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STATISTIK

Fassade des langen Eheglücks bröckelt: Scheidungsrate in Bosnien-Herzegowina steigt

(Foto: iStock)

Nirgendwo in Europa haben sich Ehepaare so selten scheiden lassen wie in Bosnien-Herzegowina. Nun hat die Scheidungsrate in diesem Balkan-Land ebenso zugenommen.

Die „Straße der gebrochenen Herzen“ wird eine Gasse in der bosnisch-herzegowinischen Stadt Banja Luka bezeichnet, in der 40 geschiedene Männer wohnen. Ein Mal jährlich organisieren die Männer ein Treffen, um sich auszutauschen und die Einsamkeit zu lindern. Sie seien nicht stolz darauf, dass sie eine Scheidung hinter sich haben. Viele von ihnen hegen die Hoffnung wieder zu heiraten. Banja Luka führt die Liste der Scheidungen an. Im Jahr 2016 wurden in dieser Stadt 294 Ehen geschieden. Trotz der Folgen des Krieges wies Bosnien-Herzegowina bis 2011 die geringste Scheidungsrate in Europa auf.

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Die niedrige Geburtenrate, die Altersstruktur und die Abwanderung haben gravierende Folgen auf die Einwohnerzahl Bosnien-Herzegowinas.

 

Mit lediglich 0,3 Scheidungen auf 1000 Einwohner lag Bosnien in Sachen dauerhaftes Eheglück weit hinter mitteleuropäischen Staaten wie etwa Österreich (2,36). Doch aktuelle Statistiken belegen, dass auch in Bosnien die Scheidungen zunehmen. Von 1000 Ehen enden 100 in Ternnungen. Derzeit gibt es in Bosnien-Herzegowina 100.000 geschiedene Menschen, bei einer Einwohnerzahl von rund 4 Millionen Menschen. Gründe für Scheidungen gibt es genügend. „Alkoholabhängigkeit, häusliche Gewalt und Arbeitslosigkeit steigen und wirken sich auch Partnerschaften aus“, erklärt die Sozialarbeiterin, Radmila Dasic, aus Banja Luka. Die sinkende Zahl der Eheschließungen schlägt sich auch auf die Geburtenrate aus, die ebenso abnimmt.