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INTERVIEW

Dina Ogrizović: „Mein Schmuck hat ein höheres Ziel“

FOTO: Radule Bozinovic

Dina Ogrizović (23) ist eine talentierte und vielseitige Studentin der Soziologie mit Wurzeln in Novi Sad. Neben der Soziologie gilt ihre große Leidenschaft der Anfertigung von handgearbeitetem Schmuck und Kleidungsstücken und ihr Traum ist es, eines Tages eine eigene künstlerische Linie zu starten. KOSMO erhielt exklusiven Einblick in ihre Modekreationen.

Ihr Schmuck ist ungewöhnlich. Er enthält eine starke moralische Botschaft und wirbt für Umweltschutz. Die junge Künstlerin ist der Meinung, dass Mode das ideale Medium ist, um das Bewusstsein für Umweltschutz bei jungen Menschen zu stärken, und sie setzt ihn gezielt zur Förderung ihrer Idee ein.

KOSMO: Woher stammt die Idee zur Herstellung dieses Schmucks und wann hast du damit begonnen?
Dina Ogrizović: Begonnen habe ich damit bereits in der Grundschule, weil das für mich etwas Entspannendes war. Später habe ich angefangen darüber nachzudenken, dass ich auch gerne etwas aus alten Materialien machen würde, und daraus ist die Idee für dieses Modell mit den Kopfhörern entstanden. Jetzt unterstützen mich meine Freundinnen und mein Freund in der Idee, eine eigene Kollektion zu starten. Der Sinn dieser Kollektion wird alter Schmuck sein, recycelte Kopfhörer, recycelte Drähte oder sogar Schmuck, der bereits designet und hergestellt ist und den ich zu etwas anderem umformulieren will. Auf jeden Fall ist Recycling die Hauptidee.

Warum gerade Recycling?
Das ist wahrscheinlich eine Folge der Soziologie, weil ich durch die Soziologie begonnen habe, viel mehr über die Umwelt und den Umweltschutz nachzudenken. Als jemand, der sich nur mit einer theoretischen Wissenschaft beschäftigt, kann ich über dieses Thema nur schreiben, aber auf der anderen Seite möchte ich auch selber etwas tun. Ich würde mir wünschen, dass auch große Modehäuser bei der Produktion von Kleidung und Schmuck diese Kehrtwende im Denken vollziehen würden, dass die Menschen keine Materialien und keine Produktionsverfahren mehr verwenden, die für die Umwelt gefährlich sind, sondern etwas, das sie schützt und respektiert. Ich glaube, dass Recycling dafür eine der effizientesten Methoden ist. Darum habe ich damit begonnen.

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Woher nimmst du die Inspiration für deine Kreationen? Stammen sie aus dem Konzept des Recycling?
Recycling sehe ich in der Herstellung meiner Kreationen als Technik, die Inspiration kommt aus diesem jugendlichen Geist und der Offenheit für Neues, kurz gesagt, aus dem Wunsch, etwas zu machen, was anders ist. Das ist heute sehr schwer, denn der Markt ist mit verschiedenen Arten von Schmuck und Kleidung übersättigt, aber ich glaube dennoch, dass die Menschen nicht genügend auf die Umwelt achten und dass Recycling der einfachste Weg ist, das Bewusstsein für die Umwelt zu stärken.

Was ist an deinem Schmuck originell und authentisch?
Das Recycling steht an erster Stelle, aber auch eine persönliche Prägung, weil es hier nicht um klassischen Schmuck geht, nicht um Schmuck im „High Fashion“-Stil, sondern mein Schmuck ist ein bisschen rebellisch und ich glaube, dass ihn nicht jeder tragen kann. Außerdem soll er, da es ja um Schmuck geht, dazu dienen, eine ganze Kombination zu veredeln und Blickfang zu sein. Auf der anderen Seite mag ich keine Symmetrie und meine Ohrringe sind z.B. vollkommen unterschiedlich voneinander. In Farbe und Größe stimmen sie überein, aber sie sind vollkommen unterschiedlich und vielleicht gibt es auch Menschen, denen das nicht gefallen würde.

FOTO: Radule Bozinovic

Woran arbeitest du im Moment, was planst du Neues?
Im Moment mache ich Ohrringe und Kleidung. Bei der Kleidung nehme ich Second Hand-Stücke und arbeite sie zu etwas anderem um, z.B. bemale ich sie. Mein neuester Plan ist eine Kollektion von Tüchern, von solchen, die man am Tag trägt, bis zu solchen für den Strand. Sie werden von Hand bemalt und gefärbt, werden aber auf einem biologischen Untergrund gemacht, auf Baumwolle.

Was war bisher unter deinen Werken die größte Herausforderung?
Am herausforderndsten und am schönsten war es für mich, Ketten zu machen. Bei Ohrringen muss ich doch darauf achten, dass sie Paare bilden, aber im Unterschied zu den meisten Menschen mag ich keine Symmetrie. Ketten geben einem die größte Freiheit in der Gestaltung und man kann mehrere Materialien kombinieren. So kann man auch hier eine subtile Asymmetrie schaffen.

Welche Materialien dominieren in deiner Schmuckwerkstatt und mit welchen kannst du am leichtesten und mit welchen am schwersten arbeiten?
Im Moment sind das Kopfhörer, Kabel, Glasperlen, gefärbte Stoffe und Häkelspitzen von der Oma. Ich verwende auch alten Schmuck, den ich umarbeite. Am einfachsten ist es mit Glasperlen, aber die sind doch eher ein Fertigprodukt und geben dem Schmuck damit bereits einen bestimmten Charakter. Am liebsten ist es mir, mit Kopfhörern zu arbeiten. Die sind auch ein Fertigprodukt, aber man muss noch immer mit ihnen spielen und überlegen, wie man sie in den Schmuck einarbeitet und wie sie diese Dosis Eleganz bekommen, denn sie sind ja doch aus Plastik. Diese Herausforderung gefällt mir sehr. Ich würde gerne eine Kollektion starten, in der ich Computerabfall verwende, vor allem Festplatten. Ich habe schon einige Skizzen gemacht. Das Prinzip ist, dass ich die Teile der Festplatten mit anderen Materialien mische. Vielleicht sogar mit Trockenblumen. Ich möchte, dass man in dieser Kollektion das moralische Ziel spürt, aber um das zu schaffen, bräuchte ich gute Werkzeuge und müsste die Technik beherrschen.

FOTO: Radule Bozinovic

Welchen Typ Frau hast du im Kopf, wenn du diesen Schmuck machst? Welches Mädchen sollte ihn tragen?
Ich glaube, sie müssten meiner Weltsicht zustimmen, denn die meisten Menschen mögen nichts Recyceltes tragen und nichts, dessen Verwendungszweck geändert wurde. Die Person muss einfach diese Vorstellung im Kopf haben, dass es für sie OK ist, so etwas zu tragen, und sie muss solchen Schmuck mögen. Außerdem, da ja Asymmetrie eines der Hauptcharakteristika meines Schmucks ist, muss die Person auch eine Affinität dazu haben.

Wie reagieren die Menschen auf deinen Schmuck, wenn wir Serbien und Österreich vergleichen?
Es gibt Unterschiede, wie die Menschen in Österreich und Serbien auf meinen Schmuck reagieren. Der erste Unterschied liegt darin, dass ich mit dem Alter und mit meinen Ideen reifer und mutiger geworden bin. Früher habe ich mich gescheut, meine Kreationen zu bewerben und zu zeigen, dass sie von mir sind. Jetzt habe ich diese Barriere nicht mehr, und wenn mich Leute nach den frechen Ohrringen fragen, die ich trage, sage ich, dass ich sie gemacht habe, und die Reaktionen sind positiv. In Österreich fallen vielen Menschen meine Ohrringe auf. Es kommt oft vor, dass sie im Gespräch mit mir innehalten und fragen, woher ich sie habe. Wenn ich sage, dass ich sie gemacht habe, dann sprechen wir darüber. Auch sonst, wenn ich mit Freundinnen ausgehe, stoße ich oft auf solche Reaktionen. In Novi Sad bemerken die Menschen meinen Schmuck derzeit meist gar nicht oder sie fragen Dinge wie: „Sind dir diese Kopfhörer in den Haaren hängengeblieben?“, oder mein Konzept ist ihnen überhaupt nicht klar. Sie finden es zu rebellisch.

Was wäre deiner Meinung nach ein unverzichtbares Schmuckstück für eine Frau? Was aus deiner Kollektion sollte jede Frau haben?
Ich glaube, ich kann nicht sagen, ob das Ohrringe, eine Kette oder ein Armband sein müsste, sondern jede Frau muss das auswählen, was zu ihrer Persönlichkeit passt und womit sie sich wohlfühlt, was sie beschreibt und was ihre Lieblingsfarbe oder ihr Lieblingsdesign enthält. Wichtig ist, dass sie sich wohlfühlt, wenn sie irgendein Schmuckstück trägt. Außerdem war Schmuck schon immer ein Statussymbol und sagt viel über die Person aus, die ihn trägt.

Welches Stück aus deiner Kollektion wäre deiner Meinung das beste Geschenk für den Muttertag?
Generell würde ich für den Muttertag eine schöne Kette mit Anhänger empfehlen, die etwas über ihre Beziehung aussagt. In jedem Fall sind Ohrringe und eine Kette ein Volltreffer, denn Armbänder und Fingerringe kommen weniger zur Geltung.

In den nächsten Tagen erwartet euch ein tolles Gewinnspiel…also stay tuned. 🙂

Autorin: Dušica Pavlović