden auch Verbesserungen wie eine Erhöhung des Flexibilisierungszuschlags, Abgeltungen spezifischer Belastungen im Behindertenbereich und die volle Anrechnung von facheinschlägigen Vordienstzeiten beim gleichen Arbeitgeber vereinbart.

Besonders hervorzuheben ist die geplante Entlastung der Teilzeit-Beschäftigten. Es wurde eine Reduzierung der sogenannten Pufferstunden bei Teilzeit-Mehrarbeitsstunden vereinbart. Marschitz dazu: „Wir haben mit der Arbeitnehmerseite eine Senkung von 16 auf acht Stunden vereinbart, damit erreichen wir den Großteil der Beschäftigten.“ Ein wichtiger Schritt, wenn man bedenkt, dass 64 Prozent der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft in Teilzeit arbeiten.

Änderungen im Kollektivvertrag

Die Änderungen im Kollektivvertrag werden mit dem neuen Jahr in Kraft treten. Sie betreffen eine breite Palette von Berufsgruppen und stellen einen wichtigen Schritt in Richtung fairere Arbeitsbedingungen im Sozial- und Gesundheitsbereich dar. Mit diesen Maßnahmen soll auch zukünftigen Mitarbeiterproblemen vorgebeugt werden. Es bleibt zu hoffen, dass diese Verbesserungen einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit und die Qualität der Betreuung im Sozial- und Gesundheitsbereich haben werden.

weitere Lohnverhandlungen

Heute, starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Fahrradboten. Die Gewerkschaft vida fordert neben rahmenrechtlichen Verbesserungen im KV eine Erhöhung der Löhne und Zulagen, um einen Wert, der einer Abgeltung der Teuerung und einem angemessenen Reallohnzuwachs entspricht. Zumindest müssten die Löhne jedoch auf 2.000 Euro brutto im Monat erhöht werden, fordern Toni Pravdic, KV-Sprecher der Gewerkschaft vida für die Fahrradboten, und Karl Delfs, vida-Bundessekretär für den Fachbereich Straße.

Weitere Forderungen:

  • Überzahlungen müssen bestehen bleiben, d.h. die Lohnerhöhung muss auch für Löhne gelten, die aktuell individuell vereinbart bereits über dem KV-Mindestlohn liegen
  • Einführung von Lohntafeln im KV-Rahmenrecht: automatische Gehaltssprünge bei Betriebszugehörigkeit von mehr als einem und ab dem 5. Beschäftigungsjahr
  • Einführung einer witterungsbedingten Zulage, wenn am jeweiligen Kalendertag und am Ort des Dienstantritts Extremwetter in Form von u.a. Frost, Schneefall, Sturm, Starkregen usw. herrscht.
  • Eine Arbeitsgruppe soll die Gründung einer „gemeinsamen Einrichtung der Sozialpartner“ vorbereiten. Dieser „Fairnessfonds“, gespeist aus Mitteln der Arbeitgeber, soll Fahrradboten im Falle von Krankenstand oder Arbeitslosigkeit finanziell unterstützen. Die Höhe der Beiträge soll sich nach der Anzahl der in einem Unternehmen beschäftigten freien Dienstnehmern richten.
  • Unternehmen bzw. Konzerne, welche pro Jahr einen Umsatz von mehr als 15 Millionen Euro erwirtschaften, sollen ihren Mitarbeiter jährlich eine angemessene Einmalzahlung leisten. Diese sollte zumindest 0,5 Prozent des Jahresumsatzes dividiert durch die Anzahl der Arbeitnehmer und deren vereinbarte Normalarbeitszeit ausmachen.

Für Fahrradboten und Essenszusteller gibt es in Österreich seit 2020 garantierte Rechte durch einen eigenen Kollektivvertrag. Allerdings gilt dieser bisher nur für rund 2.000 der insgesamt bis zu 5.000 Mitarbeiter in der Branche. Der Rest sind freie Dienstnehmer oder Ein-Personen-Unternehmen. Die Gewerkschaft vida kämpft dafür, dass in Zukunft alle Beschäftigten in der Branche Schutz und Rechtssicherheit durch diesen Kollektivvertrag erhalten.