Die serbische Premierministerin Ana Brnabić erklärte gestern, dass sich das Gesundheitssystem in der Hauptstadt in einer akuten Krise befinde und kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Corona-Kranke werden bereits in Krankenhäuser außerhalb von Belgrad gebracht.
„Das Gesundheitssystem in Belgrad steht kurz vor einem Kollaps. Gestern mussten 118 Personen mit einem Beatmungsgerät behandelt werden“, betonte Brnabić nach einer Sitzung des Corona-Krisenstabs der serbischen Regierung.
Ferner erklärte die Premierministern, dass ein Drittel der Erkrankten im Krankenhaus behandelt werden muss. Dies sei auch der Grund dafür, dass die Kapazitäten in den Spitälern der serbischen Hauptstadt überlastet seien.
Überstellungen in Krankenhäuser außerhalb Belgrads
„Wir haben das Krankenhaus in Pančevo, Smeredevo und Požarevac mobilisiert. In Belgrad haben wir nur das VMA und Klinische Zentrum, die sich derzeit nicht im Covid-System befinden und Tag und Nacht als Notaufnahme für alle anderen Fälle handeln“, so Brnabić weiter. Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, bedürfen einer langen krankenhäuslichen Behandlung, was das System „maximal überlaste“, so Goran Stevanović, Direktor der Klinik für Infektiologie in Belgrad.
Ebenso werde man viele der Corona-Kranken in Krankenhäuser schicken müssen, die sich weit von der Hauptstadt befinden. Laut Stevanović seien die Gesundheitseinrichtungen von Smederevo und Požarevac die „einzigen Reserven“, die das Land noch hätte.
Appell an Eigenverantwortung
Die Premierministerin sprach sich öffentlich auch gegen die komplette Ausgangssperre aus, die einige Tage zuvor vom serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić angekündigt wurde. Auf die Frage, weshalb sie sich so entschieden hat, antwortete Brnabić: „Ich denke, dass unser Präsident recht hat – ohne Zweifel. Wenn wir eine Ausgangssperre eingeführt hätten, dann würden wir mit Sicherheit bessere Resultate erzielen. Dafür müsste man jedoch den Außnahmezustand im Land ausrufen.“
Außerdem gebe es derzeit mehr Regionen im Land, wo es keine Corona-Probleme gebe, als jene, die einen Infektionsherd darstellen: „Ich habe mehrfach an die Eigenverantwortung appelliert. Schlussendlich kann dieser Kampf auf der gesamten Welt nur mit genügen Eigenverantwortung geführt werden. Kein Gesundheitssystem kann diesen Kampf gewinnen, wenn Menschen die Maßnahme nicht einhalten. Daher haben wir uns dazu entschieden, die Menschen dort normal leben zu lassen, wo es möglich ist“, so die Premierministerin.
Brnabić betreibt Schadensbegrenzung
Ebenso gab Brnabić zu, selbst auch nicht genügend diszipliniert gewesen zu sein. Sie kritisiere die Bürger Serbiens nicht, da sie selbst in einigen Situationen unverantwortlich gehandelt habe. Damit spielte sie auf die Wahlsiegesfeier ihrer Partei an. Angesichts der Demonstrationen gegen das Vučić-Regime in zahlreichen Städten Serbiens, versuchte sich die Premierministerin gestern sehr verständnisvoll und menschlich zu geben. Viele Medien interpretierten ihr Verhalten als Schadensbegrenzung.
„Es ist mehr als nur möglich, dass dieser Zwischenschritt keine Erfolge bringen wird. Dann ist das mein Fehler und meine Verantwortung – ohne weitere Diskussion. Wenn es keine Erfolge geben wird, dann steht unser Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps“, resümierte sie.
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