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Einfamilienhäuser

Diese Stadt verbietet Einfamilienhäuser

(FOTO: iStock/filmfoto)
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Der Traum vom Eigenheim mit Garten und viel Platz steht bei vielen Deutschen hoch im Kurs. Allerdings geraten freistehende Einfamilienhäuser zunehmend in die Kritik, da sie als Flächenverschwender gelten und umweltschädlich sind. In Münster, Nordrhein-Westfalen, greift die Stadt nun durch und plant eine strikte Begrenzung des Baus solcher Häuser. Dabei könnte die Stadt als Vorbild für andere deutsche Kommunen dienen.

Gerd Franke, zuständig für die städtische Erneuerung in Münster, sieht die Zukunft eher in Mehrfamilienhäusern und Wohngebäuden. Er begründet die Einschränkung des Einfamilienhausbaus vor allem mit Klima- und Umweltschutzaspekten. Franke verdeutlicht dies am Beispiel eines Hektars Bauland: Während auf dieser Fläche nur Raum für 25 Einfamilienhäuser wäre, könnten bei Doppel- oder Reihenhäusern 50 Wohneinheiten und bei vierstöckigen Gebäuden sogar 160 entstehen. Ähnliche Regelungen gibt es bereits seit 2020 in Hamburg-Nord, und es wird erwartet, dass weitere deutsche Städte diesem Beispiel folgen werden.

Der Flächenverbrauch in Nordrhein-Westfalen ist beträchtlich: Ein Viertel der freien Flächen sind von Beton, Straßen und Industrien bedeckt, und täglich werden acht Hektar betoniert – das entspricht einer Fläche von 11 Fußballfeldern. Vor diesem Hintergrund wächst die Zahl der Kritiker, die sich gegen den Bau von Einfamilienhäusern aussprechen.

Allerdings stoßen die Verbote auch auf Widerstand, vor allem seitens der Verbände, die Hausbesitzer vertreten. Sie sehen in den Regelungen eine Einschränkung persönlicher Freiheiten, da viele Familien den Wunsch haben, alleine in ihrem eigenen Zuhause zu leben, ohne dabei die Umwelt „bestrafen“ zu wollen. Tatsächlich ist der Wunsch nach Eigenheim und Garten in Deutschland nach wie vor sehr ausgeprägt, und seit der Coronavirus-Pandemie hat das Interesse sogar zugenommen. Derzeit leben 16 Millionen Deutsche in ihrem eigenen Heim – die höchste Zahl in der Geschichte.

In Münster betrifft die strenge Regulierung lediglich Neubauten, und bereits bestehende Einfamilienhäuser machen zwei Drittel der Wohneinheiten in der Stadt aus. In ganz Deutschland ist jedoch ein Rückgang der beantragten Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser zu verzeichnen: Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2022 insgesamt 78.100 Genehmigungen erteilt, das sind 15.800 weniger als im Vorjahr. Auch die Zahlen für den Wohnungsbau sind rückläufig.

Die Debatte um freistehende Einfamilienhäuser wird sicherlich weiter anhalten, und es bleibt abzuwarten, wie sich der Trend in Deutschland entwickeln wird. Dabei spielen sowohl ökologische als auch soziale Faktoren eine entscheidende Rolle, und möglicherweise wird der Wunsch nach dem Eigenheim mit Garten in Zukunft einem verantwortungsbewussteren Umgang mit Flächen und Ressourcen weichen müssen.