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PLATZMANGEL

Hauptwohnsitz ummelden für einen besseren Schulplatz

Symbolfoto. iStock/Elmar Gubisch
Symbolfoto. iStock/Elmar Gubisch

Ein wohl schon seit längerem bekanntes Phänomen: Startet die Schule bald wieder, gibt es massenweise Ummeldungen von Minderjährigen. Es scheint, als ob einige Kinder schon so selbstständig wären, als das sie Mama und Papa nicht mehr brauchen würden.

Aber der Schein trügt. Denn natürlich ziehen die Kinder nicht wirklich um. Zumindest nicht ohne ihre Eltern. Und so hat sich eine gängige Praxis an österreichischen Schulen entwickelt. Zum Zwecke einer besseren Reihung bei der Schulanmeldung, werden Kinder kurz vor Start der Anmeldewochen einfach bei Freunden und Bekannten gemeldet. So explodieren die Meldezahlen in Bezirken mit „besseren Schulen“ vor der Einschreibung schlagartig.

Zweck der Ummeldung

Sinn und Zweck der falschen Hauptwohnsitz-Ummeldung ist eine Schule. Unzwar eine bestimmte Schule. Wenn es nach Eltern mit Migrationshintergrund geht, soll es möglichst eine Schule mit geringem Ausländeranteil sein. Und das ist nun mal, je weiter man in die Innenstadt reingeht, dort umso wahrscheinlicher.

So sieht die gängige Praxis vor, den Hauptwohnsitz der Kinder bei Freunden und Verwandten – die möglichst nah an der Wunschschule wohnen – anzumelden. Es reichen zwei bis drei Monate vor der Schulanmeldung.

Praxis und Verzweiflung

Auch Bianca (Name von der Redaktion geändert) kennt diese Vorgehensweise. Sie ist Mutter von vier Kindern und hatte bei den zwei älteren Kindern keine Probleme bei der Volksschulanmeldung. Die sind allerdings auch schon groß und dem Schulalter entwachsen. Biancas Volksschulkind geht momentan in die zweite Klasse. Hier hatten sich schon einige Anmeldeschwierigkeiten eingeschlichen. Gern wollte man das Kind in die Astrid Lindgren Schule in der Sonnenuhrgasse schicken. Zumal man einige Meter davon entfernt wohnt. Eigentlich logisch. Knapp ist es sich mit dem Platz ausgegangen und man war heilfroh als man dann noch Geschichten von anderen Eltern hörte: Kinder wären umgemeldet worden um einen Platz in der Sonnenuhrgasse zu erhalten. Einige hatten Glück und wurden auch genommen. Der Schulweg wäre für die Kleinen nun unmenschlich. Die Kinder müssen nun jeden morgen mit dem Auto gefahren werden, weil die Entfernung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu gefährlich wäre – zu weit weg und zu lange Fahren müssten die Kinder antreten.

Und das alles nur, damit die Kinder in eine Klasse kommen, in der eine ausgewogene Gruppennationalität herrscht.

Die Lehrer und Direktoren einiger Schulen würden diese Praxis schon kennen. Etwas dagegen tun könnten sie nicht. Bleibt abzuwarten, wie sich der Platzmangel an Schulen in den inneren Bezirken in Zukunft auswirkt.

Straftat

Ein Kavaliersdelikt ist eine falsche Wohnsitzmeldung nicht. Bei dieser Art der Verwaltungsübertretung kann eine Geldstrafe von bis zu 1500 Euro erhoben werden. Der Versuch ist strafbar.