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Entwurf

EU-Kommission will Kennzeichnung für Gentechnik abschaffen

Greenpeace-Aktivist protestieren gegen gentechnisch veränderte Organismen (GVO) auf einem Maisfeld in Lubomia. 2009. (FOTO: EPA/ANDRZEJ GRYGIEL)
(FOTO: EPA/ANDRZEJ GRYGIEL)

Eine neue Verordnung der EU-Kommission könnte dazu führen, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel bald ohne Kennzeichnung auf den Tellern der europäischen Bürger landen. Was sowohl Zustimmung als auch heftigen Widerstand auslöst und die Zukunft der ökologischen Landwirtschaft in Frage stellt.

Trotz der Skepsis vieler Europäer gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln könnten solche Produkte bald ohne Kennzeichnung auf unseren Tellern landen. Das geht aus einem bisher unveröffentlichten Verordnungsentwurf der EU-Kommission hervor, der der Presseagentur dpa in Brüssel vorliegt. Demnach plant die Kommission, bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen von den strengen EU-Gentechnikregeln auszunehmen. Die offizielle Vorstellung des Vorhabens ist voraussichtlich für Juli geplant.

Züchtungen

Die geplanten Regelungen sehen vor, dass Techniken wie die Crispr/Cas-Genschere keinen EU-Gentechnikregeln unterworfen sind, sofern die resultierenden Sorten auch durch Verfahren wie Kreuzung oder Selektion hätten entstehen können. Solche Züchtungen würden nach den Plänen in die sogenannte Kategorie 1 der durch neue Techniken (NGT) gezüchteten Pflanzen fallen. Für die Bio-Landwirtschaft sollen die strengen Gentechnikregeln jedoch weiterhin gelten.

Gleichwertig

Laut Artikel 8 des Entwurfs dürfen die Mitgliedstaaten die absichtliche Freisetzung oder das Inverkehrbringen von NGT-Pflanzen der Kategorie 1 nicht durch Anforderungen verbieten oder beschränken. Der deutsche Bundestagsabgeordnete Karl Bär betrachtet dies als einen „Frontalangriff“ auf das Modell der europäischen Landwirtschaft und sagte: „Pflanzen mit bis zu 20 gentechnischen Veränderungen sollen als gleichwertig mit herkömmlich gezüchteten Pflanzen angesehen werden„. Er sieht darin auch Veränderungen, die weit über das Potenzial klassischer Züchtungen hinausgingen und befürchtet, dass der Vorschlag das Ende der ökologischen Landwirtschaft bedeuten würde, die sich mit immer größerem Aufwand vor Kontamination durch beispielsweise vom Wind verwehte Samen schützen müsste. Bär kritisiert zudem, dass die Europäische Kommission offenbar vollständig vor den Gentechnik-Konzernen eingeknickt sei: „Die Europäische Kommission scheint vollständig vor den Gentech-Konzernen eingeknickt zu sein.“

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Ob die österreichische Bundesregierung Widerstand gegen das Vorhaben leisten wird, ist noch unklar. Das deutsche Bundesumweltministerium hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zu Lockerungen der Gentechnikregeln geäußert, während das von der deutschen FDP geführte Bundesforschungsministerium grundsätzliche Unterstützung signalisierte.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.