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INTERVIEW

Gutachten über Zwillingstod in Floridsdorf – Obduktion gibt traurige Gewissheit! (FOTO)

Was haben Sie unternommen?
Ich habe sie zu einem Arzt der Psychosozialen Dienste gebracht, wo ich das Gespräch übersetzen musste. Man riet mir, sie zu einem Psychiater zu bringen, mit dem sie in ihrer Muttersprache reden könnte. Sie haben mir die Adresse des Krankenhauses Baumgartner Höhe gegeben, wo ein Arzt aus Serbien arbeitete. Bei ihrem mehrstündigen Gespräch war ich nicht dabei, aber am Ende sagte er, dass es sich um Schizophrenie handelte, und riet uns, die Kinder keinesfalls mit der Mutter alleine zu lassen. Ich muss sagen, dass es Vesna besser ging, solange sie in Therapie war. Das Pech war jedoch, dass sie die Ratschläge ihrer Mutter widerspruchslos akzeptierte und dass diese ihr riet, ihre Medikamente abzusetzen, da wir sie damit vergiften wollten. In diesen Pausen kehrte die Krankheit mit voller Intensität zurück.“

War Vesna in stationärer Behandlung?
„Nein, obwohl Živorad den Arzt gefragt hatte, ob es nicht vielleicht besser sei, dass sie einige Zeit im Krankenhaus verbringen würde. Der Arzt sagte jedoch, dass eine Veränderung der Umgebung bei ihr zusätzlichen Stress auslösen würde und dass das den Zustand verschlechtern könnte. Er empfahl meinem Bruder, Vesna in einen Deutschkurs einzuschreiben und möglichst intensiv an ihrer Sozialisierung zu arbeiten. Wir nahmen alle Empfehlungen an, und Živorad war meinem Mann besonders dankbar, weil er sich, obwohl er Österreicher ist, ebenfalls an der Sorge um die Kinder und ihre Mutter, die in ihrer eigenen Welt lebte, beteiligte.“

Živorad sieht sehr schlecht aus. Seine Hände zittern sichtlich und der starre Gesichtsausdruck ändert sich nur, wenn ihm immer wieder die Tränen in die Augen treten. (FOTO: zVg.)

Ist es Ihnen schwergefallen, sich um die Familie Ihres Bruders zu kümmern?
„Živorad ist mein einziger Bruder und ich habe seine Kinder als Tante sehr geliebt. Ich konnte sie, als sie so klein waren, nicht sich selber überlassen, denn mein Bruder arbeitete den ganzen Tag. Darum bin ich nach der Arbeit zu meiner Schwägerin und den Kindern gerannt, und wenn ich länger arbeiten musste, sind meine Freundinnen und Nachbarinnen eingesprungen. Eines Tages waren die Kinder, als ich zu ihnen kam, in ihrem Zimmer eingeschlossen. Ich fragte Vesna, warum sie sie dort alleine ließ, sie waren ja noch so klein. Sie sagte mir, dass die Kinder sie verschlucken würden, denn ihre Münder seien riesig, sie hätten sich in Vampire verwandelt.

Dennoch hoffte ich, dass sie mit ärztlicher Hilfe zurechtkommen würde, auch wenn die Diagnose schrecklich war. Darum war ich immer an ihrer Seite. Als Suzana und Tanja drei Jahre alt wurden, meldete Živorad sie in einem privaten Kindergarten an, was schwer war, weil ihre Mutter nicht arbeitete. Dort waren sie zumindest einige Stunden am Tag in Sicherheit und auch mich entlastete das in gewisser Weise.“

Trotz der Feststellung, dass Sie ehrlich geholfen haben, war Vesna gegen Sie.
„Sie war häufigen Stimmungsschwankungen unterworfen, was ich ihrer Krankheit zugeschrieben habe. Ich habe mich darüber nicht geärgert. Allerdings hat mich eine Situation sehr verletzt. Etwa zwei Jahre vor ihrem Auszug ins Frauenhaus sagte mir unsere gemeinsame Frisörin, die zu uns ins Haus kam, dass Vesna den Müttern der Kindergartenfreundinnen erzählte, dass ich sie misshandelte und dass ich meinem Bruder nicht erlaubte, das Bett mit ihr zu teilen. Sie betonte, dass die Kinder das bestätigten.

Ich traf sie vor der Schule mit diesen Frauen an und fragte sie, warum sie Lügen verbreitete, aber sie antwortete frech, dass sie erzählen würde, was sie wolle. Ich fragte auch die Kinder, warum sie so etwas erfänden, und sie antworteten, dass es ihnen die Mama so gesagt hätte. Da habe ich begonnen, sie nur noch alle drei Monate zu besuchen, denn ich war wirklich wütend. Aber Vesna brachte die Kinder häufig zu mir, denn mein Mann übte mit ihnen Deutsch und ich las ihnen Kapitel vor und wir erzählten sie gemeinsam nach. Živorad nutzte ebenfalls jeden freien Moment, um mit den Mädchen zu lernen und sich seiner Frau zu widmen.“

Dennoch standen Sie trotz Ihrer selbstlosen Hilfe aufgrund einer Anzeige Vesnas wegen Gewalt vor Gericht, und die Kinder bestätigten das.
„Nach ihrem Auszug ins Frauenhaus wurde vor Gericht wegen angeblicher Gewalt gegen Vesna und die Kinder ein Verfahren gegen meinen Bruder und mich eröffnet. Das war sehr schwer für mich wegen der vielen Unwahrheiten, die da erzählt wurden, und besonderes verletzten mich die Worte meiner Nichten. Aber ich verstand, dass sie sich immer nach der Aufmerksamkeit ihrer Mutter sehnten, die sie ihnen aufgrund ihrer Krankheit nicht in hinreichendem Maße geben konnte. Sie versuchten, ihr näherzukommen, daher wiederholten sie Vesnas Beschuldigungen, um ihr ihre Loyalität zu zeigen. Es gab einen Moment vor Gericht, als Tanja sagte, dass sie in unserer Gegenwart nicht gegen Živorad und mich sprechen könnte.

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Allerdings überredete die Beamtin des Jugendamtes das Kind auf perfide Weise, die auswendig gelernten Anklagen zu wiederholen. Die Bitterkeit über diesen Prozess verschwand auch nicht, als das Gericht die Anklage abwies. Ich habe damals gesehen, wohin der Eifer des Jugendamts führte, das immer im Recht sein wollte. Ich habe die Beamtin jeden Tag angerufen und gebeten, auf die Kinder achtzugeben, denn ich wusste, dass die Mutter das nicht konnte. Aber sie sagte mir einmal, ich sollte mir keine Sorgen mehr machen, denn auch eine Mutter mit Schizophrenie könnte mit ihrer Hilfe eine gute Mutter sein. Vielleicht wäre sie das auch gewesen, wenn man ihr die versprochene Hilfe gewährt hätte.“

Ljiljana, Sie haben keine Kinder. Hätten Sie den Kindern ihres Bruders gerne die kranke Mutter ersetzt?
„Nein! So etwas ist mir nie in den Sinn gekommen. Mein Mann hat Kinder aus erster Ehe, daher haben wir nie an eigene Kinder gedacht. Und selbst wenn ich solche Wünsche gehabt hätte, hätte mein Mann nie erlaubt, dass ich die Kinder meines Bruders zu mir nehme. Wir waren Tante und Onkel, wir wollten ihnen helfen, so gut wir konnten, aber nicht mehr als das. Um Vesna haben wir uns maximal gekümmert, denn wir wollten, dass die Kinder eine gesunde Mutter haben und mein Bruder eine gesunde Frau. Ich habe meiner Schwägerin beigebracht, sich moderner zu kleiden und zu schminken. Ich habe mich wirklich bemüht, ihre Ehe zu verbessern. Leider hat sie das während ihrer Krankheitsschübe alles wieder vergessen.“