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Disney+ auf Erfolgskurs: Nach Traumstart muss die Konkurrenz jetzt nachlegen

(FOTO: @ mohamed_hassan (CCO-Lizenz) / pixabay.com)

Lange haben Fans auf den Release dieses Senders gewartet. Mit Disney+ stellt einer der größten Film- und Fernsehgiganten der Welt seit März ein Repertoire zur Verfügung, das seinesgleichen sucht. Österreichische Streamer haben für 69,99 Euro im Jahr Zugriff auf Inhalte aus den Walt Disney Studios und dem Walt Disney Television. Mit dabei ist das Programm von Disney, Pixar, Marvel, Lucasfilm, National Geographic und 20th Century Fox. Dieses Aufgebot macht bereits deutlich, dass die Inhalte, die Film- und Serienfans über Disney+ streamen können, nicht nur für Familien lohnend sind.

Für die Top-Streamingdienste Netflix und Amazon Prime dürfte Disney+ bereits kurz nach dem Start zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz avanciert sein. Das zumindest lässt ein Bericht des Internetportals VPNOverview vermuten. „Das Unternehmen gab bekannt, dass es in den ersten drei Monaten seit seiner Einführung über 28 Millionen Nutzer gewonnen hat“, heißt es dort. „Das war wesentlich höher als die Prognosen des Unternehmens. Im Dezember sprachen Experten bereits darüber, wie viele Personen ihre Netflix-Abonnements kündigen, um stattdessen ein Disney-Plus-Konto zu eröffnen. Aufgrund dieses Verhaltens hat Netflix bereits über eine Million Abonnenten verloren.“

Branchenexperten sind sich einig, dass ein weiterer Player auf dem Parkett der Streamingdienste durchaus positiv sein kann. Bislang war die Streamingbranche nämlich fest in der Hand von zwei Anbietern. Netflix und Amazon teilten sich die überwältigende Mehrheit der Nutzer und bestimmten damit den Markt maßgeblich. Mitstreiter wie Magenta TV oder Apple TV+ suchen ebenfalls ihren Platz auf diesem immer stärker umkämpften Markt, die Bindung an zusätzliche Dienstleistungen, wie den Internetanschluss der Telekom oder eine mit Apple-TV kompatible Hardware grenzen die Zielgruppe dieser Anbieter allerdings aktuell noch ein. Mit Disney+ drängt jetzt ein Mitstreiter auf den Markt, der über jeden beliebigen Internetanschluss mit ausreichender Bandbreite und eine Vielzahl an Endgeräten gestreamt werden kann. Ganz so leicht lassen sich die Könige der Streamingdienste allerdings nicht vom Thron stoßen. Schließlich kann sich auch das Gesamtangebot von Netflix und Amazon sehen lassen.

Netflix setzt auf besseres Angebot und höhere Abokosten
Der grandiose Start, den Disney+ im März auch in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern hingelegt hat, dürfte für den Streamingriesen Netflix keine Überraschung, dennoch aber eine unangenehme Erfahrung gewesen sein. Ein nicht gerade kleiner Teil der Nutzer stürmte die neue Streamingplattform und entschied sich nach einer kurzen Testphase sogar für ein langfristiges Abo, auf Kosten des bisherigen Netflixkontos.

Wer schon so lange am Markt etabliert ist, lässt sich aber nicht so leicht das Wasser abgraben. Deshalb reagierte Netflix prompt und passte seine Leistungen für Neu- und Bestandskunden an. Dabei setzt der Anbieter auf ein noch umfangreicheres Angebot für seine User. Vor allem im Bereich der Netflix-Originals will der Anbieter in Zukunft noch kräftig nachlegen. Immerhin gehören die Eigenproduktionen zu den absoluten Publikumsmagneten und überzeugen immer wieder durch hohe Qualität und einen großen Unterhaltungsfaktor. Dafür investiert Netflix jährlich mehrere Milliarden an Produktionskosten. Für 2020 wurde ein Budget von satten 17 Milliarden Euro angekündigt. Zum Vergleich: Amazon investierte 2019 knapp 9 Milliarden Euro in Originalinhalte. Disney+ kündigte an, für das Jahr 2020 ein Budget von etwa einer Milliarde Euro in Eigenproduktionen investieren zu wollen. Wer auf Originals steht, ist bei Netflix derzeit also nach wie vor am besten aufgehoben.

Kleiner Wehrmutstropfen: Das Netflix-Abo wird teurer, zumindest für Nutzer in Österreich und Deutschland. Das Basic-Abo ist weiterhin für 7,99 Euro im Monat erhältlich. Wer sich mit etwas besserer Bildqualität und dem vollen Film- und Fernsehgenuss verwöhnen möchte, muss künftig allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. 11,99 Euro bzw. 15,99 Euro werden die Abovarianten Standard (HD) und Premium Ultra HD sowie Sendung in HDR und Dolby Atmos Quality kosten.

Von der Erhöhung sind nicht nur Neukunden betroffen. Auch langjährige Bestandskunden müssen nach einer Übergangsfrist für ihr Streamingvergnügen mehr auf den Tisch legen. Die erhöhten Abokosten werden mit der nächsten monatlichen Verlängerung des Abos gültig.

Verlieren Streamingdienste alle Disneyinhalte?
Nachdem mit Disney+ nun so viele interessante Inhalte und Produktionsfirmen unter einem Dach zu Hause sind, stellt sich für Film- und Serienfans die Frage, ob sie die Inhalte künftig bei keinem anderen Streaminganbieter mehr bekommen können. Noch vor zwei Jahren hatte Disney angekündigt, vor allem Marktführer Netflix nach dem Launch der eigenen Plattform nicht mehr mit den beliebten Inhalten versorgen zu wollen. Ganz so dramatisch wird es in der Praxis jedoch nicht werden. Grundsätzlich wird Disney aber alle bestehenden Verträge mit Netflix und Amazon auslaufen lassen. Andere Anbieter wie Magenta TV oder Apple TV+ werden bereits an der Tür abgewiesen.

Berichten zufolge sollen einige Disney-Produktionen und Filme auch langfristig im Netflix-Abo enthalten sein. Wer sich also mit einem abgespeckten Disneyprogramm begnügen kann, wird das auch in Zukunft nur mit einem Netflix-Abo nutzen können. Welche Inhalte konkret auch weiterhin über Netflix verfügbar sein werden, dürfte Gegenstand regelmäßiger Verhandlungen zwischen den beiden Plattformen sein.

Vor allem gemeinsame Produktionen von Netflix und Disney werden wahrscheinlich langfristig im Programm bleiben. In Zukunft möchte Disney aber von gemeinsamen Produktionen mit Netflix absehen. Im Gegenzug hat Disney angekündigt, selbst vollständig auf den Zukauf von externen Inhalten zu verzichten. Für Streamer bedeutet das, dass sie sich ihr Entertainmentangebot künftig aus mehreren Anbietern selbst zusammenstellen können.

Disney+ ist kein Rundum-Sorglos-Programm
Fans von Disney, Pixar, Lucasfilm und 20th Century Fox haben lange auf einen Streamingdienst gewartet, bei dem sie sich im Monatsabo an all ihren Lieblingsformaten satt sehen können. Zugegeben, das Angebot von Disney+ ist üppig und umfasst nicht nur die Kinohighlights aus dem Hause Disney und Pixar. Auch das gesamte Marvel- und Star Wars-Universum steht den Fans zur unbegrenzten Nutzung zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Serienhighlights, Bonusmaterial und Sequels zu den beliebten Filmen, eine riesige Mediathek mit absoluten Klassikern und echte Raritäten, von denen nicht eingefleischte Fans wussten, dass die Filmemacher von Disney dafür verantwortlich sind. Nicht zuletzt sind auch die hochwertigen Dokumentationen des National Geographic echte Hingucker, die in diesem Umfang bei keinem anderen Anbieter zur Verfügung stehen.

Vor allem Familien aber auch Fantasy- und Comicfans kommen bei Disney+ also voll auf ihre Kosten. Ein Rundum-Sorglos-Programm bietet der Streamingdienst auf lange Sicht trotzdem nicht. Wer Netflix zum Beispiel vor allem wegen der Serienvielfalt abonniert hat, wird auf den Marktführer auch langfristig nicht verzichten wollen. Auch die inzwischen beträchtliche Rubrik der Originals auf Amazon Video mag für viele User ein Grund sein, um nicht ausschließlich auf Disney+ zu wechseln. Außerdem bietet Amazon Video seit Jahren viele interessante Kooperationen mit den Programmen der öffentlich-rechtlichen Sender an. Nostalgiefans und Familien, die noch auf die gute alte Kinderunterhaltung der 80er und 90er Jahre setzen, finden bei Disney+ keinen zufriedenstellenden Ersatz. Für Sportfans bleibt wohl Streaminganbieter Sky ein unverzichtbarer Begleiter.

Als Fazit nach den ersten Monaten mit Disney+ lässt sich vielleicht sagen, dass echte Fans von guter Film- und Fernsehunterhaltung an dem neuen Player auf dem Streamingmarkt wohl kaum vorbeikommen. Insbesondere für Familien ist Disney+ eine echte Bereicherung. Wer sich unbegrenzte Unterhaltung wünscht, wird Disney+ aber langfristig als Ergänzung zu seinem persönlichen Wohlfühlanbieter wählen. Bei den moderaten Abopreisen, mit denen Disney auf dem Markt eingestiegen ist, ist eine Kombination aus zwei oder mehre Abos auch durchaus eine leistbare Option.