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Diskriminierung: Österreichische Namen bei Wohnungssuche bevorzugt

(FOTO: iStock/fizkes)
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Auch bei der Wohnungssuche in Österreich herrscht Diskriminierung. Besonders wenn es um die Namen geht. Der Testanrufer Muhammad Asif konnte nur nur 50 Prozent der freien Wohnungen besichtigen, für die er sich beworben hatte. Seinem österreichischen Kollegen, der später anrief, wurden alle Termine zugesagt.

Zwei neue Studien belegen eindeutig, dass Rassismus die Wohnungssuche in Österreich erschwert. Laut einer Studie der Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW) und der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz wird entschieden, ob Interessent:innen zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen werden, basierend auf ihrer ethnischen Zuschreibung aufgrund des Namens. Ein als „fremd“ empfundener Name führt zu 50 % weniger Einladungen zu einem Besichtigungstermin.

157 Wohnungsinserate

In den Städten Linz, Graz, Innsbruck und Wien wurden zwei Testpersonen mit gleichen Qualifikationen und fiktiven Biografien bei 157 Inseraten telefonisch nach Besichtigungsterminen gefragt. Während der Testanrufer Michael Gruber bei jedem Anruf einen Termin erhielt, lag die Erfolgsquote bei Testanrufer Muhammad Asif, der jeweils zwei Stunden vor Herrn Gruber anrief, nur bei 50 %.

Name als Ursache

Eine Untersuchung der JKU Linz von Doris Weichselbaumer und Hermann Riess bestätigt ähnliche Ergebnisse. Die Untersuchung zeigt auch, dass das Ausmaß der Diskriminierung davon abhängt, welcher Region ein Name zugeordnet wird. Dabei werden landestypisch syrisch-arabische, türkische, serbische und österreichische Namen unterschieden.

Diskriminierung auf Wohnungsmarkt

Die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt ist ein strukturelles Problem. Die neue Auftragsstudie der Gleichbehandlungsanwaltschaft zeigt, dass Vermieter:innen und Makler:innen häufig aufgrund diskriminierender Stereotypen entscheiden, wen sie zu einer Wohnungsbesichtigung einladen. Personen, die als „nicht zugehörig“ oder „fremd“ eingestuft werden, haben nur halb so hohe Chancen auf einen sofortigen Besichtigungstermin im Vergleich zu Personen, denen eine „österreichische Zugehörigkeit“ zugeschrieben wird.

Das Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit auch beim Zugang zu Wohnraum. Sandra Konstatzky, Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft, betont, dass die Immobilienbranche dringend hohe Standards für eine diskriminierungsfreie Wohnungsvermittlung festlegen muss. Die Gleichbehandlungsanwaltschaft hat Empfehlungen erarbeitet und steht für Gespräche zur Verfügung.

Terminzusagen und -absagen

Die Studie zeigt, dass die Entscheidung, einem Bewerber keinen Termin zu geben, aufgrund von diskriminierenden Zuschreibungen basiert. Selbst bei einer Terminzusage haben Makler:innen und Vermieter:innen den Bewerbern unterschiedliche Chancen auf einen Vertragsabschluss eingeräumt. Auch wurden Muhammad Asif mehr Hürden bei der Terminvereinbarung aufgelegt und es wurden vermutlich bewusste Falschinformationen gegeben.

Johannes Kepler Universität Linz

Die Untersuchung zeigt auch deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Städten. Der Anteil an Telefonaten, in denen abgesagt wurde oder weitere Voraussetzungen geklärt werden mussten, variierte erheblich. In Berlin wurden beispielsweise 35% der Telefonate abgesagt oder erforderten zusätzliche Informationen, während in München nur 12% der Anrufe diese Merkmale aufwiesen. Diese Unterschiede können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter kulturelle Unterschiede, regionale Geschäftspraktiken und individuelle Kommunikationsstile.

Altersgruppe

Des Weiteren ergab die Untersuchung, dass die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen die höchste Quote an abgesagten Telefonaten oder Anfragen nach weiteren Voraussetzungen aufwies, während bei den über 60-Jährigen die niedrigste Quote verzeichnet wurde. Dies könnte auf unterschiedliche Kommunikationsgewohnheiten und -präferenzen in verschiedenen Altersgruppen hinweisen.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Untersuchung deutliche Unterschiede im Verhalten der untersuchten Städte sowie in Abhängigkeit von Altersgruppen aufzeigt. Diese Erkenntnisse können Unternehmen dabei helfen, ihre Kommunikationsstrategien anzupassen und ihre Effizienz bei der Terminvereinbarung und Kundenbetreuung zu verbessern. Es wird empfohlen, weitere Forschungen durchzuführen, um die zugrunde liegenden Ursachen dieser Unterschiede genauer zu untersuchen und geeignete Maßnahmen abzuleiten.