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ARBEITSMARKT

Geringfügige Beschäftigung birgt „ein gewissen Maß an Missbrauch“

Geringfügige Beschäftigung
(FOTO: ikk-gesundplus.de/KOSMO)

In den vergangenen 17 Jahren stieg die Anzahl an geringfügigen Jobs in Österreich um 75 Prozent. Die Gewerkschaft wart vor einem „gewissen Maß an Missbrauch“.

Arbeitslose, Studenten, junge Mütter und Pensionisten sehen in einer geringfügigen Stelle eine interessante Möglichkeit etwas Geld dazuzuverdienen. Dies liegt unter anderem daran, dass das Arbeitslosengeld zum Beispiel nicht gekürzt wird, wenn man maximal 425,70 Euro monatlich verdient.

Gleichzeitig ist man durch diesen Min-Job unfallversichert, jedoch verfügt man nicht über eine Kranken-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung. Statistiken zeigen, dass 60 Prozent der geringfügig Beschäftigten Frauen sind.

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Der Bundeskanzler Christian Kern hat in seiner Grundsatzrede einen Mindestlohn von 1500 Euro Brutto gefordert. Dies würde mehr als 350.000 Arbeitnehmer betreffen.

Im Jahr 2000 waren 196.772 Personen in Österreich geringfügig beschäftigt. 2016 belief sich diese Zahl bereits auf 345.632 Menschen – ein Anstieg um 16 Prozent.

Generell problematisch sei diese Beschäftigungsart für den Arbeitsmarkt jedoch nur dann, wenn Menschen unfreiwillig geringfügig arbeiten oder gar mehrere Mini-Jobs gleichzeitig machen.

„Dann kann aus dem Sprungbrett in den Arbeitsmarkt eine Falle werden“, erklärt der IHS-Ökonom Helmut Hofer im Gespräch für die APA. Ebenso müssen sich all jene, die Mini-Jobs mit einem Maximalverdienst von 425,70 Euro monatlich haben, keine Pensionszeit ansammeln.

Wenn man jedoch die Möglichkeit zur Selbstversicherung (60 Euro monatlich) in Anspruch nimmt, so ist man sowohl pensions- als auch krankenversichert. Dies gibt den Beschäftigten gleichzeitig das Recht auf Kranken- und Wochengeld.

Laut dem Ökonomen Hofer sei es schwer abzuschätzen, wie viele Unternehmen geringfügig Beschäftige anstellen, um die Sozialversicherungspflicht zu umgehen.

Gewerkschaft: „gewisses Maß an Missbrauch“
Die Gewerkschaft betrachtet diese Situation mit Vorsicht, da die Gefahr zu Missbrauch auf jeden Fall bestünde. Bei Verdacht wird geraten, sich sofort an die Krankenkasse zu wenden.

Vor allem Jobs im Medien- bzw. Call-Center-Bereich seien oft davon betroffen. In den vergangenen Jahren hätte es die Gewerkschaft jedoch geschafft, die Anzahl der freien Dienstverträge in diesen Branchen stark zu senken.

Geringfügige Beschäftigungen seien allerdings nicht die einzigen atypischen Beschäftigungsverhältnisse, welche in den vergangenen Jahren stark am wachsen sind. So sei die Zahl der neuen Selbstständigen von 21.059 Menschen im Jahr 2000 auf 49.499 im Jahr 2016.