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Ausgelöscht

Dusan lebt seit einem Jahr im Krankenhaus, weil er obdachlos ist

DUSAN_KRANKENHAUS
(FOTO: 24Ur-Screenshot)

Stellt euch vor, ihr wohnt seit eineinhalb Jahren in einem Krankenhaus, nicht weil eure Gesundheit das erfordert, sondern weil es nirgendwo anders hingehen kann. Diese unwirkliche Situation ist für die 79-jährigen Dusan Grahovac Alltag geworden. Er kam vor über einem halben Jahrhundert aus Bosnien und Herzegowina nach Slowenien, arbeitete, lebte, wurde aber nie richtig Teil der Gesellschaft. Heute ist er einer der „Ausgelöschten“ – eine Gruppe von Menschen, die ohne Papiere, ohne slowenische Staatsbürgerschaft und ohne Aussicht auf ein normales Leben in Slowenien existieren.

Dusan fand Beschäftigung bei Jeklotehna und später in einer Metzgerei, doch als er arbeitsunfähig wurde, fand er sich im Obdachlosenheim wieder. Eine Tuberkulose zwang ihn schließlich ins Mariborer Klinische Zentrum. Dort blieb er, immobilisiert durch seine Krankheit und ohne Aussicht, in das Obdachlosenheim zurückkehren zu können – ein Gefangener der Umstände.

„Ich bin auf der Straße, ich kann nicht einmal laufen“, beschreibt Dusan seine Lage. Er hat keinen Ort, an den er gehen könnte. Ein Altenheim kommt nicht in Frage, da ihm ein ständiger Wohnsitz fehlt. Eine Krankenhausstation als Zuhause, umgeben von ständig wechselnden Patienten, ist für ihn ein unpassender und belastender Ort, sowohl psychisch als auch körperlich.

Belastete Vergangenheit

Das Problem der „Ausgelöschten“ ist ein dunkler Fleck in der Geschichte Sloweniens, ein Symbol für das Versäumnis, Menschenrechte zu wahren. „Die ‚Ausgelöschten‘ sind der größte schwarze Fleck in der Geschichte der Republik Slowenien, was die Wahrung der Menschenrechte betrifft“, erklärt Natasa Pirc Musar, slowenische Präsidentin. Sie hat wiederholt die Notwendigkeit einer gesetzlichen Lösung betont und einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, in der Hoffnung, dass die Situation der etwa 30 identifizierten Personen ohne Dokumente bald geklärt wird.

Perspektiven und politisches Echo

Sein Fall und das Schicksal anderer „Ausgelöschter“ sind bis in die höchsten politischen Ebenen Sloweniens bekannt. „Wir waren in Kontakt mit allen Verantwortlichen“, fügt ein Sozialarbeiter der Klinik hinzu. Dennoch bleiben es bei Versprechungen und der verzweifelten Hoffnung auf eine Lösung. Nach Schätzungen von NGOs leben derzeit etwa 30 Menschen in Slowenien, deren Status nicht geregelt ist – meist ältere Personen, deren vielfältige Schicksale ein Spiegelbild von Versäumnissen darstellen.